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Krisenfest leben

Krisenfest leben

Titel: Krisenfest leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Engelbrecht
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Wenn wir uns aus der Bahn geworfen fühlen, ist es heilsam, dem Immer-Wiederkehrenden Aufmerksamkeit zu schenken; der Stetigkeit des Wassers, dem Sonnenaufgang und -untergang, dem Werden, dem Vergehen und dem Neubeginn. Dies schafft eine Resonanz für die Freisetzung der Lebenskraft in uns, die wir in Krisenzeiten brauchen.
    Eine solche annehmende Einstellung richtet unser Denken und Fühlen unterschwellig darauf aus, Lösungen zu finden. Wenn wir dagegen in Passivität und Selbstmitleid stecken bleiben, andere oder »das Schicksal« anklagenoder darauf warten, dass sich alles von alleine »irgendwie klärt«, wird die entstandene Situation, unter der wir leiden, uns noch viel länger belasten. Dies sollten wir uns gerade in Zeiten der Mutlosigkeit und des Zweifelns vor Augen halten.
    Sagen Sie sich immer wieder, dass Ihre momentanen Gefühle ganz normal sind und zur Bewältigung einer Krise einfach mit dazugehören. Trauer nach Verlusterlebnissen, Angst angesichts existenzieller Bedrohung oder Niedergeschlagenheit in Konfrontation mit ausweglos erscheinenden Lebensumständen: das alles sind völlig natürliche Reaktionen auf Schicksalsschläge, Verluste und Enttäuschungen.

    Leben Sie nur einen Tag auf einmal

    Gerade wenn Sie mit sehr vielen Unwägbarkeiten konfrontiert sind, können Sie leicht die Orientierung verlieren und das Gefühl haben, überhaupt nicht mehr zurechtzukommen. Dies ist oft nach einem schweren Verlust, dem Tod eines nahestehenden Menschen, dem Scheitern eines Lebensentwurfes oder dem Erleiden einer Katastrophe der Fall. Die Fülle oder die Schwere dessen, was nun zur Bewältigung ansteht, scheint erdrückend.
    Hilfreich ist es dann, in »zeitdichten Schotten« zu leben, wie Dale Carnegie es einmal anschaulich formuliert hat. Das heißt, Sie nehmen sich immer nur für einen einzigen Tag vor, mit der Situation zurechtzukommen.
    So wie die wasserdichten Schotten eines Schiffes verhindern, dass der Ozean in die Kabine schwappen kann, verhindern die zeitdichten Schotten, dass das Meer der Sorgen, der Befürchtungen und der Verzweiflung uns überschwemmt.
    Der Ausblick auf Wochen voller Leid und Trauer oder auf eine Heerschar drohender Ungewissheiten kann unsin der Vorstellung tatsächlich wie ein endloser Ozean vorkommen. Ein einzelner Tag hingegen ist zu schaffen; ein Tag ist eine überschaubare, handhabbare Einheit. Sagen Sie sich etwas wie: »Heute kann ich es schaffen, mit der Situation zurechtzukommen. Nur für heute nehme ich mir vor, den Kopf oben zu behalten und den Tag so gut wie möglich zu meistern.«
    Beginnen Sie jeden neuen Tag damit, sich selbst zu versichern: »Nur für heute …« und konzentrieren Sie sich mit Ihren Gedanken auf die Bewältigung dieses einen Tages – bis Sie irgendwann spüren, dass Sie die Realität allmählich annehmen können ohne in Verzweiflung zu verfallen.
    Gefühle akzeptieren und loslassen
    Der amerikanische Physiker und Unternehmer Lester Levenson hat in den 1950er Jahren angesichts einer lebensbedrohlichen Erkrankung eine Methode entwickelt, die eng verwandt ist mit der Tag für Tag-Betrachtungsweise. Hier geht es darum, die Realität – zunächst für eine kurze Zeitspanne – als gegeben hinzunehmen, ohne sich dagegen aufzulehnen. Die Übung kann jederzeit und überall durchgeführt werden. Sie beinhaltet vier Fragen, die sich auf ein Gefühl richten, unter dem Sie momentan leiden oder von dem Sie sich überwältigt fühlen.
    Wenn Sie sich also über etwas ärgern, sich ängstigen oder deprimiert sind, dann gehen Sie nach innen und denken Sie an das, worauf sich dieses Gefühl bezieht, an die Person oder Situation, um die es geht. Nehmen Sie nun bewusst wahr, was Sie gerade fühlen und beantworten Sie spontan und aufrichtig die folgenden Fragen:

Kann ich dieses Gefühl in diesem Moment akzeptieren?
Kann ich dieses Gefühl jetzt loslassen – nur für diesen Moment?
Würde ich dieses Gefühl auch ganz loslassen?
Wann würde ich dies tun?
    Es kann gut sein, dass Ihnen bei dieser Übung klar wird, dass dieser Schritt, das Geschehen zu akzeptieren, einfach vollzogen werden muss. Es kann aber auch die Erkenntnis reifen, wie schwer es Ihnen fällt, die Situation und Ihre Gefühle zu akzeptieren, wie sehr Sie sich dagegen sträuben, die Realität wirklich anzunehmen. Wiederholen Sie die Übung einige Male und beobachten Sie, was sich dabei ändert. Es wird Ihnen zusehends leichter fallen, zumindest für den Moment Abstand zu finden. Damit gewinnen Sie

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