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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Luft.
    „Jesus!“ sagte er fast unhörbar. Er packte Eline beim Arm. „Trink du ihr zu“, sagte er hart und bebend. „Trink du zuerst, dann wird sie mit dir trinken.“
    Eline entwand sich ihm mit einem Stöhnen. Sie flüchtete rücklings durch die Stube, er folgte ihr. „Trink“, sagte er. Er riß den Dolch aus dem Gürtel und folgte ihr. „Trink den Trunk, den du Kristin eingeschenkt hast.“ Er packte Eline beim Arm und zog sie an den Tisch vor, zwang sie zu dem Horn hinab.
    Eline schrie einmal auf und verbarg das Gesicht im Arm.
    Erlend ließ sie los, stand da und bebte.
    „Eine Hölle hatte ich bei Sigurd“, schrie Eline, „du, du gelobtest ... Aber du bist schlimmer gegen mich gewesen, du, Erlend !“
    Da trat Kristin vor und ergriff das Horn.
    „Eine von uns zweien muß trinken - uns beide kannst du nicht halten.“
    Erlend entriß ihr das Horn, schleuderte sie in den Raum zurück, daß sie auf Frau Aashilds Bett taumelte. Er zwang den Trank Eline Ormstochter an den Mund - stand, das Knie auf der Bank, neben ihr und versuchte, mit der Hand ihren Kopf umfassend, ihr den Trunk hineinzuzwingen.
    Sie langte unter seinem Arm durch, erhaschte den Dolch auf dem Tisch und stieß nach dem Manne. Der Stoß ritzte nicht viel mehr als seine Kleider. Da wandte sie die Spitze gegen sich selbst, und gleich danach sank sie der Länge nach in seine Arme.
    Kristin stand auf und kam herzu. Erlend hielt Eline umfaßt, ihr Kopf hing über seinen Arm herab. Sie begann fast sofort zu röcheln - Blut drang ihr in den Hals und rann zum Mund heraus.
    Sie spie einen Teil aus und sagte:
    „Dir hatte ich ihn zugedacht - den Trunk - für die vielen Male - die du mich betrogen hast..."
    „Hole Muhme Aashild herbei“, sagte Erlend gedämpft. Kristin stand unbeweglich.
    „Sie stirbt“, sagte Erlend wie vorher.
    „Da fährt sie besser als wir“, erwiderte Kristin. Erlend sah sie an - die Verzweiflung in seinen Augen machte sie weich. Sie verließ die Stube.
    „Was gibt es?“ fragte Frau Aashild, als Kristin sie aus dem Küchenhaus holte.
    „Wir haben Eline Ormstochter getötet“, sagte Kristin. „Sie stirbt..."
    Frau Aashild lief zur Stube hinüber. Aber Eline hauchte ihr Leben aus, als die Frau zur Türe hereinkam.
    Frau Aashild hatte die Tote auf die Bank gebettet, ihr das Blut vom Munde gewaschen und das Gesicht mit dem Kopftuch bedeckt.
    Erlend stand hinter der Leiche, an die Wand gelehnt.
    „Begreifst du“, sagte Frau Aashild, „daß dies das Schlimmste war, was geschehen konnte?“
    Sie hatte Holz und Zweige auf das Feuer gelegt; nun stellte sie das Horn mitten hinein und blies die Flamme an.
    „Kannst du auf deine Dienstleute vertrauen?“ fragte Frau Aashild wieder.
    „Auf Ulv und Haftor, glaube ich. Jon und den Mann, der mit Eline kam, kenne ich weniger.“
    „Du verstehst“, sagte Frau Aashild, „kommt es auf, daß ihr, Kristin und du, zusammen hier wart und daß ihr allein mit Eline wart, als sie starb, so hättest du Kristin ebensogut von Elines Gebräu trinken lassen können. Und wenn von Gift die Rede sein wird, so werden sich die Leute erinnern, wessen ich früher beschuldigt gewesen war. Hatte sie irgendwelche Verwandte oder Freunde?“
    „Nein“, sagte Erlend leise. „Sie hatte niemand außer mir.“ „Dennoch“, nahm Frau Aashild wieder das Wort, „kann es schwierig werden, dies zu verbergen und die Leiche wegzuschaffen, ohne daß der böseste Verdacht auf dich fällt.“
    „Sie soll in geweihte Erde kommen“, sagte Erlend, „und wenn es mich Husaby kosten sollte. Was sagst du, Kristin?" Kristin nickte.
    Frau Aashild saß schweigend da. Je mehr sie darüber nachdachte, desto unmöglicher schien es ihr, einen Ausweg zu finden. Im Küchenhaus saßen die vier Männer; selbst wenn Erlend von ihnen allen Schweigen erkaufen konnte, selbst wenn ein paar von ihnen und Elines Dienstknecht bestochen werden konnten, außer Landes zu ziehen: unsicher blieb es doch allezeit. Und auf Jörundhof wußten sie, daß Kristin hier war - wenn Lavrans dies erfuhr, dann vermochte sie sich nicht auszudenken, was er tun würde. Und außerdem galt es nun, die Tote wegzuschaffen. An den Weg westwärts über das Gebirge war jetzt nicht zu denken - es gab noch den Weg nach Raumstal oder über das Gebirge nach Nidaros oder nach Süden durch das Tal. Und wenn die Wahrheit aufkäme, so würde man sie doch niemals glauben - selbst wenn man sich damit zufriedengäbe.
    „Ich muß mich mit Björn darüber beraten“,

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