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Kristall der Träume

Kristall der Träume

Titel: Kristall der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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Thron in Jerusalem wieder zu errichten und mich meinen Ordensbrüdern anzuschließen. Da erschien mir die Gottesmutter in einem Traum und verkündete mir, als Toter wäre ich ihr nicht von Nutzen, denn Märtyrer bauten keine Kirchen; stattdessen benötige sie lebende Kämpfer. Also legte ich auf dem Sklavenschiff meinen Rittermantel und alles andere ab, was meine wirkliche Stellung verriet, sodass niemand erkannte, wer ich war, als wir das Schiff im Hafen verließen. Ich stellte mich stumm, doch wegen meiner Statur wurde ich in den Steinbruch geschickt, denn die Bauarbeiten an diesem Palast finden nie ein Ende. Seitdem baue ich an ebendiesen Mauern, die uns gefangen halten.« Er nahm Katharinas weiche Hände zwischen seine schwieligen.
    »Am Leben erhielt mich mein Gelübde, nach Jerusalem zu pilgern. Aber auch die Gedanken an dich, Katharina, retteten mir das Leben, denn ich wusste, dass du die Kraft und innere Stärke besitzen würdest, um dieses unselige Abenteuer zu überstehen.« Ein feines Lächeln kräuselte seine Lippen. »Und außerdem dachte ich, ein Ritter der Marienbruderschaft wird doch wohl fertig bringen, was ein Mädchen schafft.«
    Asmahan kam in den Garten und hielt inne, um das ungleiche Paar im Mondlicht zu betrachten – das gepflegte Mädchen in Seidenkleidern, den abgezehrten Mann in Lumpen. Dann sagte sie:
    »Ich habe den Entschluss gefasst, Katharina, dass du nicht allein reisen solltest, denn das könnte verdächtig wirken. Du solltest dich von einem Mann begleiten lassen, den du als deinen Gemahl ausgeben kannst. Das schützt dich und meinen Sohn. Ich habe genug Geld und Freunde, um für euch beide und Bulbul einen Platz in einer Karawane zu beschaffen. Ich werde dir Briefe für meine Familie mitgeben. Mein Vater ist Scheich Ali Sayid, ein reicher und mächtiger Mann. Er wird dich für deine Hilfe großzügig belohnen.«
    Katharina sah Asmahan durch einen Schleier von Tränen an. Alle Gedanken an die Sultanin Safiya, Verrat und Intrigen hatten sich in Luft aufgelöst. Für sie bestand die Welt im Moment nur aus der rauen, schwieligen Hand, die die ihre hielt.
    Asmahan fuhr fort: »Meine Späher haben mir berichtet, dass beim nächsten Vollmond eine Karawane nach Samarkand aufbricht.
    Ich werde den Sultan um Erlaubnis bitten, an jenem Tag die Moschee zu besuchen. Ich werde ihm erzählen, es sei der Geburtstag meines Vaters, und ich würde ihn gern auf diese Weise ehren und für ihn beten. Der Sultan wird mir diese Bitte nicht abschlagen. Ich werde meinen Sohn mitnehmen und natürlich ein Gefolge von Damen und Eunuchen zum Schutz. Du und dein Spanier werdet euch darunter befinden. Wir Frauen beten in der Moschee hinter einem Gitter, sodass uns die Männer nicht sehen können. Du wirst unbemerkt mit meinem Sohn hinausschlüpfen können, und mein Eunuch wird dich und Adriano zu dem Platz begleiten, wo die Karawanen aufbrechen. Danach werde ich in den Palast zurückkehren.« Katharina fand endlich ihre Sprache wieder, obwohl das in dieser Nacht voller Wunder schwierig war. »Aber dem Sultan wird doch auffallen, dass der Junge fehlt.«
    »Der Sultan ist gegenwärtig damit beschäftigt, sein Reich von den Kreuzrittern zu befreien.« Asmahan warf Adriano einen kurzen Seitenblick zu. »Daher sind seine Besuche bei meinem Sohn nicht so häufig. Bis er erfährt, dass der Junge nicht mehr da ist, seid ihr und Bulbul längst unterwegs – wohin, wird niemand wissen.« Katharina scheute sich vor dieser Frage, die sie aber doch stellen wollte, weil sie auf der Hand lag: »Warum geht Ihr denn nicht selbst?«
    »Mein Verschwinden würde auf der Stelle bemerkt werden und eine groß angelegte Suche auslösen. Die Männer des Sultans würden mich innerhalb weniger Tage aufspüren. Aber vielleicht vergehen Wochen, bis jemand merkt, dass Bulbul fort ist, und dann ist es längst zu spät, um eure Spur aufzunehmen.« Sie überreichte Katharina ein Päckchen. »Euer erstes Ziel ist Bagdad, das am Rand des osmanischen Reichs liegt. Diesen ersten Teil des Wegs reist ihr unter dem Schutz des Sultans. Ich habe Papiere ausstellen lassen, die euch eine sichere Durchreise garantieren. In Bagdad schließt ihr euch dann einer Karawane an, die nach Samarkand zieht, und auf diesem Teil der Reise genießt ihr den Schutz meines Vaters. Ich habe mit dem Botschafter Samarkands geheime Verhandlungen geführt. Er hat die notwendigen Papiere beschafft. Mein Vater ist ein mächtiger Mann, sein Name wird gefürchtet. Ihr werdet bei

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