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Kristall der Macht

Kristall der Macht

Titel: Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Felten
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wie eine Katze.« Er wählte bewusst einen leicht bewundernden Unterton, während er sprach. Sollte der König ruhig glauben, dass er der Frau aufgrund ihrer bezaubernden Erscheinung helfen wollte. Dann würde er wenigstens nicht nach anderen Gründen suchen. »Noch mehr aber als ihr Äußeres beeindruckte mich die Hartnäckigkeit, mit der sie mir ihr Anliegen vortrug. Sie scheint tatsächlich davon überzeugt zu sein, dass sie uns im Kampf gegen die Rakschun helfen kann.«
    »Oho, das wird ja immer besser.« Der König schüttelte lachend den Kopf. »Was ist sie? Eine Gesandte der Götter? Eine mächtige Magierin oder eine dieser Berserkeramazonen, die es der Sage nach allein mit einem ganzen Heer aufnehmen können?«
    »Vielleicht solltet Ihr sie das selbst fragen.« Triffin spürte, dass er Azenors Interesse geweckt hatte, und fügte hinzu: »Mir hat sie es nicht verraten. Aber sie ist ausgesprochen hübsch.«
    »Nun, dann sollte ich sie mir heute Abend vielleicht doch einmal ansehen.« König Azenor grinste. »Wenn sie es wagt, mich mit Belanglosigkeiten zu behelligen, wird sich zur Strafe sicher eine angemessene Verwendung für sie finden.«
    Die Tür ging auf und der Page kehrte zurück. »Mein König, Fürst Rivanon schickt mich«, sagte er, während er sich tief verneigte. »Er hält gerade eine Beratung mit den Kriegern ab, die die Freiwilligen zum Gonwe führen sollen, und wird Euch unverzüglich aufsuchen, sobald diese abgeschlossen ist.«
    »Was bildet der sich ein?« König Azenors Gesicht färbte sich rot. »Wofür hält er sich? Ich bin der König. Mich lässt man nicht warten. Auch dann nicht, wenn man den Rang eines Fürsten trägt. Wenn ich nach ihm schicke, hat er zu folgen. Sofort. Geh und sag ihm …«
    »Mein König«, unterbrach Triffin Azenors wütenden Redefluss. »Angesichts der Lage sollten wir Rivanon die Zeit geben, die er braucht, um die nächsten Freiwilligen an den Gonwe zu schicken. Meine Krieger können jetzt jede helfende Hand gebrauchen. Ich bin sicher, Rivanon wird unverzüglich hier erscheinen, wenn alles geklärt ist. Derweil könnten wir die Zeit nutzen, um uns anzuhören, was diese Berserkeramazone zu sagen hat.«
    Azenor seufzte und fuhr sich mit der Hand müde über die Augen. Dabei wirkte er älter, als er es wirklich war, aber der Moment verging rasch, und er sagte mit fester Stimme: »Also schön, lassen wir sie herein.«
    »Sie ist nicht allein«, erinnerte Triffin den König.
    »Ja, richtig. Wie viele sind bei ihr?«
    »Sieben!«
    »Das sind zu viele.« Azenor schüttelte den Kopf, überlegte kurz und sagte dann: »Ich gewähre der Anführerin und zwei Begleitern die Gunst eines Empfangs.« Er gab dem Pagen, der immer noch wartete, ein Zeichen und sagte: »Du hast es gehört. Also eile dich. Lauf zum Tor und sage den Wachen, dass die Anführerin der Flüchtlinge und zwei ihrer Begleiter passieren dürfen.« Er nickte Triffin bedeutungsvoll zu und sagte: »Ich bin gespannt …«

3
    »Also? Ich höre.« König Azenor blickte von seinem Thron auf die armselig gekleideten Flüchtlinge herab, die drei Stufen tiefer mit gesenktem Haupt vor ihm auf dem Boden knieten.
    Noelani wusste, dass sie etwas sagen musste, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Sie zitterte vor Aufregung, aber auch vor Furcht. Noch nie hatte sie einen Menschen mit so weißem Haar gesehen, noch nie einem so stechenden Blick wie dem der eisblauen Augen standhalten müssen. Vor allem aber war sie noch nie einem Menschen begegnet, der so viel Härte und Menschenverachtung ausstrahlte und gleichzeitig eine solche Machtfülle innehatte. Schon als sie den Thronsaal betreten hatte, hatte sie gespürt, dass es in dem schmucklosen Gewölbe keinen Platz für Güte und Wärme gab. Hier waren Unbarmherzigkeit und Kälte zu Hause. Wer diesen Raum als Bittsteller betrat, würde ihn auch als solcher wieder verlassen.
    Die Erkenntnis war mit der Wucht eines Sturms über sie hereingebrochen, hatte ihr den Boden unter den Füßen weggerissen und ihr allen Mut genommen. Was immer sie erwartet hatte, schien von einem Augenblick zum nächsten ins Gegenteil verkehrt, ihr Ansinnen von vornherein zum Scheitern verurteilt. Erschüttert war sie nach wenigen Schritten stehen geblieben, wohl wissend, dass sie hier keine Hilfe zu erwarten hatte.
    Dass sie nicht sofort kehrtgemacht hatte, war allein Jamaks Verdienst. Er schien ihre Entmutigung gespürt zu haben, denn er hatte sie am Arm gefasst und sie mit den geflüsterten Worten

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