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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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täglich im Gebrauch waren. König Skule hatte dieses Haus erbaut.
    Herr Erling und Erlend trugen Pelzmäntel, denn es war bitter kalt in dem Raum. Der Gast ging umher und betrachtete die vielen schönen Waffen und Rüstungen, die Erlend von seinem Großvater Gaute Erlendssohn geerbt hatte.
    Erling Vidkunssohn war ein ziemlich kleiner Mann von zarter Gestalt - dabei ein wenig rundlich; er bewegte sich aber leicht und gefällig. Besonders hübsch von Angesicht war er nicht, obgleich er wohlgeformte Züge hatte - aber sein Haar war hellrötlich, und Augenbrauen und Wimpern waren weiß, die Augen ziemlich hellblau. Wenn die Leute trotzdem fanden, daß Herr Erling gut aussehe, so kam dies vielleicht daher, daß alle ihn als den reichsten Ritter in Norwegen kannten. Er hatte jedoch auch ein besonders gewinnendes, angenehmes Wesen. Überaus verständig war er, wohlgelehrt und reich an Kenntnissen, und da er niemals danach strebte, seine Weisheit hervorzukehren, und stets bereit war, auf andere zu hören, so stand er in dem Ruf, einer der klügsten Männer im Lande zu sein. Er war gleichaltrig mit Erlend Nikulaussohn, und sie waren durch die Stovreim-Sippe miteinander verwandt, wenn auch weit entfernt; sie hatten einander stets gekannt, aber irgendeine nahe Freundschaft hatte zwischen ihnen nicht bestanden.
    Erlend saß auf einer Truhe und sprach von dem Schiff, das er in diesem Sommer für sich hatte bauen lassen; es war ein Schiff für zweiunddreißig Ruderer, und er glaubte, es würde ein besonders rasches und leicht zu lenkendes Fahrzeug werden. Er hatte sich zwei Schiffsbauer vom Norden kommen lassen und ihnen zusammen selber die Arbeit überwacht.  " Schiffsbau ist nämlich eines der wenigen Dinge, auf die ich mich verstehe, Erling“, sagte er, „und du sollst sehen, es wird ein schöner Anblick sein, wenn Margygren die Meereswellen durchschneidet..."
    „Margygren? Das ist aber ein unheimlich heidnischer Name, den du da deinem Schiff gibst, Verwandter“, sagte Herr Erling und lachte ein wenig. „Gedenkst du denn, damit nach Süden zu fahren?“
    „Bist du ebenso fromm wie mein Weib? Auch sie sagt, dies sei ein heidnischer Name. Ja, sie liebt auch das Schiff an sich nicht, aber sie stammt ja aus den Tälern - sie verträgt die See nicht.“
    „Ja, sie sieht fromm und fein und liebreizend aus, deine Gattin“, sagte Herr Erling höflich. „Wie man es sich bei den Leuten, von denen sie abstammt, erwarten durfte.“
    „Ja“, Erlend lachte ein wenig. „Kein Tag vergeht, an dem sie nicht die Messe hört. Und Sira Eiliv, unser Priester, den du sahst, liest uns aus den heiligen Büchern vor; außer Bier und Leckereien weiß er nichts Besseres, als vorlesen zu dürfen. Und die armen Leute kommen zu Kristin und fragen sie um Rat und Hilfe, sie würden gern den Saum ihres Rockes küssen, glaube ich - meine eigenen Männer kenne ich nicht wieder. Sie ist fast wie eine jener Frauen, von denen in den heiligen Sagen geschrieben steht; weißt du noch, König Haakon zwang uns, dazusitzen und zuzuhören, wenn der Priester vorlas - damals, als wir Pagen waren? Hier ist jetzt vieles anders auf Husaby als das letztemal, da du mein Gast warst, Erling. - Seltsam übrigens, daß du diesmal zu mir kommen mochtest“, fügte er nach einer Weile hinzu.
    „Du sprachst von der Zeit, da wir beide Pagen waren“, sagte Erling Vidkunssohn mit einem Lächeln, das ihm gut stand. „Da waren wir doch Freunde? Damals erwarteten wir alle von dir, Erlend, daß du es noch weit bringen würdest hier im Lande.“
    Aber Erlend lachte nur.
    „Ja, das erwartete auch ich.“
    „Kannst du nicht mit mir zusammen nach Süden segeln, Erlend?“ fragte Herr Erling.
    „Ich hatte gedacht, den Landweg zu nehmen“, erwiderte der andere.
    „Das ist aber doch mühsam für dich - über das Gebirge, jetzt zur Winterszeit“, meinte Herr Erling. „Erfreulich und angenehm würde es doch sein, wenn du dich Haftor und mir zugeselltest.“
    „Ich habe nun schon versprochen, mit einigen anderen zu fahren“, entgegnete Erlend.
    „Ach ja, du gehst mit deinem Schwiegervater - nun, das ist ja auch begreiflich.“
    „Ja, nein ... Ich kenne diese Männer aus dem Tal, mit denen er reitet, so wenig.“ Erlend saß eine Weile da. „Nein, ich habe versprochen, bei Munan in Stange vorbeizusehen“, sagte er rasch.
    „Du kannst es dir sparen, dort nach Munan zu sehen“, antwortete der andere. „Er ist zu seinen Höfen auf Hising gereist, und es kann vielleicht eine

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