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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Mut und das Mitgefühl Ihrer Handlungsweise lässt mich, zum ersten Mal seit Jahren wieder, an die Welt und an meine Mitmenschen glauben. Und, was noch überraschender ist, ich beginne, an mich selbst zu glauben.
    Sie haben mir das kostbarste aller Geschenke gegeben - das Wunder des Lebens -, und obwohl ich Ihnen wahrscheinlich nie begegnen werde, möchte ich, dass Sie wissen, dass ich ein Stück von Ihnen und Ihrer ganzen Familie in meinem Herzen trage. Ich werde alles, was in meiner Macht steht, tun, um die zweite Chance, die Sie mir gegeben haben, zu verdienen.
    Möge Gott Sie und Ihre Familie segnen.
     
    Als Angel den letzten Satz schrieb, spürte er, wie er sich veränderte. Es war, als ob reines, glühendes Sonnenlicht seinen Körper durchflutete, Stellen in ihm erhellte, die seit Jahren kalt und dunkel gewesen waren. Zum ersten Mal in seinem Leben wusste er - unwiderruflich und absolut -, dass er das Richtige getan hatte.
     
    Madelaine griff in ihren Kleiderschrank, um etwas zum Umziehen herauszuholen. Ihre Fingerspitzen streiften weichen, abgetragenen Flanell. Sehr langsam schob sie die Kleidungsstücke aus Seide und Baumwolle beiseite und entdeckte ein blaugraues Flanellhemd, das Francis gehört hatte.
    Sie erinnerte sich an den Tag, an dem er das Hemd hier gelassen hatte - einen Frühlingstag, der kalt und regnerisch begonnen hatte, am Mittag aber fast sommerlich heiß gewesen war. Er hatte das alte Flanellhemd ausgezogen und eines dieser übergroßen T-Shirts übergestreift, die sie immer von den Arzneimittelvertretern bekam.
    Für einen Augenblick war der Schmerz fast unerträglich. Von brennenden Tränen geblendet, griff sie nach dem Hemd und nahm es vom Bügel. Sie führte es an die Nase und atmete tief ein.
    Sie konnte ihn riechen. Ein Hauch von Rasierwasser erfüllte ihre Sinne und rief ihr ein Dutzend kostbarer Erinnerungen ins Gedächtnis. Francis, wie er die kleine, rotgrün karierte Schachtel auspackte und lachte, wie er immer lachte, wenn er das Rasierwasser sah. Oh, Gott sei Dank, ich hatte fast keins mehr.
    Ihr wurde jäh bewusst, dass er dieses Jahr zu Weihnachten nicht hier sein würde, auch nicht zum Erntedankfest. Sie und Lina würden diese Tage allein verleben müssen. Wie würden sie das tun? All ihre Traditionen waren mit ihnen dreien verbunden. Wer würde den Truthahn tranchieren, wer die Kerzen an den Weihnachtsbaum stecken, wer würde die Plätzchen essen, die sie auf dem guten Porzellan von Spode für den Weihnachtsmann hinlegten?
    Sie presste das Hemd an ihr Gesicht und atmete tief ein, als ob sie ihn damit irgendwie durch ihre reine Willenskraft wieder zum Leben erwecken könnte.
    Gott, wie sehr sie sich danach sehnte, sich umzudrehen und ihn hinter sich zu finden, ihren Priester mit den blauen Augen und dem ansteckenden Lachen. Sie wollte in seine ausgestreckten Arme fliegen und ihn sagen hören, dass er sein Maddy-Mädchen liebe. Sie schloss fest die Augen. Nur noch einmal, Gott... nur noch ein einziges Mal.
    Verlassenheit umfing sie. Sie hörte das leise Ticken der Schlafzimmeruhr, das sanfte Pochen des Windes an der Fensterscheibe.
    Sie stand in ihrem eigenen Schlafzimmer, in ihrem eigenen Haus, aber sie hatte sich noch nie so allein gefühlt.
    Plötzlich konnte sie es keine Sekunde mehr länger ertragen. Sie steckte die Arme in Francis’ Hemd und knöpfte es zu, stürmte dann durch das Haus. Sie riss die Tür auf und spürte, wie ihr die kalte Luft ins Gesicht schlug.
    Als sie die Augen öffnete, sah sie Angel. Er lehnte am Kühler seines grauen Mercedes - dem Wagen, den sie für ihn mit einer American-Express-Platin-Kreditkarte gekauft hatte. Er stand dort und sah mit seinen eng anliegenden blauen Levi’s-Jeans und dem verblichenen Aerosmith-T-Shirt aus, als sei ihm alles auf der Welt völlig egal.
    Er löste sich von dem Wagen und schritt langsam auf das Haus zu. Wind peitschte eine lange Strähne braunen Haares über sein Gesicht.
    Kaum einen Meter von ihr entfernt blieb Angel stehen. Diesmal lächelte er nicht. »Ich möchte Francis’ Grab sehen.«
    Sie runzelte die Stirn. Sie hatte nicht erwartet, dass er das sagen würde. »Es ist in Forest Lawn ... in Magnolia Heights.«
    »Ich dachte, dass du mich vielleicht begleiten würdest.« Er zeigte kurz dieses strahlende Lächeln, das in Hunderten von Filmzeitschriften abgebildet worden war, aber sie bemerkte zum ersten Mal, dass es irgendwie ein wenig traurig war und seine Augen nicht erreichte.
    »Was ist los,

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