Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
nicht wirklich. Er fühlte sich innerlich leer, durch ihre Enthüllung und seine eigene Furcht seiner Substanz beraubt. »Ich sagte, ich hätte über ein Baby nachgedacht, aber...« Für eine Sekunde konnte er nicht weitersprechen. Seine Kehle war so zugeschnürt. Schließlich schluckte er schwer und sah sie an. Er konnte den Schmerz in ihren Augen sehen, wusste, was er ihr in genau diesem Moment antat, und obwohl er es bedauerte, gab es absolut nichts, überhaupt nichts, was er daran ändern konnte. »Gerede eines sterbenden Mannes, Mad. Das ist kein wirklicher Traum. Es ist Selbstmitleid, Bedauern. Heuchelei. Es ist, als würde man am Ende, nur für alle Fälle, gläubig werden. Es bedeutet überhaupt nichts.«
    Sie war blass. »Was sagst du da?«
    Gott, es schmerzte, sie so hängen zu lassen, sich selbst so hängen zu lassen. Aber er war es nicht wert, Vater zu sein. Er hatte ein solches Geschenk nicht verdient. »Warum hast du mir von ihr erzählt, Mad? Warum?«
    »Ich dachte, du brauchtest einen Grund, um zu leben. Ich dachte, Lina würde etwas ändern.«
    »Nein«, sagte er und merkte mitten im Wort, dass er schrie. »Was soll ich denn tun, Maddy? Auf dem Totenbett den Daddy für ein sechzehnjähriges Mädchen spielen, das ich nie kennen gelernt habe? Dachtest du das? Dass du irgendein fremdes Kind in mein Zimmer führen könntest und ich es umarmen und küssen und als glücklicher Mann sterben würde? Dass sie mir zuschauen kann, wie ich meinen letzten Atemzug mache und sich besser fühlt, weil sie mich kennen gelernt hat?«
    »Nein.« Das Wort war ein krächzendes Geräusch, klang gebrochen. »Ich dachte...« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was ich dachte.«
    »Du hattest Recht, all die Jahre keine Verbindung mit mir aufzunehmen.« Er seufzte, begriff plötzlich die Wahrheit über sich und hasste sie. »Sie hätte absolut nichts geändert, Mad. Ich hätte sie einfach ebenso sitzen lassen, wie ich dich sitzen gelassen habe. Ich bin so.«
    »Aber jetzt...«
    »Ich will sie nicht sehen, Mad.«
    Sie atmete scharf ein. »Sag das nicht. Sie braucht dich.«
    »Das ist genau der Grund, warum ich sie nicht sehen will.« Sein Blick bettelte sie verständnisheischend an. »Du kennst mich, Mad. Selbst wenn ich lebe - was ich nicht werde -, habe ich dem Kind nichts zu bieten. Ich werde für ein paar Tage in sie vernarrt sein, für einen Monat vielleicht, und dann wird die Begeisterung vorbei sein. Es wird wieder in den Füßen jucken. Ich werde wieder anfangen zu trinken und ich werde anfangen, sie abzulehnen, weil sie mich hier festhält.« Bitterkeit durchdrang seine Stimme. »Und dann, eines Tages, werde ich fort sein.«
    »Aber...«
    Er streckte eine Hand aus, berührte sie. Sie neigte sich zu seiner Hand, ließ zu, dass er seine Finger um ihr Kinn schloss. Er gab ihr das einzige Wertvolle, das er wusste, die einzige Wahrheit, die er kannte. »Ich werde ihr das Herz brechen, Mad. Gleich, ob ich lebe oder sterbe, es ist völlig egal - so oder so, ich werde sie sitzen lassen. Wenn du sie liebst, beschütze sie vor mir.«
    Sie sah ihn an und in den Tiefen ihrer Augen sah er den Schmerz, den er ausgelöst hatte, und etwas anderes, etwas, für das er keine Worte fand. Sie starrte ihn weiter an, sagte nichts, und als die Zeit zu Minuten wurde, begann er sich unbehaglich zu fühlen. In ihrem Blick war eine Erwartung, die an seinem Selbstvertrauen nagte, ihn verwirrte. »Schau mich nicht so an«, sagte er.
    »Wie schaue ich denn?«
    »Als ob du wüsstest, dass ich meine Meinung ändere.«
    »Das wirst du.« Ihre Stimme zitterte nur ein wenig, stand im Widerspruch zu der Überzeugungskraft ihrer Worte. Dann, weicher: »Das musst du.«
    Madelaine saß an ihrem Schreibtisch und starrte auf das Foto von Lina. Die reich verzierte Kristalluhr schlug die Minuten mit einem kaum hörbaren Klick ... Klick ... Klick.
    Sie schloss ihre Augen und seufzte. Selbst jetzt, fast eine Stunde, nachdem sie bei Angel gewesen war, konnte sie nicht glauben, dass sie ihm die Wahrheit über Lina gesagt hatte.
    Oh, Francis, dachte sie, wo bist du? Ich brauche dich gerade jetzt ...
    Sie drehte sich mit ihrem Sessel um und starrte auf das Fenster. Die dichte Reihe von Pflanzen verwischte zu einem verschwommenen grünen Nebel. Angels leise ausgesprochener Traum von einem jungen Sohn, mit dem er Baseball spielen könnte, hatte sie so sehr überrascht. Etwas in ihr war entsetzt gewesen, welche Wendung das Gespräch genommen hatte, aber ein

Weitere Kostenlose Bücher