Krisenfest leben
handlungsfähiger.
Was gab Ihnen damals die Kraft, nach vorn zu denken und optimistisch zu sein?
Im Grunde war es die Sicherheit, dass es irgendetwas geben wird, auch wenn ich es noch nicht sehe.
Gab es nach Ihrem neuen Anfang auch Zeiten, in denen Sie an sich zweifelten und sich mutlos fühlten?
Ja, das waren die ganz normalen Niederlagen, die dann kamen. Zum Beispiel die erste Ehe, die nicht gehalten hat. Oder als ich von einem Konzern abgeworben wurde und nach einer Weile gemerkt habe, dass das nicht meine Zukunft sein wird. Viel umgezogen bin ich, das ist für Rollstuhlfahrer nicht so einfach. Ich bin häufig an Grenzen gestoßen: meiner körperlichen Kräfte, der mentalen Kraft, meiner Willenskraft, wenn es einfach nicht weiterging. Das Gute war, dass ich gar nicht so ein Riesenbild davon hatte, wo ich hin will. Das, was ich jetzt mache, das sehe ich erst seit drei bis vier Jahren. Davor habe ich immer den nächsten Schritt gemacht und mir gesagt: Der führt mich irgendwo hin. Auf den Schritt habe ich mich dann konzentriert. Mit der Kraft und dem Selbstvertrauen, das ich dazugewonnen habe, wurden dann die Bilder immer größer. Am Anfang hatte ich kein Selbstvertrauen, also hatte ich auch kein Bild. Für mich steht vor einem Ziel immer das Selbstvertrauen.
Welche Menschen haben Sie in der Zeit, als Sie Ihr Leben neu organisierten, als inspirierend erlebt und warum?
Das Wichtigste, was ich lernen musste, war, dass ich mich nicht nur an einem Menschen orientiere.Ich habe unterschiedliche Menschen kennengelernt und gemerkt, dass ich von jedem bestimmte Dinge lernen kann – und das ist heute noch so. Immer wenn mich etwas beschäftigt hat, habe ich jemanden gesucht, der in dem Bereich erfahren ist und etwas kann – und dann habe ich mir das abgeguckt.
Woher beziehen Sie Ihre Energie und Ihre Zuversicht?
Ich habe über zehn Jahre an meiner »Mission« gearbeitet. Also an der Frage: Wer bin ich? Die Selbsterkenntnis erfolgt stufenweise. Der letzte große Durchbruch war, dass ich mich als Möglichkeit sehe, anderen zu Kraft, Wachstum und Größe zu verhelfen. Damit war meine Positionierung abgeschlossen. Ich habe meine Mission gefunden. Energie und Zuversicht kommen aus der Mission heraus.
»Konzentriere dich auf das, was da ist« ist ein wesentlicher Bestandteil Ihrer Philosophie. Sich konsequent auf das Machbare zu zentrieren: Ist dies eine Qualität, die Sie von Hause aus hatten oder haben Sie dies erst entwickeln müssen?
Das musste ich entwickeln. Das war eine Strategie. Wir sind ja gewohnt zu vergleichen und zu urteilen. Doch »bei sich zu bleiben« ist wichtig. Immer wieder zu sich gehen: Wo sind meine Möglichkeiten? Wo sind meine Wege? Im Ideal wird das zu einer inneren Haltung. »Bei sich bleiben« ist für mich eine Überlebensstrategie gewesen, die später auch gewisse mentale Fähigkeiten mit sich brachte. Anerkennen, was ist. Egal in welcher Krise man sich befindet: Dieses Anerkennen halte ich für die größte Leistung.
Welchen großen Vorteil bringt jede Krise und wie kann man ihn nutzen?
Das Wichtige ist, aus der eigenen Erfahrung heraus zu wissen, dass die Krise für irgendetwas hilfreich ist, auch wenn ich es jetzt nicht erkenne. Die Krise will mir nichts Böses. Aus jeder Krise kann ich lernen zu sehen, welche Anzeichen es vorher gab, die ich nicht wahrgenommen habe. Krisen sind vertagte Probleme. Ein Problem klopft an und wir sagen: Nee, will ich nicht, Tür zu. Problem kommt wieder, etwas größer und von einer anderen Seite: Nee, will ich nicht, Tür zu. Dann klopft es irgendwann nicht mehr an, sondern kommt wie eine Lawine durch die Tür.
Was muss beachtet werden, damit aus einer Krise eine Chance entsteht?
Das Wichtigste ist, dass Krisenbewältigung einen nötigt, mehr Tiefgang zu entwickeln, um eine Antwort zu bekommen. Sie können die Krise mit dem momentanen Bewusstseinszustand nicht lösen, müssen also tiefer einsteigen als bisher. Und das ist Ihre Chance.
Wie motivieren Sie sich in schlechten Zeiten?
Grundlage ist immer: Annehmen, was da ist. Es ist die Dankbarkeit für alles, was da ist. Mit diesem Annehmen von dem, was ist, kommt automatisch wieder die Kraft zu handeln. Das Gegenteil davon ist die Ohnmacht. Ich komme aus der Ohnmacht nur heraus, wenn ich annehme, was da ist.
Dritte Stärke:
Mit sich selbst ins Reine kommen
Die Bewertung einer Situation ist entscheidend
Krisen schaffen Instabilität, sie erschüttern unser Weltbild, schleudern uns aus unserer
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