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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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anzusehen. »Das weiß ich. Warum ...«
    »Es war Francis' Herz«, sagte sie, spürte Tränen aufsteigen und dann in brennenden Bächen über ihr Gesicht rinnen. »Wir haben dir Francis' Herz gegeben.«
    Er erstarrte, zog seine Hand zurück. Er wurde so still, dass es erschreckend war.
    »Sag etwas«, bat sie.
    Er starrte sie an. Sein Gesicht war blass. »Du hast zugelassen, dass sie Franco das Herz herausschneiden?«
    Sie zuckte zusammen. »Er war hirntot, Angel. Er konnte nicht mehr leben. Du musst verstehen ...«
    »Himmel noch mal. Du hast zugelassen, dass sie ihm das Herz herausschneiden?«
    »Angel...«
    »Du hast mich belogen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Keine Lüge ... Ich habe dich nur in dem Glauben gelassen ...« Sie wandte beschämt den Blick von ihm ab. »Ich habe gelogen«, gab sie leise zu. »Ich habe gelogen.«
    Er sprang auf und lief von ihr fort, rannte wankend über den dunklen Friedhof.
    Sie lief ihm hinterher. »Angel, bitte ...«
    Er wirbelte zu ihr herum, ohrfeigte sie mit der Kälte seines Blickes. »Bitte, was? Bitte, versteh, dass es richtig war, Francis' Herz in meinen Körper zu setzen?«
    Sie weinte so heftig, dass sie ihn kaum sehen konnte. »Es ist das, was er gewollt hätte ...«
    »Und du glaubst, das hilft}«
    Er rannte von ihr fort, verschwand in den Schatten.
    Sie stand eine Ewigkeit dort, atmete schwer. Dann drehte sie sich hölzern um und kehrte zu der Bank zurück, ließ sich auf das Metall fallen. Sie beugte sich vor und vergrub das Gesicht in den Händen. Sie weinte um sie alle.
    Sie wusste nicht, wie lange sie dort gesessen hatte, doch als sie aufblickte, war es dunkel. Ein paar Lichter waren um den Friedhof aufgetaucht, schufen Flecken von schimmerndem Licht.
    Schritte bewegten sich langsam auf sie zu.
    Sie richtete sich auf, versuchte, seine Gestalt in den Schatten auszumachen. »Angel?«
    Er trat, nur etwa drei Meter von ihr entfernt, in einen Lichtstrahl. Er stand groß und aufrecht da, die Hände tief in seinen Hosentaschen vergraben. Sie konnte sein Gesicht nicht sehen. »Darum träume ich ständig von ihm«, sagte er mit dumpfer, leiser Stimme.
    Sie wusste nicht, was sie darauf erwidern sollte. Die Ärztin in ihr wollte es leugnen, wollte ihm sagen, dass das Herz nichts weiter als ein Organ war, so wie die Nieren oder die Leber. Aber die Frau in ihr, die Frau, die Francis und seinen Bruder geliebt hatte, war sich dessen nicht so sicher. »Vielleicht«, sagte sie. Dann wurde ihr bewusst, dass es nur eine halbe Antwort war, diese Art von Sicherheit, die ihr Leben zerstört hatte, und sie sagte: »Ja. Ich glaube, dass du deshalb von ihm träumst.«
    Er bewegte sich auf sie zu. Seine Stiefel knirschten auf dem kalten Gras. Als er näher kam, konnte sie die Tränenspuren auf seinen Wangen sehen, und es schmerzte, zu wissen, wie sehr sie ihn verletzt hatte. Sie hatte das nie tun wollen, nicht einmal vor so vielen Jahren. Sie wollte ihm sagen, dass es ihr Leid täte, aber die Worte waren so unbedeutend und sinnlos. So blieb sie einfach sitzen, starrte ihn an und wartete.
    Er trat zu der Bank und setzte sich neben sie. »Ich möchte dich dafür hassen«, sagte er schließlich.
    »Ich weiß.«
    »Aber du bist die Person, an die ich diesen Brief geschrieben habe.«
    »Ja.«
    Er sah sie nicht an. »Es muss dich fast umgebracht haben.«
    Sie wollte sein Gesicht in ihre Hände nehmen und ihn zwingen, sie anzusehen, aber sie hatte nicht den Mut, ihn zu berühren. »Weißt du, was mir dabei geholfen hat?«
    »Erzähl es mir.«
    Sie konnte die Heiserkeit in seiner Stimme hören, das Verlangen, zu verstehen. »Es war Francis. Er war eine sanfte, liebende Seele, der sein Leben gegeben hätte, um einen Fremden zu retten, von seinem Bruder ganz abgesehen. Er liebte dich, Angel, und es gibt überhaupt keine Frage darüber, was er gewollt hätte.«
    »Er war so verdammt gut«, flüsterte er. »Schon als wir Kinder waren und ich ein solches Arschloch war - hat er immer an das Beste in mir geglaubt.«
    »Er hat sein Leben nicht für dich gegeben. Es ist wichtig, dass du das begreifst. Er starb. Punkt. Und was danach kam, war ein Geschenk des Gottes, den er liebte. Aus seinem Tod hat sich etwas Gutes ergeben, aber es hat seinen Tod nicht verursacht. Du hast keine Schuld an seinem Tod.«
    »Du verstehst nicht, Mad ...«
    Dieses Mal musste sie ihn einfach berühren. Der Schmerz in seiner Stimme war wie ein Messer. Sie beugte sich vor, berührte seine Wange mit sanfter, flüchtiger

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