Krisenfest leben
Lebenssituationen zu bewältigen, ohne psychisch Schaden zu nehmen.
Mittlerweile beschäftigen sich Forscher weltweit mit diesen psychischen Schutzfaktoren, mittels derer wir negative äußere Umstände ausgleichen und abwehren können. Und es gibt eine gute Nachricht: Nahezu alle Forscher sind davon überzeugt, dass Resilienz-Faktoren nicht ausschließlich eine Frage der Gene oder Einflüssen in der frühkindlichen Erziehung zu verdanken sind, sondern dass wir auch als Erwachsene Resilienz erlernen können.
Es ist nie zu spät …
Lange Zeit galt der Satz: »Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.« Man war überzeugt, die Prägungen in der Kindheit seien so entscheidend, dass man später kaum noch etwas Wesentliches daran ändern könne, wie ein Mensch denkt und fühlt.
Wie man heute weiß, stimmt dies jedoch nur zum Teil. Zwar sind die Dinge, die man in der Kindheit lernt, tief verwurzelt. Auch lernen Kinder vieles wie von selbst oder zumindest fällt es ihnen leichter als Erwachsenen. Das gilt jedoch für nahezu alle Bereiche: für die Fähigkeit, aus Krisen gestärkt hervorzugehen, ebenso wie für das Erlernen von Sprachen, physikalischen Zusammenhängen, geografischen Fakten oder den Umgang mit technischen Geräten. Ebenso, wie ein 40- oder 50-Jähriger natürlich noch Ungarisch oder die Anwendung eines neuen Computerprogramms erlernen kann, so kann auch jeder Erwachsene zu jedem Zeitpunkt seines Lebens seine Krisenfestigkeit stärken. Wenn man die 50 überschritten hat, dauert es vielleicht etwas länger – doch hat man zu diesem Zeitpunkt in der Regel auch schon mehr Geduld und Durchhaltevermögen entwickelt.
Wem die innere Stärke nicht in die Wiege gelegt wurde, der muss sich nicht damit abfinden.
Für unseren Umgang mit Krisen bedeutet dies: Größtenteils entscheidet die Einstellung gegenüber einer Situation darüber, als wie belastend wir sie erleben – unabhängig von der tatsächlichen Belastung. Einstellungen, die wir irgendwann im Laufe unseres Lebens gelernt und die sich mit der Zeit verfestigt haben, lenken unser Denken, Fühlen und Tun, bilden Verhaltensmuster aus. Sie ähneln häufig begangenen Wegen, die sich mit der Zeit immermehr ausprägen. Gelingt es, eine Einstellung zu verändern, so beeinflusst dies natürlich auch Gedanken, Gefühle und Verhalten. Um beim Beispiel des Weges zu bleiben: Ein neuer Pfad wird gebahnt und je häufiger er begangen wird, umso prägnanter und breiter kann auch er werden. Während der alte Weg langsam zuwächst, wenn er nicht mehr oder nur selten begangen wird, gewinnt der neue Weg dann immer mehr an Kontur. Wir haben also die Chance, Einstellungen, Überzeugungen und Denkmuster, die für unsere Persönlichkeit und unsere Weiterentwicklung ungünstig sind, positiv zu verändern bzw. durch förderliche Muster zu ersetzen. Wir können es in jedem Lebensalter lernen, an Herausforderungen zu wachsen, uns von Schicksalsschlägen nicht unterkriegen zu lassen und auf die Wechselfälle des Lebens flexibel zu reagieren.
Die acht Stärken krisenfester Menschen
Niemand muss mehr glauben, er sei eben ein Pechvogel oder ihm würden wesentliche Fähigkeiten für ein gutes Leben fehlen. Jeder kann sich in eine Richtung entwickeln, die ihn (wieder) mehr Freude am Leben haben lässt. Doch was macht stark? Im nachstehenden Kasten sind acht Fähigkeiten aufgeführt.
Das macht stark
Die Fähigkeit, sich einer schwierigen Situation zu stellen, sie wahrnehmen und einschätzen zu können.
Die Fähigkeit, Unabänderliches zu akzeptieren.
Die Fähigkeit, bei Fehlschlägen und ungünstigen Entwicklungen mit sich selbst wieder ins Reine zu kommen.
Die Fähigkeit, auf andere zuzugehen und Unterstützung anzunehmen, aber auch anderen Unterstützung zu geben.
Die Fähigkeit, auf eigene Kräfte und Ressourcen zu vertrauen.
Die Fähigkeit zum Optimismus.
Die Fähigkeit, lösungsorientiert zu denken und zu handeln.
Die Fähigkeit, sich nach Schicksalsschlägen neue Ziele zu setzen.
Wahrnehmung, Akzeptanz, mit sich ins Reine kommen, Unterstützung suchen, Selbstvertrauen, Optimismus, Lösungsorientierung, sich neue Ziele setzen. Das klingt gut, aber: Wie geht das? Wie lässt sich diese Krisenfestigkeit erlernen? Was können Sie dafür tun, die entsprechenden Fähigkeiten in sich selbst zu fördern?
In diesem Buch werden Sie diese acht Stärken, die Bestandteil der Krisenfestigkeit sind, näher kennenlernen. In jedem Kapitel entdecken, erleben und trainieren Sie eine dieser
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