Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
nicht gerade glücklich -und er hat dafür gesorgt, dass jeder auf der Etage das mitbekam.«
Madelaine lachte leise. »Daran zweifle ich nicht.«
»Der Punkt ist«, sagte Allenford, »dass wir das nicht viel länger durchstehen können. Unser Sicherheitsdienst wird täglich durchlässiger. Offensichtlich haben wir die Presse täuschen können, als wir erklärten, er habe sich einer einfachen Herzoperation unterzogen, aber das wird nicht viel länger anhalten.«
Allenford nahm einen großen Schluck Kaffee und musterte dabei Madelaine. »Sie wissen, dass die Sicherheit nicht das einzige Problem ist.«
Madelaine wusste genau, was er sagen würde, bevor er die Worte aussprach. Sie hatte versucht, die Auswirkungen seiner Berühmtheit zu verdrängen, aber die Gedanken kamen ständig wieder, zehrten an ihrer Freude über Angels fortschreitende Genesung. »Sie meinen Francis«, sagte sie dumpf.
Allenford starrte sie mitfühlend an. »Irgendein Reporter wird den Zusammenhang herausbekommen. Der einzige Grund, warum das bisher nicht der Fall war, ist, dass es keine offizielle Bestätigung für die Transplantation gegeben hat - sie sind zu sehr damit beschäftigt, die Frau ausfindig zu machen, die ihn angeblich mit Aids infiziert hat. Das Durcheinander in seinem Sexualleben hat sie mehr interessiert als sein Herzschlag, aber das wird nicht so bleiben. Wenn sie erst einmal von der Transplantation erfahren, wird irgendein cleverer Reporter der Abfolge der Ereignisse nachgehen ... und herausfinden, dass es einen Patienten in Oregon gab, der seine Organe in derselben Nacht spendete, als Angel sein Herz bekam. Wenn sie auf den Namen des Patienten stoßen, wird das wie eine Rakete durch die Schlagzeilen gehen. Wenn er darauf nicht vorbereitet ist...« Er sagte nichts weiter, sondern ließ die Andeutung im Raum stehen.
Madelaines Blick fiel auf den Tisch. Sie musterte die winzigen schwarzen Linien in dem Wurzelholzimitat. Sie wusste, dass Chris Recht hatte - sie hatte es seit Tagen gewusst, aber dem Ganzen einfach nicht ins Auge sehen wollen. »Ich werde es ihm sagen«, erklärte sie ruhig.
Sarandon erhob sich und ließ seinen halb vollen Kaffeebecher auf dem Tisch stehen. »Lassen Sie mich wissen, wenn Sie's tun.« Er grinste. »Ich werde dem Team dann empfehlen, sich kugelsichere Westen anzuziehen.« Dann schob er seinen Stuhl beiseite und verließ den Raum.
Madelaine blickte ihm nach, sagte aber nichts. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es sein würde, Angel die Wahrheit zu sagen, aber die Bilder in ihrem Kopf lösten bei ihr ein Gefühl von Übelkeit aus. Sie wollte das nicht tun, wollte nicht zu ihm gehen und erzählen, was sie getan hatte - was sie alle getan hatten. Sie fürchtete sich vor seiner Reaktion, und das nicht nur aus dem nahe liegenden Grund.
Die Träume quälten sie.
Ihr wurde bewusst, dass sie lange Zeit geschwiegen hatte.
Sie spürte Chris' Blick auf sich gerichtet und schaute ihn an. »Was?«
Er lächelte. »Sie waren noch nie eine gute Heuchlerin, Madelaine. Sagen Sie, was Ihnen durch den Kopf geht.«
Sie wusste, dass es klug wäre, nichts zu sagen, aber in den vergangenen Wochen hatte sie gelernt, dass man sich zuweilen sehr einsam und verwirrt fühlte, wenn man klug war. »Es ist Angel«, sagte sie bedächtig. »Er ... er verändert sich.«
»Das tun die Guten.«
»Ich denke, es ist... überraschender als das. Er wird ...« Sie konnte es nicht sagen. Die Worte blieben ihr im Halse stecken.
Allenford starrte sie eine Sekunde an. Sie merkte genau, in welchem Augenblick er begriff, was sie ausgelassen hatte. Seine Augen wurden schmal und er runzelte die Stirn.
»Er hört Francis' Musik, isst, was Francis gegessen hat. Vor der Operation war er allergisch gegen Milch, wie er sagt -jetzt liebt er sie. Er ist... fürsorglich auf eine Art, wie er es vorher wirklich noch nie gewesen ist.«
»Sie sagten, Sie hätten ihn seit Ihrer Jugendzeit nicht mehr gesehen. Menschen verändern sich, Madelaine. Außerdem sind sie Brüder.«
»Mag sein.« Sie beugte sich vor, verschränkte die Arme auf dem Tisch und richtete den Blick fest auf ihren alten Freund. »Könnte das Herz ein Gedächtnis auf zellularer Basis haben? So wie eine Zelle die Fähigkeit besitzt, sich selbst zu regenerieren oder sich zu reproduzieren oder ...«
»Hören Sie auf«, sagte Allenford sanft und berührte ihre Hand. »Sie trauern, Madelaine. Lassen Sie los. Akzeptieren Sie Angel so, wie er ist, und seien Sie dankbar dafür, dass er
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