Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
wollte.«
Dieses Mal war ihr Lächeln ein wenig unsicher. »Gut.«
Er nahm ihre Hand und sah ihr in die Augen. »Bist du darauf vorbereitet?«
Sie nickte. Bevor sie antworten konnte, kam Madelaine in das Wohnzimmer hinter ihnen. Lina trat beiseite und Angel ging in das Haus.
Er konnte nicht glauben, wie atemberaubend schön Madelaine aussah. Sie trug ein elegantes marineblaues Kleid und eine schlichte einreihige Perlenkette. Sie strich über ihr faltenloses Kleid. »Warum schaust du mich so an?«
»Ist nichts. Komm, lass uns gehen«, antwortete er.
Für eine Sekunde wirkte sie verängstigt und er verstand. Er griff nach ihrer Hand und lächelte, als er sie nahm. »Hab keine Angst«, flüsterte er.
Die drei verließen das Haus und stiegen in den warmen Mercedes. Wortlos hing jeder seinen oder ihren eigenen Gedanken und Erinnerungen nach, während sie zur Kirche fuhren.
Angel hielt am Bordstein und stellte den Motor ab. Die riesige, aus Ziegelsteinen errichtete Kirche glitzerte in den letzten Strahlen der untergehenden Sonne. Eis glänzte auf den Gitterfenstern und funkelte auf dem Schieferdach.
Gemeinsam, Hand in Hand, gingen sie den Weg zu der riesigen geöffneten Doppeltür der Kirche hoch. Das Erste, was Angel bemerkte, waren die Kerzen - sie standen überall, Dutzende und Aberdutzende weißer Kerzen in messingnen und silbernen Kandelabern, deren tanzendes goldenes Licht auf die Wände fiel. Zweige von Immergrün zierten die Kirchenbänke, zusammengehalten von riesigen weißen Schleifen. Edeltannen säumten die Westwand, ihre grünen Zweige drapiert mit glitzernden goldenen Bändern und winzigen weißen Lichtern.
Und auf dem Altar war ein riesiges herzförmiges Gebinde, gefertigt aus weißen Rosen und Immergrün, zusammengehalten von goldenen Bändern. In der Mitte des Gebindes war ein Bild von Francis, sein Gesicht zu einem breiten Lächeln verzogen, seine Hand gehoben, der Daumen aufgerichtet.
Er sah so jung und naiv und voller Leben aus ...
»Ach, Jesus«, flüsterte Angel, als der Schmerz kam.
»Ich habe das Bild seit Jahren nicht gesehen«, sagte Madelaine leise neben ihm. »Wir haben es am Lake Crescent vor drei Sommern aufgenommen...«
Er hörte den belegten Klang ihrer Stimme und es brachte ihn fast um. Es kostete ihn all seine Willenskraft, den Schmerz zu unterdrücken. Er wandte sich ihr zu und sah die Traurigkeit tief in ihren Augen, er versuchte zu lächeln. Er wollte ihr wieder sagen, wie viel sie ihm bedeutete, aber er schien seine Stimme nicht finden zu können. Nicht hier, nicht jetzt, wo Francis so nahe zu sein schien und der Schmerz um seinen Tod so erschreckend wirklich war ...
Sie berührte seine Wange und er zuckte zusammen, merkte, wie lange er dort gestanden hatte, ohne etwas zu sagen, ihr einfach nur in die Augen gesehen hatte. »Ich weiß nicht, ob ich das kann.« Er warf einen Blick auf die Menschen, die sich hinter ihnen versammelten.
Das Lächeln, das sie ihm schenkte, war voller Zuversicht. »Natürlich kannst du das. Es ist keine Beerdigung - es ist eine Messe, um sein Leben zu feiern.«
Er nickte und schloss für eine Sekunde die Augen, versuchte die Sorge zu bannen, die ihm die Kehle zuschnürte. Er wollte so sehr, dass dies eine Feier für Francis' Leben war, aber, bei Gott, es war schwer. Wie konnte man feiern, wenn man nichts weiter wollte, als in ein Loch kriechen und nie wieder herauskommen?
Er folgte Madelaine und Lina in die erste Stuhlreihe, war von sich selbst überrascht, als er den Kniefall machte. Er dachte sofort an Francis - wie hätte sein großer Bruder gelacht, hätte er Angel im Hause des Herrn knien sehen ...
Angel klammerte sich an diese Erinnerung. Dies war der Francis, an den er sich erinnern wollte. Nicht an den Priester, sondern an den großen Bruder, der Angel zu beschützen versuchte ... an den Mann, der sich in all den Jahren um Madelaine und Lina gekümmert hatte und niemals irgendjemand um irgendetwas gebeten hatte, außer, dass man ihm erlaubte, sie zu lieben...
Nachdem Stunden vergangen zu sein schienen, schritt Vater MacLaren zu dem Altar. Sein weißer Talar strahlte im Kerzenschein.
»Wir sind an diesem Festtage zusammengekommen, um einem von uns zu gedenken. Vater Francis Xavier DeMarco, der eines der leuchtenden Lichter dieser Gemeinde war. Sie alle erinnern sich seiner als einen liebevollen, fürsorglichen, sanften Mann, der immer für Sie da war, wenn Sie ihn brauchten, der mit freundlichem Lächeln und bereitem Herzen neben
Weitere Kostenlose Bücher