Krishna-Zyklus 10 - Die Kontinente-Macher
Ordens die Strafe für Feigheit Verstümmeln bei lebendigem Leibe ist?«
Bei der Geschwindigkeit, mit der Volhaj zurückwich, war es nur eine Frage der Zeit, wann er den Zuschauern in der vordersten Reihe auf die Zehen treten würde. Und in der Tat begannen diese auch schon nervös ihrerseits zurückzuweichen. Volhaj taumelte mehr, als dass er ging; dies trieb Borel, der es nicht mit ansehen konnte, wie sein Favorit immer mehr in Bedrängnis geriet, schier zur Verzweiflung.
Aus einem spontanen Impuls heraus zückte Borel sein eigenes Schwert und rief: »He, Volhaj, nicht umdrehen, ich hab was für dich!« Er packte sein Schwert in der Mitte der Klinge und warf es wie einen Speer nach vorn, so dass es mit der Spitze direkt neben Volhaj im Erdboden stecken blieb. Dieser ließ seinen Dolch fallen, raffte das Schwert auf und stürzte sich mit neu erwachtem Kampfgeist auf seinen Gegner.
Dieser war so überrascht, dass er für einen Moment seine Deckung vernachlässigte. Getroffen von Volhajs mächtigem Streich, ging er mit einem dumpfen Aufprall zu Boden. Sofort war Volhaj über ihm, stellte ihm den Fuß auf die Brust und versenkte die Klinge mit einem Ruck in der ungepanzerten Gurgel seines Gegners … Als Borel die Augen wieder aufschlug, lag Shusp in den letzten Zuckungen. Applaus und Hurrarufe, und dann strömte die Menge zum Totalisator.
Volhaj kam zurück an die Stelle, wo Borel stand, und rief schweratmend, aber lächelnd: »Sir Felix, der Rote, ich sehe erst jetzt, dass Ihr es wart, der mir geholfen hat.«
»Woher wisst Ihr das?«
»Ich sehe es an Eurer leeren Scheide, Freund. Hier habt Ihr Euer Schwert mit bestem Dank zurück. Ich glaube nicht, dass der Schiedsrichter irgendwelche Schritte gegen Euch in die Wege leiten wird, weil der Hauptkläger ja nicht mehr imstande ist, Protest einzulegen. Ich danke Euch vielmals für Eure Hilfe. Ihr könnt jederzeit mit mir rechnen, wenn Ihr in der Klemme stecken solltet.« Er drückte Borel herzlich die Hand und ging ermattet zurück zu seinem Wigwam.
»Es war eine tapfere Tat, Sir Felix«, sagte Zerdai und schmiegte sich liebevoll an seinen Arm, als sie sich durch das Gewühl den Weg zurück zu ihrem Gespann bahnten.
»Ich fand daran nichts Besonderes«, entgegnete Borel wahrheitsgemäß.
»Wenn Sir Shusp gewonnen hätte, dann hätte er Euch herausgefordert!«
»Gluck!« entfuhr es Borel. Daran hatte er gar nicht gedacht.
»Was ist, mein Gebieter?«
»Ach, nichts weiter. Ich habe irgendwas im Hals. Komm, beeilen wir uns, dass wir weg sind, bevor die Massen zurückströmen. Hopp hopp, Galahad!«
Zerdai zog sich jedoch gleich nach dem Abendessen zurück und ließ sich auch gleich für das Nachtmahl entschuldigen; sie hätte Kopfschmerzen von der Aufregung.
Was Kubanan zu der Bemerkung veranlasste: »Das wundert mich ein bisschen; sie ist nämlich seit Sir Shurgez’ Abreise nicht mehr so guter Laune gewesen wie seit Eurer Ankunft.«
»Ihr meint, sie hatte Kummer wegen eines Freundes, bis ich kam und sie wieder aufmunterte?« Eigentlich eine gute alte Haut, dieser Kubanan, dachte Borel. Schade, dass ausgerechnet er der Sündenbock bei meinem Projekt sein muss. Aber Geschäft ist Geschäft.
»So ist es. Ach, Felix, es ist wirklich traurig, dass Ihr von einer anderen Gattung seid, so dass sie Euch niemals ein Ei legen kann! Der Orden könnte nämlich Nachwuchs mit Euren Qualitäten gut gebrauchen. Selbst ich – sentimentaler alter Trottel, der ich bin – denke oft, wie schön es wäre, wenn Ihr mein Schwiegersohn wäret und Zerdais Eier meine eigenen Enkelkinder, so als wäre ich ein einfacher Gemeiner mit einer Familie.«
»Was ist mit diesem Shurgez?« fragte Borel mit leichtem Unbehagen in der Stimme. »Was ist mit ihm passiert?«
»Der Großmeister hat ihn auf eine schwere Mission ausgesandt.«
»Was für eine Art von Mission?«
»Er soll den Bart des Königs von Balhib herschaffen.«
»Und was will der Orden mit dem Bart dieses Königs? Wollt ihr in das Polstereigewerbe einsteigen?«
»Natürlich nicht«, antwortete Kubanan. lachend. »Der König von Balhib hat den Orden jüngst durch freches Verhalten herausgefordert, und da haben wir beschlossen, ihm eine Lektion zu erteilen.«
»Und warum wurde ausgerechnet Shurgez dazu auserwählt?«
»Wegen seines heimtückischen Mordes an Bruder Sir Zamrán.«
»Und warum hat er diesen Zamrán ermordet?«
»Kennt Ihr die Geschichte denn nicht – ach, ich vergaß, Ihr seid ja noch neu hier. Sir Zamrán war
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