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Krisenfest leben

Krisenfest leben

Titel: Krisenfest leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Engelbrecht
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für sich selbst tun können. Das kann ein Spaziergang sein, vielleicht auch zusammen mit jemand anderen, dessen Gegenwart Ihnen gut tut. Vielleicht machen Sie auch eine Reise, die Ihnen dabei helfen kann, etwas Abstand zu finden und die Ereignisse mit anderen Augen zu sehen.
    Um eine Krise durchzustehen, brauchen Sie Energie und Geduld. Sorgen Sie so gut wie es Ihnen jetzt eben möglich ist dafür, dass Sie bei Kräften bleiben. Dies erleichtert es Ihnen, Halt zu finden und langsam auch Zuversicht zu entwickeln.
    Auch wenn dies schwer fällt: Je umfassender wir das Geschehene akzeptieren und je besser wir uns mit der neuen Situation arrangieren können, desto besser wird es uns langfristig – seelisch wie körperlich – gehen. Akzeptanz erfordert psychische Kraft und es dauert manchmal eine Weile, bis wir uns beispielsweise nach einem Scheitern oder einem großen Verlust halbwegs dazu in der Lage fühlen.

Ausblick
Je besser Sie Ihre Situation akzeptieren können, desto fester wird auch der Boden unter Ihren Füßen.
Dies ist eine gute Basis dafür, mit sich selbst ins Reine zu kommen.
Akzeptanz verändert auch die Art und Weise, wie andere Sie unterstützen können. Ihnen nahestehende Menschen können Ihnen Hilfsangebote machen. Sie schrecken nicht mehr vor Ihren heftigen Gefühlen zurück, da Sie durch die Annahme Ihrer Situation zumindest teilweise die Kontrolle zurück gewonnen haben.
Die Kontrolle über Ihre Gefühle mehr und mehr wieder zu gewinnen, steigert auch Ihr Selbstvertrauen.

    Interview mit Boris Grundl
    Boris Grundl brach sich mit 25 die Wirbelsäule, als er in einem Mexikourlaub von einer hohen Klippe ins Meer sprang. Trotz dieses heftigen Schicksalsschlages hat er später als Führungskraft und Führungsexperte Karriere gemacht. Er ist heute Management-Trainer, Kongress-Redner, Unternehmer, Autor sowie Inhaber der Grundl Leadership Akademie.

    Herr Grundl, als Ihnen nach Ihrem schweren Unfall bewusst wurde, querschnittsgelähmt zu sein, was war da Ihre erste Reaktion, was dachten Sie und was fühlten Sie?
    Bevor die Krise so richtig emotional losging, war die allererste Reaktion: Ich will nichts wissen, ich will mich zurückziehen und will nur Ruhe und Abstand. Ich habe nichts bewertet, nicht nachgedacht, nichts. Ich habe alles einfach nur verdrängt. Es war wie ein völliger Rückzug, ein innerlicher, mentaler Rückzug.

    Was war für Sie am schwersten zu akzeptieren? Was hat Ihnen am meisten zu schaffen gemacht?
    Im Grunde waren das zwei Dinge: Einmal ging es um die Bewältigung von dem, was ich für Erwartungen habe, was ich mir vorstelle, was ich mache und tue. Das andere ist: ich als Behinderter in dieser Gesellschaft. Das erste ist eine Sache, die können Sie mit sich ausmachen und dann sagen, okay, die Verantwortung ist zu übernehmen. Das war praktisch die erste Hürde und ich dachte: So, wenn du die hast, dann hast du es. Doch dann kam noch eine größere Hürde: die Reaktion von anderen auf den Rolli, dassman beispielsweise über mich spricht, während ich da bin. Dass die anderen zu wissen glauben, was ich brauche. Damit klarzukommen, ist schwer. Wenn die Leute den Rolli sehen, denken sie sofort: hilflos.
    Inzwischen ist es aber anders. Wenn die mich kennenlernen und mehr darüber wissen, was ich mache, kommen manche auf mich zu und entschuldigen sich sogar dafür, wie sie mich innerlich wahrgenommen haben am Anfang. Ein Gesprächspartner sagte einmal: »Sie haben mir, nur dadurch, dass ich Sie kennenlernen konnte, beigebracht, was Vorurteile sind.«

    Gab es Reue, Selbstvorwürfe, Selbstmitleid, Hadern mit dem Schicksal?
    Das Schlimme waren wirklich die Vorwürfe an meinen Selbstwert. War ich lebensverachtend, weil ich diese Grenzsituation gesucht hatte? War ich einfach nur jemand, der denkt: Mir kann eh nichts passieren? Was war’s denn, dass ich mit dem Leben so unachtsam umging, so sorglos? Vor allem in den Nächten kamen die Angst und die ganz großen Vorwürfe: Wie konntest du dir so etwas antun? Und fast noch schlimmer: Welchen Wert kann es jetzt noch geben?
    Selbst bemitleidet habe ich mich nicht so sehr, vielmehr habe ich stark gezweifelt, ob ich in mir die Größe finde, das zu tragen. Zuerst habe ich versucht, die Verantwortung wer weiß wo zu suchen, habe aber gemerkt, dass es mir damit eher schlechter ging. Die emotionale Stärke ist gewachsen, je mehr ich komplett die Verantwortung übernommen und alles bei mir belassen habe. Da habe ich gemerkt: Jetzt werde ich

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