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Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft

Titel: Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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geschlossen gewesen war?
    Sie kannte den Mann nicht, der da unten, am Ende des Ganges, im Bett lag, wusste überhaupt nichts über ihn. Aber sie kannte seine Herkunft, wusste, woher er kam, und wusste, was für ein Mensch er einmal gewesen war. Einer von denen, die vor der Verantwortung auf einer brandneuen Harley-Davidson davonrasten.
    Menschen änderten sich nicht, nicht in ihrem tiefsten Inneren. Sie hatte keinen Zweifel, dass der wilde, ungestüme, rebellische Siebzehnjährige noch immer lebte und in diesem gebrochenen vierunddreißig Jahre alten Körper um sich trat.
    Ein Blick. Ein Lächeln. Das war alles, was er Lina zu geben brauchte, und sie würde dahinschmelzen, genauso, wie Madelaine vor so vielen Jahren dahingeschmolzen war.
    Sie erschauerte. Sie schloss für einen Sekundenbruchteil die Augen, stellte sich vor, wie Lina vor ihrer kalten perfekten Mutter, die nie etwas richtig machte, davonlief in die sonnenhelle Wärme von Angels Lächeln. Ohne jemals zurückzuschauen, ohne jemals heimzukommen.
    Aber die Zeit für solche Angst war vorbei. Madelaine war es müde, zu lügen und sich zu verstecken und zu heucheln, müde, zuzuschauen, wie ihre geliebte Tochter in einen Abgrund rutschte. Madelaine wusste - hatte immer gewusst -, dass sie ein Seil hatte, und sie konnte nicht weiter danebenstehen, Zuschauerin ihres eigenen Lebens sein. Sie war es müde, Angst zu haben.
    Angel mochte vielleicht Linas Herz brechen, mochte ihre Tochter verletzen, dass es nicht wieder gutzumachen sein würde, aber vielleicht würde er es auch nicht. Das war die Hoffnung, die sie vor einer Weile erfüllt hatte. Vielleicht würde er es nicht.
    Vielleicht war die Vergangenheit nicht das, wofür sie sie immer gehalten hatte: ein unveränderliches Blatt mit Fakten und Zahlen und gefundenen und verlorenen Augenblicken. Vielleicht war sie formloser, verzeihender. Vielleicht konnten Lina und Angel das Beste voneinander holen, einander retten in dieser Zeit, in der sie beide sich quälten und sich so verlassen fühlten.
    Sie musste das glauben.
    Er war zu spät dran - wie gewöhnlich.
    Francis presste seinen Fuß auf das Gaspedal und wartete mehrere Sekunden darauf, dass es etwas bewirkte. Der alte Wagen stotterte und ruckte vorwärts. Sein Motor dröhnte laut und schüttelte den Kaffee, den Francis zwischen seine Schenkel geklemmt hatte.
    Die gewundene Kiesstraße zog sich nach links, bog dann nach rechts und wieder zurück nach links, schlängelte sich durch einen Wald mit altem Baumbestand.
    Er fuhr durch den Wald den Berg hinauf, kurvend und drehend, verließ ihn dann und wann zu einem prachtvollen Ausblick auf das Flusstal unten. Schließlich, mit etwas über einer Stunde Verspätung, entdeckte er das handgeschnitzte Schild, das zu dem Hotel wies. Er bog in die von Bäumen gesäumte Zufahrt ein und nahm den Fuß etwas vom Gaspedal.
    Multnomah Lodge lag wie eine aus Holz geschlagene Tiara in einem Hain aufragender Nadelbäume. Die gewundene Zufahrt endete in einem Kreisel vor der Eingangstür, zog Gäste wie in einer freundlichen Umarmung dorthin. Lichter glühten in Fenstern mit Stabwerk, die in das Holz geschnitten waren. Die letzten Herbstblumen, Chrysanthemen, winterfeste Rosen und Shasta-Margeriten, säumten die steinernen Gehwege.
    Er lenkte seinen zerbeulten alten Volkswagen an den Bordstein. Der Portier eilte heraus und bezog Position.
    Francis stellte den Motor ab und zuckte zusammen, als der spuckte und hustete. Heftig an dem kalten Metallgriff ziehend, stieß er die quietschende Tür auf und stieg aus. Er nahm seine Tasche aus dem Kofferraum und hängte sie über die Schulter, reichte dann dem Portier die Wagenschlüssel und ging hinein.
    Das Innere des Hotels bestand nur aus Holz und Glas und Stein. Artefakte aus dem Nordwesten hingen an den nackten Holzwänden und indianische Körbe standen in Trauben auf gehämmerten Kupfertischen. Die Sessel und Sofas waren dick gepolstert und mit einem kühn gemusterten Wollstoff bezogen.
    »Vater Francis!«, hörte er eine Frauenstimme rufen, als er durch das geflieste Foyer eilte.
    Er blieb stehen und sah sich um.
    Seine Gruppe saß in einem kleinen Raum mit gläsernen Wänden, der an die große Halle angrenzte. Er wusste sofort, dass sie bereits seit über einer Stunde dort waren und auf ihren Priester warteten, der immer zu spät kam.
    Er machte kehrt und ging zu dem Raum. Sie lächelten ihn an, als er auf sie zukam, und er lächelte zurück, sah sie nacheinander an. Den alten Joseph

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