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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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Weile dauern, bis er wieder nach Norden kommt. Ist es lange her, seit du von ihm gehört hast?“
    „Es war um die Zeit der Mikalsmesse - da schrieb er mir aus Ringabu.“
    „Ja, du weißt doch wohl, was sich im Herbst im Tal zugetragen hat?“ fragte Erling. „Nicht? Du weißt doch wohl, daß Munan selbst zu den Vögten rings um den Mjös-See und ins Tal hinaufritt und Briefe überbrachte, die Bauern sollten ihre volle Kriegssteuer mit Kost und Pferden entrichten - sechs Bauern zu einem Pferd -, und der Adel sollte die Pferde senden, selbst aber daheim sitzen dürfen. Hast du das nicht erfahren? Und daß die Bewohner der nördlichen Täler sich weigerten, diese Steuer zu entrichten, als Munan mit Eirik Topp auf dem Thing in Vaage erschien. Es war im übrigen Lavrans Björgulvssohn, der die Gegenrede führte - er forderte Eirik auf, die Steuern auf gesetzlichem Wege einzutreiben, wenn an den vorgeschriebenen Abgaben etwas fehlen sollte; aber er nannte es einen Übergriff, eine Kriegssteuer von den Bauern zu fordern, um einen Dänen in der Fehde gegen den Dänenkönig zu unterstützen, und er sagte, wenn unser König einen Dienst von seinen Getreuen verlangen wollte, so würden sie rasch genug zur Hand sein mit guten Waffen und Pferden und bewaffneten Männern - aber er sende nicht einen Ziegenbock mit einem Hanfstrick um den Hals von Jörundhof weg, außer der König verlange, daß er ihn selber zum Heereszug reiten solle. Aber weißt du denn das nicht? Smid Gudleikssohn sagt, Lavrans habe seinen Bauern versprochen, die Buße für sie alle aufzubringen, wenn es notwendig werden sollte.“
    Erlend war sehr erstaunt.
    „Das hat Lavrans getan! Niemals habe ich gehört, daß mein Schwiegervater sich in andere Dinge mischte als in solche, die ihn selbst und die Besitztümer seiner Freunde betrafen.“
    „Er tut es wohl nicht oft“, meinte Herr Erling. „Soviel aber verstand ich, als ich jetzt auf Neset war: wenn Lavrans Björgulvssohn in einer solchen Sache das Wort ergreift, so werden ihm alle folgen - denn er spricht nicht, ohne die Sache so gut zu kennen, daß seine Worte nur schwer widerlegbar sind. Jetzt soll er im Zusammenhang mit diesen Ereignissen Briefe mit seinen Verwandten in Schweden gewechselt haben; Frau Ramborg, seine Vatermutter, und Herrn Erngisles Vatervater waren ja Kinder zweier Brüder, er hat also eine große Sippe da drüben. So still er auch ist, dein Schwiegervater, so hat er doch keine geringe Macht in den Gemeinden, wo die Leute ihn kennen. Wenngleich er sie nicht oft gebraucht.“
    „Ja, jetzt verstehe ich, warum du dich mit ihm zusammengetan hast, Erling“, erwiderte Erlend lächelnd. „Ich wunderte mich schon, daß ihr so warme Freunde geworden seid.“
    „Kann dich das wundern?“ entgegnete Erling besinnlich. „Ein sonderbarer Mann müßte der sein, der Lavrans auf Jörundhof nicht gern seinen Freund nennen würde. Dir wäre wohl besser damit gedient, Verwandter, wenn du auf ihn statt auf Munan hörtest.“
    „Munan war vom ersteh Tag an, da ich von daheim weg war, wie ein älterer Bruder zu mir“, sagte Erlend ein wenig heftig. „Nie hat er mich im Stich gelassen, wenn ich in die Enge getrieben war, nun ist er in die Enge getrieben.“
    „Munan kommt schon zurecht“, sagte Erling Vidkunssohn so ruhig wie zuvor. „Die Briefe, die er überbrachte, waren mit dem Sigill des norwegischen Reiches versiegelt - widerrechtlicherweise, aber das ist ja nicht seine Sache. Ja, und noch mehr - er war es, der sein Siegel damals anhängte, als er bei der Verlobung der Jungfrau Eufemia den Zeugen machte, aber dies kann nur schwer aufgedeckt werden, ohne daß dabei an jemand gerührt wird, den wir nicht... Um die Wahrheit zu sagen, Erlend, ich glaube, Munan kommt ohne deine Unterstützung zurecht - du aber kannst dir selber schaden.“
    „Ich verstehe, ihr wollt Frau Ingebjörg zu Leibe“, sagte Erlend. „Ich aber habe nun meiner Verwandten versprochen, ihr in der Heimat wie in der Fremde zu dienen.“
    „Das habe auch ich“, erwiderte Erling. „Und ich gedenke dieses Versprechen zu halten - das tut wohl jeder norwegische Mann, der unserem Herrn und Verwandten König Haakon gedient und ihn geliebt hat. Und ihr ist jetzt am besten damit gedient, daß man sie von den Ratgebern trennt, die eine so junge Frau zu ihrem und ihres Sohnes Unglück beraten.“
    „Glaubst du“, fragte Erlend gedämpft, „daß ihr das vermögt?“
    „Ja“, sagte Erling Vidkunssohn fest. „Das glaube ich.

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