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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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es auf sich nahm, der zu sein, zu dem ihn seine Standesgenossen machen wollten.
    Er war für den Russenkrieg, er sprach über die Schweden, die sich mit den Norwegern in den König teilten. Sie wollten die norwegischen Herren und Ritter nicht als ebenbürtige Adelsmänner anerkennen. Hatte man etwa, solange die Welt bestand, je in irgendeinem Lande von den Adeligen in anderer Weise Kriegsgefolgschaft verlangt, als daß sie auf ihren eigenen Pferden reiten und ihren eigenen Schild in der Schlacht führen sollten? Kristin wußte, dies war ungefähr das gleiche, was ihr Vater damals auf dem Thing in Vaage ausgesprochen hatte, und er hatte es Erlend vorgehalten, als dieser keine Lust dazu fühlte, sich den Plänen Munan Baardssohns zu entziehen. Nein, sagte Erlend jetzt, und er führte das mächtige Geschlecht seines Schwiegervaters drinnen im Gebirge an - er wisse zu genau, wofür die schwedischen Herren die Norweger ansähen. „Wenn wir nicht zeigen, wozu wir taugen, dann kann man uns bald nur noch für Mündel der Schweden rechnen.“
    Ja, meinten die Leute, es sei etwas Wahres daran. Aber dann sprachen sie wieder über den Reichsverweser. Erling hatte das Seine dort oben zu schützen, um das er besorgt sein mußte; die Karelen hatten in dem einen Jahr Bjarköy über dem Kopf seines Verwalters angezündet und die Bauern beraubt. Und Erlend schlug um und scherzte - Erling Vidkunssohn denke wohl nicht an das Seine, dessen sei er gewiß. Erling sei ein so edler, feiner und vornehmer Ritter - man hätte keinen prächtigeren Mann finden können, um ihn an die Spitze des Ganzen zu stellen. Bei Gott, Erling sei so ehrenhaft und ehrwürdig wie der schönste goldene Buchstabe vorne im Gesetzbuch. Die Leute lachten und hielten sich weniger an Erlends Lobesworte über die Rechtschaffenheit des Reichsverwesers als daran, daß Erlend ihn mit einem vergoldeten Buchstaben verglichen hatte.
    Nein, sie nahmen Erlend nicht ernst - selbst jetzt nicht, da er doch auf eine gewisse Art geehrt wurde. Aber in jener Zeit, da er jung und trotzig und verzweifelt ein Hurenleben führte und die Frau des andern trotz königlichem Gebot und Kirchenbann nicht wegschicken wollte - damals hatten sie ihn ernst genommen, hatten sich in tiefer Entrüstung über sein gottloses und schändliches Leben von ihm abgewandt. Das war jetzt vergessen und vergeben, und Kristin verstand, es lag eine gewisse Dankbarkeit darin, wenn ihr Gatte sich jetzt so willig fügte und so war, wie die Leute ihn gerne haben wollten - er hatte wohl bitter gelitten in jener Zeit, da er aus dem Kreise seiner Genossen daheim ausgestoßen war. Ach, sie mußte an ihren Vater denken, wenn er - mit einem ganz leisen Achselzucken -untüchtigen Männern Zins und Schulden erließ. Es sei Christenpflicht, mit denen Nachsicht zu üben, die nicht für sich einstehen könnten. War dies die Art, auf die man Erlend seine Jugendsünden verziehen hatte?
    Aber Erlend war für sich eingestanden, damals, als er mit Eline lebte. Er hatte die Verantwortung für seine Sünde getra-gen, bis er sie, Kristin, traf und sie ihm lernbereit in neue Sünden folgte. War denn sie es, die ....
    Nein. Nun wurde ihr vor ihren eigenen Gedanken angst.
    Und sie gab sich Mühe, allen Kummer und alle Sorgen um Dinge, in die sie nicht eingreifen konnte, zu verscheuchen. Sie wollte nur an das denken, bei dem sie durch ihre Umsicht etwas ausrichten konnte. Alles andere mußte sie in Gottes Hände legen. Gott hatte ihr überall geholfen, wo ihr eigenes Streben nicht helfen konnte. Husaby war jetzt so weit in die Höhe gebracht, daß es bald ein guter Hof werden konnte wie früher -trotz den schlechten Jahren. Drei gesunde, schöne Söhne hatte Gott ihr gegönnt; jedes Jahr hatte der Herr ihr das Leben von neuem geschenkt, wenn sie in Kindsnöten dem Tode begegnen mußte; mit voller Gesundheit hatte er sie von jedem Kindbett wiederum aufstehen lassen. Alle ihre drei süßen Kleinen hatte sie im vergangenen Jahr behalten dürfen, als die Krankheit so viele schöne Kinder in den Gemeinden hinwegraffte. Und Gaute - Gaute würde gesund werden, das glaubte sie bestimmt.
    Es verhielt sich wohl so, wie Erlend sagte: er mußte ein so kostspieliges Leben führen, wie er es tat. Sonst konnte er sich unter seinen Standesgenossen nicht hervortun und jene Rechte und Einnahmen von der Krone erzielen, zu denen ihn seine Geburt berechtigte. Sie mußte eben glauben, daß er dies besser verstünde als sie.
    Es war unvernünftig, sich

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