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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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heruntersacken, kam in einem ächzenden Seufzer aus seinem Mund. Er wischte eine Träne von ihrer Wange. »Oh, Lina-Ballerina ...«
    »Komm mir nicht so, Francis. Nicht du auch noch.«
    Er spürte die Scham in sich aufsteigen, ihn erfüllen. »Ich kann dir seinen Namen nicht sagen.«
    »Du kannst nicht?« Es war nur der Hauch eines Atems. »Oder willst du nicht?«
    »Lina...«
    »Sag nichts.« Sie starrte ihn an und er sah in diesem Augenblick, der ihm wie eine Ewigkeit erschien, dass sie ihn hasste. Es schmerzte. Gütiger Gott im Himmel, es schmerzte.
    »Als ich noch Kind war, habe ich mir die Wiederholungen von >Brady Bunch< angesehen.« Sie biss sich auf die Lippe und blickte an ihm vorbei. Eine lange, lange Zeit verstrich, bevor sie wieder sprach. »Diese Familie brachte mich zum Weinen. Diese alberne, blöde Sitcom brachte mich immer zum Weinen.«
    Francis verstand. Schon als Kind hatte sie dieses Familiengefühl haben wollen, dieses Gefühl, irgendwohin zu gehören. Aber er und Madelaine hatten es ihr nicht gegeben. Sie hatten sie mit ihrem Schweigen schützen wollen, aber das hatte sie nur noch mehr verletzt. »Es tut mir Leid, Lina.«
    Sie lachte bitter und schrill. »Ja, mir auch.« Sie stand auf und ergriff ihren Rucksack. Sie warf ihn über ihre Schulter, schob sich an ihm vorbei und ging zur Tür.
    Er sprang auf. »Lina, warte ...« Er wusste, dass es nicht das Richtige war, was er jetzt sagte, aber es war nichts Richtiges geblieben, und die Worte hallten in dem Raum und erstarben in einer erschreckenden Stille.
    Sie schenkte ihm einen harten, kalten Blick. »Worauf?«
    Er ging auf sie zu. Sie bewegte sich nicht, stand einfach nur da und starrte ihn mit diesen verletzten blauen Augen an. Er nahm ihr Gesicht sanft in seine Hände, wischte die Tränen mit seinen Daumen fort. »Ich liebe dich, Lina. Denke immer daran.«
    »Ja, sicher tust du das.« Ihre Stimme brach. »Du und Mom, ihr liebt mich beide. Aber keiner von euch will mir die Wahrheit sagen.«
     
    Lina hielt quietschend vor dem Schaufenster von Savemore Drugs. Der Laden starrte sie schweigend an. Seine große, ausgestreckte, hell erleuchtete Front lud sie zum Eintreten ein. Sie ließ ihr Fahrrad ins Gebüsch fallen.
    Erregung gewann die Oberhand über Ärger und Kummer. Sie brauchte diese Erregung jetzt, brauchte ein anderes Gefühl, das sie berauschte, sie erfüllte. Sie wischte sich über ihre Augen, versuchte, die letzten Spuren ihrer nutzlosen Tränen auszuradieren. Bei der Berührung wusste sie, dass auf ihren Lidern kein Mascara mehr war, wusste, dass sich alles in einem verklebten, blauschwarzen Geschmiere auf ihren Wangen befand. Wahrscheinlich waren von ihrem »Oregon Cherry«-Rouge nur zwei Streifen von Kriegsbemalung zu beiden Seiten des verwischten Mascara übrig geblieben.
    Ja, sie musste heiß aussehen.
    Lina hob schniefend ihr Kinn und kniff die Augen zusammen. Sollte bloß jemand etwas sagen. Aber so, wie sie sich fühlte, wünschte sie sich tatsächlich, dass jemand etwas sagte.
    Sie war ihr so egal, dass sie ihn nicht einmal anrief. Lausige sieben Zahlen, fünfzehn Minuten von ihrem Tag...
    Und Francis, der fast wie ein Dad für sie gewesen war, verriet sie. Ich kann dir seinen Namen nicht sagen.
    Lina spürte das entsetzliche Stechen frischer Tränen und wandte sich von dem Laden ab. Seitwärts taumelnd trat sie hinter eine Stechpalme und setzte sich auf einen Stapel Holzpaletten. Sie beugte sich vor, presste ihr feuchtes Gesicht auf ihre Knie und weinte.
    Ihre Mutter wusste, wie wichtig dies für sie war. Sie musste es wissen. Und doch war sie zu beschäftigt, um einen Anruf zu machen.
    Lina hatte immer auf den Terminplan ihrer Mutter Rücksicht genommen. Sie war stolz auf den Beruf ihrer Mutter - er war bei weitem cooler als das, was die Moms anderer machten. Lina hatte die ganzen geplatzten Verabredungen, die einsamen Nächte, die hastigen gemeinsamen Mahlzeiten hingenommen. Aber genug war genug. Sie konnte sich nicht mehr gefallen lassen.
    Sie griff in ihre Büchertasche und nahm einen Cover-Girl-Klappspiegel heraus. Sie klappte ihn auf und starrte ihr kleines Spiegelbild an. Elektrisierende blaue Augen, geschwungene schwarze Augenbrauen, kleine, bogenförmige Lippen.
    »Wer bist du?«, flüsterte sie dem Mädchen im Glas zu. Und wer war er - dieser Vater, der seinen Stempel in ihrem Gesicht, ihren Gedanken, ihrer Persönlichkeit hinterlassen hatte und dann einfach gegangen war? Er war die Antwort auf alles. Die

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