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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Ihnen stand. Wir haben sein Hinscheiden betrauert und werden dies weiter tun, obwohl wir nun feiern, dass er jetzt bei dem Gott ist, den er so innig liebte.« Er drehte sich beiseite und richtete eine Hand auf Angel. »Bei uns ist der Bruder von Vater Francis, der der Beisetzung nicht beiwohnen konnte, jetzt aber ein paar Worte über seinen Bruder sagen möchte.«
    Madelaine drückte seine Hand.
    Angel schluckte. Überhaupt aufzustehen war das Schwerste, was er jemals getan hatte. Mit unsicherem Schritt ging er zu dem Altar und nahm seinen Platz neben Vater MacLaren ein.
    Er schaute auf die Menge ovaler Gesichter und fühlte sich plötzlich fehl am Platze. All diese Menschen - Fremde - kannten Francis besser als er. Jeder von ihnen konnte wahrscheinlich bessere, wahrere Worte sagen.
    Die Traurigkeit, die in ihm aufstieg, war fast überwältigend. Angel senkte den Kopf. Nachdem Stunden vergangen zu sein schienen, fand er endlich seine Stimme. »Sie alle kennen einen anderen Francis als ich«, begann er leise, während er sich seinen Weg Wort für Wort durch die Dunkelheit suchte. »Sie sprechen von einem sorgenden, stillen Priester, aber den kannte ich überhaupt nicht. Ich kannte einen großen Bruder, der immer darauf wartete, mich nach dem Footballtraining nach Hause zu bringen, obwohl er Wichtigeres zu tun hatte. Ich kannte einen schlaksigen Jungen mit einem schiefen Grinsen, der immer an das Beste in mir glaubte, selbst wenn ich ihm bewies, dass er sich irrte. Ich kannte einen Jungen, der mit mir einmal Kekse stahl und mich dann zwang, sie alle zu essen, weil Lebensmittel zu vergeuden eine größere Sünde als Stehlen war. Ich kannte einen jungen Mann, der mich umarmte und festhielt, als ich weinte, und versprach, dass er eines Tages alles in Ordnung bringen würde ...
    Aber ich habe ihm diese Chance nie gegeben. Ich glaubte immer, ich hätte Angst davor, an ihn zu glauben. Tatsächlich aber hatte ich Angst davor, an mich selbst zu glauben. Hätte ich das ...« Er seufzte. »Hätte ich das, würde ich hier nicht stehen und zu Ihnen über einen Mann sprechen, den ich liebte, aber nicht kannte...«
    Er drehte sich um und blickte auf das Bild von Francis in dem Gebinde. Und plötzlich spürte er ein tiefes Sehnen nach seinem Bruder. Er schien keine seiner Erinnerungen aufgreifen zu können, konnte nicht eine finden, über die er reden konnte. Er wollte etwas finden, was sie alle zum Lachen bringen würde, diesen schmerzlichen Augenblick nehmen und daraus etwas anderes machen, was nicht so schrecklich wehtat.
    Aber er wusste nicht, was er tun oder sagen sollte, außer Ich vermisse dich, Francis, es tut mir so Leid ...
    Er sah, dass Madelaine inmitten der Menge aufstand. Sie wandte sich an den Chorleiter und nickte ihm rasch zu. Er suchte einen Augenblick unter den Kassetten und dann setzte die Musik ein: »That Old Time Rock 'n' Roll« von Bob Seger und der Silver Bullet Band.
    Der Text kam wie ein alter Freund zu ihm ... diese Art Musik tröstet einfach deine Seele ...
    Musik erfüllte die Kirche. Sie war völlig unpassend, versetzte ihn aber in seine Kindheit zurück, zurück in diese verrückten Tage, als er und Francis immer zusammen waren, als sie beide alles waren, was sie hatten. Sie hatten zu Songs wie diesem getanzt und dazu gelacht und sie wieder und wieder auf dem alten Plattenspieler im Wohnzimmer gespielt.
    Er schaute zu Madelaine und sah, dass sie durch ihre Tränen lachte. Er sah den glasigen, abwesenden Ausdruck in ihren Augen und wusste, dass sie an Francis dachte. An ihren Francis. Nicht an den stillen, ernsten Priester, sondern an den schlaksigen blonden Jungen mit den blauen, ach so blauen Augen und dem Lächeln, das einen Raum zu erleuchten schien, und einem unermesslich großen Herzen.
    Einen Augenblick lang erinnerte er sich an all das, an die guten Zeiten und die schlechten, an die Nächte, in denen sie gelacht, und die Morgen, an denen sie geweint hatten.
    Und er konnte nicht begreifen, warum er all dies jemals verlassen hatte oder warum er nie heimgekommen war. Bei diesem Gedanken spürte er Tränen in den Augen brennen und wenige Sekunden später konnte er nicht mehr klar sehen. Die glitzernde Kirche verschwamm vor ihm, bis sie nichts weiter als ein Fleck von weißen Blumen und flackerndem Kerzenschein war. Er wusste, dass er sich an den Duft dieser Kirche immer erinnern würde - dass er von jetzt an, wenn er Immergrün und Rosen roch, an seinen großen Bruder denken würde.
    Ich bin daheim,

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