Kristin Hannah - Wenn das Herz ruft
Hoffnung in ihren Augen blitzen, sah das zaghafte Lächeln, das ihre Gesichter berührte. Und Francis fühlte sich zufrieden damit, dass er ihnen wenigstens das geben konnte, wenn schon nichts Konkreteres.
»Gut«, sagte er und schenkte ihnen sein erstes ehrliches Lächeln an diesem Abend. »Lasst uns mit einem Gebet beginnen. «
Kapitel 13
Angel erwachte plötzlich durch eine eiskalte, erdrückende Fessel von Schmerz, die seine Brust umfing. Feuchte Laken wanden sich um seine Beine, knüllten sich in den Händen, die zu Fäusten geballt neben seinem Körper lagen. Die Kissen waren feuchte, süßlich duftende Kugeln unter seinem Kopf.
Der Kardiograph piepte wild. Er wartete in atemlosem Schweigen darauf, dass der Computeralarm ausgelöst werden würde, aber nichts geschah. Er atmete langsam aus, gleichmäßig, konzentrierte sich auf nichts anderes als auf jedes schmerzerfüllte Ausatmen. Eins, zwei, drei, zuckersüßes Ei... zuckersüße Leberwurst ist auch dabei ... Der Abzählreim aus seiner Kindheit fiel ihm ein und er konzentrierte sich darauf, versuchte, sich an die genauen Worte zu erinnern, versuchte, sich auf irgendetwas anderes als den Schmerz zu konzentrieren.
Sein Herz pochte und hämmerte gefährlich. Erschöpft griff er nach dem Schalter neben seinem Bett und drückte den roten Knopf.
Die Tür zu seinem Zimmer wurde aufgestoßen und Sarah, die Nachtschwester, kam zu seinem Bett gewatschelt. »Sie sollten nicht wach sein«, sagte sie vorwurfsvoll, musterte prüfend die Monitore, die in Trauben um ihn standen, und die Beutel mit Flüssigkeit, die über seinem Kopf hingen.
»Ich brauche mehr Medikamente«, sagte er mit undeutlicher Stimme.
»Sie bekommen Ihre nächste Dosis morgen früh um sechs.« Sie hob das dünne weiße Papierstück, das der Kardiograph ausspuckte, musterte es, und ihre Augen verengten sich. Ein leises »Tsts« kam über ihre wulstigen Lippen.
»Wie geht's Ihrer Tochter?«, fragte er leise.
Sie hielt inne und schaute auf ihn hinab. Sie lächelte langsam. »Es geht ihr besser, danke.«
»Ich ...« Er krümmte sich. Gott, was schmerzte das Reden. »Ich habe meinen Manager angerufen. Er wird ihr eine Autogrammkarte schicken.«
Sarah strahlte, streifte dann eine Locke verschwitzten Haares von seiner Stirn. »Danke, Mr DeMarco.«
Er flüsterte: »Keine Ursache.«
Sie prüfte einen letzten Beutel, wandte sich dann ab und verließ das Zimmer. Die Tür schloss sich hinter ihr und Stille senkte sich wieder über den Raum, nur durchdrungen von dem Blip-blip-blip des Kardiographen.
Angel seufzte wieder, wünschte sich, seine Augen schließen und einfach einschlafen zu können. Er wusste, dass er es nicht konnte.
Er drehte sich leicht, um durch die Glaswand neben seiner geschlossenen Tür schauen zu können. Die Intensivstation war still und schattenhaft. Die Privatzimmer waren für die Nacht verdunkelt. Geister in Weiß wachten über die Station, zusammengekauert in Taschen von glühendem Licht.
Er starrte so lange darauf, bis sein Gesichtsfeld verschwamm und die Krankenschwestern und Assistenzärzte zu Schatten in den Schatten wurden, die miteinander sprachen, Kaffee tranken, leise lachten.
Ich nenne sie Lina.
Er presste seine Augen zu. Bedauern war eine offene, pochende Wunde in seiner Seele. Er konnte an nichts anderes als an das Mädchen auf dem Foto denken, an ihr Aussehen. Sie war genau wie er. Die sprühenden blauen Augen, das pechschwarze Haar, die winzige kleine Mulde an der blassen Haut ihres Halses.
Er überlegte, wie sie sein mochte, dieses Mädchen, dieser Teenager, der sein Lächeln in dem herzförmigen Gesicht trug, doch bevor er auch nur eine Vision heraufbeschwören konnte, war sie verschwunden.
Er wusste, dass er kein Vater sein könnte. Nicht, wenn er gesund war, und ganz gewiss nicht jetzt, wo er im Sterben lag. Diese herzergreifende Erkenntnis seiner eigenen Unzulänglichkeit machte ihn traurig. Kein Mensch sollte sich selbst so deutlich sehen, seine eigene freudlose Seele so gründlich kennen, aber Angel war nie jemand gewesen, der sich selbst etwas vorgemacht hatte - nur anderen. Er hatte immer seine Schwächen gesehen und gewusst, dass er sie nicht ändern konnte. Veränderung war zu anstrengend und das Ergebnis war zu ungewiss. Stattdessen akzeptierte er sich, akzeptierte sich und machte so weiter wie bisher.
Es war das, was er immer getan hatte. Er erkannte die Wahrheit und stopfte seine Fehler so tief in die Tasche seiner Seele, dass er nach einer
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