Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
Vom Netzwerk:
meinen eigenen zu werfen - über irgendeine Elfenfrau, die etwa eine ungeziemende Courtoisie von mir verheiratetem Mann verlangt. Höre, Bruder, jetzt folge ich deinem Rat und fahre zu Kristins Vater, ihm Bußen anzubieten, wie sie ihm recht dünken - aber auf welche Art ich reise, das magst du mich doch selbst bestimmen lassen.“
    Damit mußte Meister Gunnulv sich begnügen. Aber dem Gesinde gebot er streng, es vor Kristin geheimzuhalten, daß Erlend allein weggegangen war.
    Hellgelb spannte sich der Abendhimmel über die blauenden Schneeflächen der Berge im Süden, als Erlend an der Kirche vorüber den Hang hinuntersauste, so daß der Harsch schrie und kreischte. Hoch oben stand der Halbmond und leuchtete weiß und betaut in der Abenddämmerung.
    Auf Jörundhof wirbelte dunkler Rauch aus den Dachlöchern zu dem bleichen, klaren Himmel auf. Axthiebe klangen kalt und gleichmäßig in die Stille hinaus.
    Am Hofeingang sprang die Hundeschar dem Kommenden mit lautem Gebell entgegen. Drinnen auf dem Hofplatz trippelten zottige Ziegen herum, dunkel in der klaren Dämmerung
    - sie knabberten an einem Haufen Tannenzweige mitten im Hof. Drei winterlich gekleidete kleine Kinder liefen dazwischen umher.
    Der Friede an diesem Ort berührte Erlend seltsam stark. Unbeholfen stand er da und wartete auf Lavrans, der dem Fremden entgegenging - der Schwiegervater hatte unten beim Holzschuppen gestanden und mit einem Mann gesprochen, der lange Scheiter für einen Zaun abspaltete. Als er seinen Schwiegersohn erkannte, blieb Lavrans plötzlich stehen - stieß den Speer, den er in der Hand hielt, hart in den Schnee.
    „Kommst du?“ fragte er leise. „Allein? Ist - ist etwas... Wie geht es zu, daß du so kommst?“ fragte er eine Weile später.
    „So geht es zu.“ Erlend nahm sich zusammen und blickte dem Schwiegervater in die Augen. „Mich dünkte, ich könnte nicht weniger tun als selbst kommen und Euch diese Nachricht melden: Kristin gebar am Morgen des Marienmessetages einen Sohn. Ja, es geht ihr jetzt gut“, fügte er rasch hinzu.
    Lavrans stand eine Weile da. Er drückte die Zähne hart in die Unterlippe - sein Kinn zitterte ein wenig.
    „Das sind Neuigkeiten!“ sagte er nach einiger Zeit.
    Die kleine Ramborg war herbeigekommen und stand an der Seite des Vaters. Sie blickte auf, glühendrot im Gesicht.
    „Schweig still“, sagte Lavrans barsch, obwohl das Mädchen kein Wort gesagt hatte, sondern nur errötet war. „Steh nicht da - geh weg!“
    Er sagte nichts mehr. Vornübergebeugt und die linke Hand um den Stab gepreßt, stand Erlend da. Er blickte auf den Schnee hinunter. Die rechte Hand hatte er in das Wams geschoben. Lavrans deutete darauf.
    „Hast du dich verwundet?“
    „Ein wenig“, sagte Erlend. „Ich fuhr gestern abend in der Dunkelheit über ein paar Felsen hinaus.“
    Lavrans umfaßte das Handgelenk und fühlte vorsichtig. „Knochen sind nicht gebrochen, glaube ich“, sagte er dann. „Du kannst es selbst ihrer Mutter sagen“, er ging aufs Wohnhaus zu, als Ragnfrid auf den Hofplatz herauskam. Erstaunt sah sie ihrem Manne nach - da erkannte sie Erlend und ging rasch auf ihn zu.
    Ohne etwas zu sagen, hörte sie Erlend an, während er seine Botschaft zum zweiten Male Vorbringen mußte. Aber ihre Augen wurden feucht und glänzend, als Erlend zum Schluß sagte:
    „Ich dachte, du hättest vielleicht schon früher, ehe sie im Herbst von hier wegging, begriffen - dachte, du müßtest jetzt um sie besorgt sein ...“
    „Das war schön von dir, Erlend“, sagte sie unsicher, „daß du daran gedacht hast. Wohl bin ich jeden Tag in Angst gewesen, seitdem du sie uns weggenommen hast.“
    Lavrans kam zurück.
    „Hier ist Fuchsfett - ich sehe, du hast dir deine Wangen erfroren, Eidam. Du mußt ein wenig in der Vorstube warten, Ragnfrid nimmt sich wohl deiner an und sorgt dafür, daß du auftaust - wie steht es mit deinen Füßen? Du mußt die Stiefel ausziehen, damit wir nachsehen können.“
    Als die Leute zur Abendmahlzeit eintraten, verkündete Lavrans ihnen die Neuigkeit und hieß sie starkes Bier hereintragen, damit sie sich einen frohen Abend machen könnten. Aber es kam beim Biergelage zu keiner rechten Lustigkeit -Lavrans selbst hatte eine Schale voll Wasser vor sich. Er bat Erlend um Nachsicht, aber er habe bereits als Knabe das Gelöbnis getan, in der Fastenzeit nur Wasser zu trinken. So saßen die Leute ziemlich still da, und das Gespräch floß nur träge bei dem guten Bier dahin. Die Kinder kamen von

Weitere Kostenlose Bücher