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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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matschigen, von Regen durchtränkten Gras versanken, und es vermittelte ihr ein seltsam erhebendes Gefühl, eine Reihe von Fußabdrücken auf dem Footballfeld zu hinterlassen. Es war, als sei sie endlich einmal tatsächlich hier.
    Sie hörte die anderen Jugendlichen reden, lange bevor sie den Rand des Abhangs erreichte. Ihre plappernden Stimmen trieben von dem dunklen Wäldchen hoch, begleitet vom süßen Duft von Marihuana.
    Sie konnte es nicht erwarten, bei ihnen zu sein. Sie steckte die Hände in die Taschen und rannte zum Rand des Hanges, starrte auf die Menge hinunter, zu der sie so verzweifelt versucht hatte, dazuzugehören.
    Sie waren dort unten, standen beisammen, reichten eine Thermosflasche in einer Richtung herum, einen Joint in der anderen. Die wenigen, die keinen Stoff rauchten, pafften ihre Zigaretten.
    Lina runzelte die Stirn, war plötzlich enttäuscht. Gestern Abend hatte Angel - ihr Dad\ - mit ihr über Drogen und Schnaps und Zigaretten gesprochen.
    Sie hatte all das eine Million Mal vorher gehört, aber letzte Nacht war das anders gewesen. Zum einen war Angel ihr Dad und sie wollte, dass er sie liebte. Aber er schien sie auch auf eine Weise zu verstehen, wie es niemand zuvor getan hatte. Letzte Nacht, als sie zusammen auf der Verandaschaukel gesessen hatten, dem metallischen Klirren aus der Küche gelauscht hatten, das nach draußen drang, hatte Lina in die Augen ihres Vaters geblickt und das Gefühl gehabt, in einen Spiegel zu schauen. Er war der erste Erwachsene, den sie je kennen gelernt hatte, der sich daran erinnerte, wie es war, ein Kind zu sein.
    Als sie ihm das gesagt hatte, hatte er gelacht und geantwortet, es läge daran, dass er nie erwachsen geworden sei. Aber dann, während sie herumalberten, war er plötzlich ernst geworden. Als sie eine Zigarette aus dem Päckchen zog und sie anzünden wollte, nahm er ihre Hand und starrte sie so lange an, dass sie sich fürchtete.
    »Zuerst einmal«, sagte er, »darfst du wegen der Operation in meiner Anwesenheit nicht rauchen. Aber was noch wichtiger ist - nur Idioten rauchen und ich halte dich für ein kluges Mädchen.«
    Bei seinen Worten fühlte sie sich klein und dumm und murmelte etwas. Sie legte die Zigarette weg. Danach schwiegen sie. Die Nacht senkte sich langsam, breitete sich über den ungepflegten Hof, verwischte die Konturen der Bäume. Ein Nachtfalter kam aus seinem Versteck und flatterte um das Verandalicht.
    Schließlich sprach ihr Dad wieder und dieses Mal wusste sie, dass er vor jedem Wort, das er sagte, lange und intensiv nachgedacht hatte. »Ich bin Alkoholiker, Angelina, drogensüchtig und ... noch Schlimmeres. Ich weiß, was einen Menschen ins Dunkel bringt, dazu, nach ein bisschen Licht zu suchen - selbst, wenn dieses Licht einen verdammt hohen Preis hat und nur für die Dauer eines Abends brennt.« Darauf wandte er sich zu ihr und sie sah die Enttäuschung in seinen Augen. »Ich habe mein Leben ruiniert - und zwar mit Drogen und Alkohol. Bitte, sei du nicht wie ich. Es würde mir das Herz brechen.«
    »He, Lina!« Jeffs Stimme verscheuchte ihre Gedanken.
    Lina schaute beunruhigt in die Schlucht und sah Jett an seiner üblichen Stelle stehen. Er hielt die Thermosflasche in der einen Hand, einen Joint in der anderen. »Bringst du was zu trinken mit?«
    Lina runzelte die Stirn. Zum ersten Mal störte es sie, dass Jett immer etwas von ihr wollte. »Nee«, schrie sie nach unten.
    Er wandte den Blick von ihr ab, noch bevor sie das Wort ganz ausgesprochen hatte. »Blöde Nuss!«, schrie er und alle lachten. Dann reichte er den Joint weiter in der Runde.
    Lina blieb eine weitere Minute stehen, wo sie war, wartete darauf, dass jemand ihr etwas zurief oder sie aufforderte, nach unten zu kommen. Aber die Jugendlichen schienen vergessen zu haben, dass sie überhaupt existierte. Die Hände tief in die Taschen versenkt, ging sie vorsichtig über den losen Uferhang nach unten, zertrat mit ihren schmutzigen Tennisschuhen den Efeu und die Pilze auf dem Wege.
    Sie trat neben Jett und blieb dort stehen, sagte nichts. In der Ferne läutete die Schulglocke zum zweiten Male und alle lachten.
    Jemand reichte Lina den Joint. Sie starrte ihn an, schaute blinzelnd in den Rauch, der in ihren Augen brannte. Dann reichte sie den Joint weiter.
    Jeff schaute sie verwundert an. »Willst du nicht high werden?«
    Sie zuckte die Schultern. »Mir ist nicht danach.«
    »Warum nicht?«
    Alle warteten atemlos auf ihre Antwort.
    »Ich hab gestern Abend meinen Dad

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