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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Fleisches gewundert“, sagte er. „Ob ich wohl einmal mit diesem Wanst, den ich mir da zugelegt habe, auferstehen werde, wenn jener Tag kommt? Du wirst ja bald wieder schmal um die Mitte sein, Kristin - bei mir ist es schlimmer. Ob du es glaubst oder nicht, aber ich war einmal ebenso schlank im Gürtel wie Erlend dort, als ich zwanzig Winter zählte.“
    „Hör jetzt auf, Munan“, bat Erlend leise. „Du quälst Kristin.“
    „Gerne, wenn du es willst“, erwiderte der andere. „Du bist jetzt obenauf, kann ich mir denken, du sitzest jetzt an deinem eigenen Tisch mit einem Eheweib neben dir im Hochsitz. Ja, beim obersten Gott, es war auch nicht mehr zu früh - du bist alt genug, Junge! Ja, freilich werde ich den Mund halten, da du es befiehlst. Dir sagte nie jemand, wann du reden oder schweigen solltest - früher, wenn du an meinem Tische saßest; du warst oft und lang mein Gast, und ich glaube, du konntest nie das Gefühl haben, du seiest nicht willkommen.
    Aber wer weiß, ob Kristin es so ungern sieht, wenn ich ein wenig mit ihr scherze... Was sagst du, meine schöne Verwandte - du warst doch früher nicht so handscheu? Ich kenne Erlend seit der Zeit, da er noch ganz klein war, und ich glaube sagen zu dürfen, daß ich dem Jungen stets alles Gute gegönnt habe. Rasch und mannhaft bist du mit dem Schwert in der Hand, sei es zu Pferd oder an Bord eines Schiffes. Aber Sankt Olav soll mich mit seiner Axt in zwei Hälften spalten, wenn ich dich noch eines Tages auf deinen langen Beinen dastehen und vor Mann oder Weib Aug in Aug all das verantworten sehe, was du in deiner Gedankenlosigkeit angerichtet hast. Nein, mein lieber Freund, da läßt du den Kopf hängen wie der Vogel im Bauer und wartest darauf, daß Gott und deine Verwandten dir aus der Klemme helfen. Ja, du bist ja eine so kluge Frau, Kristin, ich denke, du weißt es - ich meine, dir kann es not tun, jetzt ein wenig lachen zu dürfen; du hast in diesem Winter gewiß genug an beschämten Mienen und an Sorge und Reue gesehen.“
    Kristin saß mit dunkelrotem Gesicht da. Ihre Hände zitterten, und sie wagte nicht, zu Erlend hinüberzublicken. Der Zorn kochte in ihr; hier saßen die fremden Frauen und Orm und das Gesinde. War dies nun die Höfischkeit von Erlends reichen Verwandten?
    Da sagte Herr Baard so leise, daß nur die Zunächstsitzenden es hören sollten:
    „Ich begreife nicht, was hierbei zu scherzen ist. Ich sagte gut für dich, Erlend, vor Lavrans Björgulvssohn.“
    „Ja, zum Teufel auch, das war dumm von dir, Pflegevater“, entgegnete Erlend laut und heftig. „Und ich kann nicht begreifen, wie du so töricht sein konntest. Denn du, du kanntest mich ja doch wohl..."
    Jetzt aber verlor Munan alle Herrschaft über sich.
    „Ja, jetzt will ich euch sagen, warum mich dieses so lustig dünkt. Weißt du noch, was du mir antwortetest, Baard, als ich zu dir kam und sagte, wir müßten jetzt Erlend zu dieser Heirat verhelfen - nein, jetzt will ich reden. Erlend soll wissen, was du von mir glaubtest. So und so steht es zwischen ihnen, sagte ich, und bekommt er Kristin Lavranstocher nicht, dann mögen Gott und die Jungfrau Maria wissen, was für närrische Streiche wir noch zu hören bekommen. Da fragtest du, ob ich ihn deshalb endlich mit der verführten Maid verheiraten wollte, weil ich dächte, sie sei vielleicht unfruchtbar, da sie so lange verschont geblieben war. Aber ich denke, ihr kennt mich, ihr anderen, ihr wißt, ich bin meinen Verwandten ein getreuer Verwandter ..." Er brach vor Rührung in Tränen aus.
    „So mögen denn Gott und alle Heiligen meine Zeugen sein, daß ich nie nach deinen Gütern getrachtet habe, Verwandter -im übrigen steht ja auch noch Gunnulv zwischen mir und Husaby; aber ich erwiderte dir, Baard, das weißt du, dem ersten Sohn, den Kristin bekäme, wollte ich meinen goldvefzierten Dolch mit der Walbeinscheide geben - hier kannst du ihn haben“, rief er weinend und schleuderte ihr die prachtvolle Waffe über den Tisch zu. „Wird es diesmal kein Sohn, so wird es wohl im nächsten Jahr einer...“
    Tränen der Scham und des Zornes rannen Kristin über die heißen Wangen. Sie kämpfte schwer, um nicht zusammenzubrechen. Die beiden fremden Frauen aber saßen da und aßen
    so ruhig, als seien sie an solche Auftritte gewöhnt. Und Erlend flüsterte ihr zu, sie solle den Dolch nehmen.
    „Sonst hört Munan den ganzen Abend nicht mehr auf.“
    „Ja, und dann will ich auch das nicht verbergen“, fuhr Munan fort, „ich gönne

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