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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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laut.
    „Begreifst du nicht, Muhme - was wird wohl Kristin glauben ..."
    ErIend verbrachte die Nacht mit seinen Dienstleuten im Küchenhaus. In der Stube lag Kristin bei Frau Aashild in dem einen Bett und Eline Ormstochter im anderen. Björn ging hinaus und legte sich in den Stall zu den Pferden.
    Am nächsten Morgen folgte Kristin Frau Aashild in den Stall hinüber. Während dann die Frau ins Küchenhaus ging, um das Frühmahl zu bereiten, trug Kristin die Milch in die Stube.
    Dort brannte ein Licht auf dem Tisch. Eline war angekleidet und saß auf der Kante ihres Bettes. Kristin grüßte sie still, holte einen Scheffel und seihte die Milch durch.
    „Willst du mir einen Schluck Milch geben?“ fragte Eline. Kristin nahm eine hölzerne Schöpfkelle und reichte sie ihr. Eline trank begehrlich und sah über den Rand der Kelle hinaus zu Kristin hin.
    „So, du bist die Kristin Lavranstochter, die mich der Freundschaft Erlends beraubt hat“, sagte sie und gab die Schöpfkelle zurück.
    „Ihr müßt selbst wissen, ob noch eine Freundschaft zu rauben war“, antwortete die Junge.
    Eline biß sich in die Lippe.
    „Was wirst du tun, du“, sagte sie, „wenn Erlend deiner müde wird und dir eines Tages anbietet, dich mit einem seiner Leute zu verheiraten. Wirst du dich auch darin Erlend fügen?“
    Kristin antwortete nicht, da lachte die andere und sagte:
    „Nun fügst du dich ihm in allen Dingen, das kann ich mir denken. Was meinst du, Kristin - wollen wir um unseren Mann würfeln, wir beiden Buhlen des Erlend Nikulaussohn?“ Als sie keine Antwort erhielt, lachte sie wieder und sagte: „Bist du so einfältig, daß du nicht leugnest, eine Buhle zu sein?“
    „Um deinetwillen mag ich nicht lügen“, sagte Kristin.
    „Das würde dir auch nicht viel nützen“, erwiderte Eline wie zuvor. „Ich kenne den Burschen, ich. Er brauste wohl wie ein Birkhahn auf dich nieder, als ihr das zweitemal zusammen wart, das kann ich mir denken. Es ist schade um dich, du schönes Kind, so wie du hier stehst.“
    Kristin wich das Blut aus den Wangen. Krank vor Widerwillen, sagte sie leise:
    „Ich will nicht mit dir reden.“
    „Denkst du, er wird schließlich besser gegen dich handeln als gegen mich?“ fuhr Eline fort.
    Da antwortete Kristin scharf:
    „Ich werde nicht über Erlend klagen, was er auch tun wird. Ich selbst habe mich auf diesen Irrpfad begeben - und ich werde nicht jammern und klagen, wenn er mich in den Abgrund führt.“
    Eline schwieg eine Weile. Dann sagte sie, rot und unsicher: „Ich war Jungfrau, auch ich, als er mich bekam, Kristin -trotzdem ich sieben Jahre lang die Frau jenes alten Mannes geheißen wurde. Aber du kannst wohl nicht verstehen, was das für ein elendes Leben war.“
    Kristin schauerte heftig zusammen. Eline sah sie an. Dann
    nahm sie aus ihrer Reisetruhe, die neben ihr auf dem Betttritt stand, ein kleines Horn. Sie erbrach das Siegel und sagte leise: „Du bist jung, und ich bin alt, Kristin. Ich weiß wohl, es ist unnütz für mich, wider dich zu streiten - jetzt ist deine Zeit da. Willst du mit mir trinken, Kristin?“
    Kristin rührte sich nicht. Da führte die andere das Horn zum Munde. Kristin beobachtete, daß sie nicht trank. Eline sagte: „Diese Ehre kannst du mir wohl erweisen, daß du mir zutrinkst - und mir versprichst, meinen Kindern keine harte Stiefmutter zu werden.“
    Kristin ergriff das Horn. In diesem Augenblick öffnete Erlend die Türe. Er stand eine Weile da, blickte von der einen der beiden Frauen zur anderen.
    „Was heißt das?“ fragte er.
    Da antwortete Kristin, und ihre Stimme war schneidend und wild:
    „Wir trinken einander zu, wir, deine Buhlerinnen ...“
    Er packte sie beim Handgelenk und nahm das Horn. „Schweig“, sagte er barsch. „Du sollst nicht mit ihr trinken.“
    „Weshalb nicht“, sagte Kristin wie vorher. „Sie war ebenso rein, sie wie ich, als du sie verführtest.“
    „Das hat sie so oft gesagt, daß ich glaube, sie glaubt es nun selbst“, antwortete Erlend. „Erinnerst du dich, wie du mich dazu triebst, mit diesem Gerede zu Sigurd zu gehen, und wie er Zeugen dafür erbrachte, daß er dich früher mit einem anderen Mann ertappt hatte?“
    Weiß vor Ekel, wandte Kristin sich ab. Eline war dunkelrot geworden, dann sagte sie trotzig:
    „Dennoch wird sie nicht aussätzig werden, wenn sie mit mir trinkt.“
    Erlend wandte sich Eline zornig zu - da war es, als würde sein Gesicht plötzlich lang und starr, er schnappte vor Entsetzen nach

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