Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
ihnen angelehnt. »In der einen Minute waren meine Eltern noch da, stauchten mich zusammen wegen meiner Frisur und meiner Kleidung und meiner Zensuren, und in der nächsten Minute waren sie weg. Es macht einfach puff\, und du bist allein.«
    Sie beugte sich näher zu ihm, wusste nicht, was sie sagen sollte.
    »Ich hätte alles dafür gegeben, Lina - alles -, nur um noch einmal meine Mom mit mir schimpfen zu hören.«
    Lina erinnerte sich an die letzten verletzenden Dinge, die sie zu Francis gesagt hatte, und dass sie nie eine Chance bekommen hatte, sich zu entschuldigen, ihm zu sagen, dass er der Vater sei, nach dem sie gesucht habe. Jetzt wusste sie, dass das Leben einem manchmal keine zweite Chance gibt, sich zu entschuldigen. Manchmal zerstörte ein schrecklicher, tragischer Anruf einfach alles.
    Sie liebte ihre Mutter. Das wurde ihr in diesem Augenblick bewusst, durchfuhr sie mit einer plötzlichen, schmerzlichen Heftigkeit. Wenn ihrer Mutter etwas zustieß, würde Lina sich nur noch zusammenrollen und sterben wollen. Und doch verletzte sie ihre Mutter immer wieder, sagte bissige, hasserfüllte Worte zu ihr, als hätte sie ewig Zeit, sich dafür zu entschuldigen.
    »Du hast solches Glück«, hatte Zach in die Dunkelheit geflüstert. Seine Stimme war leise gewesen.
    Sie hatte ihm sagen wollen, dass sie sich glücklich fühlte, aber sie fühlte sich durch ihre neue Reife so angeschlagen, war beschämt über die Erkenntnis, wie egoistisch sie gewesen war. Doch sie spürte auch etwas anderes. Hoffnung. Sie hatte das letzte Jahr damit verbracht, auf das Leben zu reagieren - ein rebellisches Gör zu sein, um ihre Mutter zu ärgern, oder eine stinkende Raucherin, um Jett zu gefallen. Jetzt wollte sie nur sie selbst sein - wer immer sie sein mochte. Es war plötzlich, als ob die Welt sich ihr öffnete, glitzernd und voller Möglichkeiten.
    Und Zach hatte ihr das gegeben, mit nicht mehr als einigen wenigen ehrlichen Worten. Sie hatte überlegt, ob sie seine Hand nehmen und sie halten sollte, sie drücken sollte, um ihn wissen zu lassen, dass sie verstand, aber das hatte sie nicht gewagt.
    Doch jetzt rückte sie ein wenig näher zu ihm, bis sie dicht genug war, um die winzigen Sommersprossen auf seinem Nasenrücken zu sehen. Sie wartete darauf, dass er sie ansah, aber das tat er nicht. Er blickte einfach weiter zum Himmel auf. Sie kniff fest die Augen zu und dachte so intensiv, wie sie konnte, küss mich.
    Er rührte sich nicht.
    Schließlich stieß sie einen verärgerten Seufzer aus. Kein Wunder, dass sie noch Jungfrau war. Sie konnte nicht einmal einen Jungen dazu ermuntern, sie zu küssen. Sie hatte zwei Jahre versucht, Jett dazu zu bringen, ihr einen zweiten Blick zu schenken, aber er hatte das nie getan. Und jetzt behandelte Zach sie, als ob sie die beste Freundin seiner kleinen Schwester sei.
    »Irgendwas stimmt mit mir nicht«, murmelte sie und war entsetzt, als sie hörte, wie die Worte in die Stille zwischen ihnen drangen.
    Er drehte sich zu ihr. Er stützte einen Ellenbogen auf, lehnte die Wange auf seine Hand und lächelte auf sie hinab.
    Sie bemerkte, dass seine blauen Augen nachts fast schwarz wirkten und dass seine Nasenflügel sich ein wenig blähten, wenn er atmete. Er hatte ein Gesicht wie ihr Onkel Francis -von dieser Art, die einladend war und einem das Gefühl vermittelte, ein Freund zu sein. Sie wollte ihn fragen, ob er sie hübsch fand oder dick oder sonst was, aber sie traute sich nicht und so sagte sie nichts.
    Er lächelte und sie hatte das unangenehme Gefühl, dass er genau wusste, was sie dachte. Es demütigte sie, dieser Gedanke, dass ihr Mangel an Selbstsicherheit so offensichtlich war. Sie zupfte nervös an dem Haar hinter ihrem Ohr. »Was ist?«
    »Du bist das schönste Mädchen, das ich je gesehen habe«, sagte er.
    Bei diesen Worten hätte sie am liebsten geweint und sie überlegte, ob man so empfand, wenn man verliebt war. Sie hätte zu gerne gewusst, was sie sagen sollte - die richtigen erwachsenen Worte -, aber sie konnte sie nicht finden.
    »Weißt du, der Winterball steht ja bevor...«, sagte er schließlich. »Was ... was hältst du davon, wenn wir zusammen dahin gehen?«
    Furcht erfüllte sie schlagartig. Vielleicht machte er sich lustig über sie. »Wir würden ganz schön komisch aussehen.«
    Er lachte und es war ein so wundervolles Geräusch, dass sie mit ihm lachte. »Also?«
    Sie starrte ihn voller Ehrfurcht an. Ihre Gefühle waren ein einziges Durcheinander und ihr Herz schlug

Weitere Kostenlose Bücher