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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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überraschend gutes Gefühl dabei. »Madelaine ... du erinnerst dich an das Mädchen, von dem ich früher erzählt habe?« Als Val darauf rasch nickte, fuhr er fort. »Scheint, als hätte sie - hätten wir - vor all diesen Jahren ein Baby gehabt. Ihr Name ist Lina und sie ist inzwischen sechzehn Jahre alt. Ich hab ihr gesagt, dass ich mit der Feierei aufhören würde, wenn sie es auch tut.«
    »Klingt, als sei sie deine Tochter. Okay.«
    Angel lachte unbehaglich auf. »Ist sie.«
    Val stieß einen Seufzer aus. Stille breitete sich zwischen ihnen aus und es dauerte eine Zeit, bis er endlich sprach. »Ich bin stolz auf dich, Angel. Ich hab dir immer gesagt, dass du stärker bist, als du glaubst. Gott weiß, dass du stärker bist als ich.«
    »Ich bin nicht stark.« Er sagte die Worte leise, überlegte, ob Val sie überhaupt gehört hatte.
    »Eigentlich wollte ich nach New York fliegen - jemand suchen, jemand, der die Grüne Hornisse spielt. Ich dachte, du könntest daran interessiert sein, aber ... ich glaube nicht.«
    Angel starrte seinen Freund an und wusste, dass dies Vals Art war, für lange Zeit Lebewohl zu sagen, sich aus einer Freundschaft zurückzuziehen, die nie wieder sein könnte, was sie einmal war. Es schmerzte zu wissen, was geschah, aber Angel verstand.
    »Ist schon okay, Val.« Er sagte die Worte leichthin, diese erwarteten Worte, obwohl er wusste, dass Val die Wahrheit in seinen Augen sah, die Enttäuschung und das Bedauern. »Wir bleiben in Verbindung.«
    Val erhob sich langsam. »Du wirst es schon schaffen, Angel.«
    Angel nickte, obwohl er sich nicht so sicher war. »Ja. Sicher werde ich das.«
     
    Angel erwachte dadurch, dass er den Namen seines Bruders schrie. Er lag in der Dunkelheit, versuchte, seinen stoßartigen Atem unter Kontrolle zu bringen. Das Herz schlug weiter in seiner Brust, völlig unbeeinflusst von dem Adrenalin, das durch seinen Körper gepumpt wurde. Er hatte das Gefühl, als sei Francis ihm so nahe, dass er ihn berühren könnte.
    Er warf die Decke beiseite und wankte in die Küche. Er riss den Kühlschrank auf, stand in dem hellgelben Lichtkegel und schaute blicklos auf die Anhäufung von Gefäßen, die Madelaine und Lina für ihn hineingestellt hatten. Ohne nachzudenken, griff er nach dem Behälter mit der entrahmten Milch. Als seine Finger sich um den kalten Kunststoff schlössen, zuckte er zusammen. Er wollte Milch trinken, um Gottes willen. Was kam als Nächstes - dass er Musicalmelodien summte?
    Er warf den Kopf zurück und starrte auf das Holzgebälk der Decke. »Verschwinde aus meinem Kopf, Franco.« Die Worte lösten ein heftiges Schuldgefühl in ihm aus. Er schlug die Kühlschranktür zu und schloss fest die Augen. »Ich muss mein Leben weiterleben. Mein Leben ...«
    Aber was war sein Leben - und wie sollte er es finden?
    Er ging in das Wohnzimmer und ließ sich in den Sessel mit dem Navajomuster fallen. »Was soll ich tun, Franco? Wie ändere ich mich?«
    Er wartete und wartete, bekam aber keine Antwort. Nach ein paar Minuten begann er, sich wie ein Idiot zu fühlen. Ich bin einfach überfordert, Bruder. Jetzt bitte ich schon jüngst Verstorbene um Hilfe.
    Sein Lächeln verflog. Das war nicht komisch.
    Unruhig und nervös erhob er sich aus dem Sessel, ging zur Hintertür und riss sie auf. Draußen begann sich gerade die Morgendämmerung über das Wasser zu heben, warf rosa Speere über den sich kräuselnden, silbernen See. Wind fuhr flüsternd durch die Bäume und für einen unheimlichen Augenblick klang es wie Francis' Lachen. »Wie ändere ich mich, Franco? Wie?«
    Du hast es bereits.
    Die Worte kamen von sehr fern zu Angel, drängten sich durch den Wind. Zuerst verstand er nicht, erinnerte sich nicht an seine Frage. Dann begriff er.
    Er lächelte. »Sicher, Franco, das ist leicht gesagt.«
    Er lachte unbehaglich, ging ins Haus zurück und schloss die Tür. Jetzt sprach er schon mit Geistern. Ob darauf bald das Channeling folgen würde?
    Angel wusste, dass er sich veränderte, aber er hatte nicht das Gefühl, als bedeutete das sonderlich viel. Kleine Veränderungen - Musikgeschmack, andere Essgewohnheiten, ein neues Bedürfnis, mit Menschen zusammen zu sein. Es war nicht gerade umwerfend. Er hatte nichts anderes getan, aber er war ein Mann, der sich immer nach seinem Handeln beurteilte, nicht nach seinen Worten oder seinen Gefühlen. Sich einen Drink oder eine Zigarette zu verweigern, war nicht genug. Er musste etwas tun.
    Er war seit fast einer Woche in diesem

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