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Kristin Lavranstochter 1

Titel: Kristin Lavranstochter 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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einander gute Nacht und legten sich auf die Erdbank hin, die des Rauches halber ganz tief unten am Boden war.
    Erlend lag da und dachte an die Nachrichten, die er von daheim bekommen hatte. Er hatte in diesen Jahren nicht viel gehört - zwei Briefe von seiner Frau waren in seine Hände gelangt, aber sie waren alt gewesen, bis sie zu ihm gekommen waren. Sira Eiliv hatte sie für Kristin geschrieben - sie konnte selbst schreiben, sehr gut und auch schön, aber sie schrieb ungern, denn es dünkte sie für eine ungelehrte Frau nicht ganz geziemend.
    Kristin würde wohl noch frömmer werden, jetzt, da in der Nachbargemeinde ein Heiligtum errichtet worden war, und zwar für einen Mann, den sie zu seinen Lebzeiten selbst gekannt hatte - und nun war ihrem Sohne Gaute dort für seine Krankheit Heilung geworden, und sie selbst hatte wieder ihre volle Gesundheit erlangt, nachdem sie seit der Geburt der Zwillinge so schwach gewesen war. Gunnulv erzählte, daß die Prädikantenbrüder zu Hamar Edvin Rikardssohns Leichnam schließlich an dessen Brüder in Oslo hatten zurückgeben müssen und daß diese nun alles über Bruder Edvins Leben und über die Wunder, die er zu seinen Lebzeiten wie auch nach seinem Tode vollbracht haben sollte, aufschreiben ließen. Sie beabsichtigten, diese Schrift dem Papst zu senden und darum einzugeben, daß der Mönch heiliggesprochen würde. Einige Bauern vom Gaultal und vom Medaltal waren nach Süden gefahren, um die Wunder zu bezeugen, die Bruder Edvin durch seine Gebete in den Gemeinden dort und bei einem Kruzifix bewirkt hatte, das von ihm selbst geschnitzt worden war und das sich jetzt auf Medalhus befand. Sie hatten gelobt, auf dem Vatsberg, wo er einige Sommer lang als Einsiedler gelebt hatte und wo eine Quelle floß, deren Heilkraft man ihm verdankte, eine kleine Kirche zu errichten. Da hatten sie eine Hand der Leiche erhalten, um sie in dieser Kirche aufzubewahren.
    Kristin hatte zwei Silberschalen geopfert und die große Mantelschließe mit blauen Steinen, die sie von ihrer Großmutter Ulvhild Haavardstochter besaß, und hatte daraus von Tiede-ken Paus in der Stadt eine silberne Hand für die Fingerknöchel Bruder Edvins anfertigen lassen.
    Und als der Erzbischof zur Zeit der Jonsmesse, ein Jahr nachdem Erlend nach Norden gereist war, die Kirche einweihte, war sie mit Sira Eiliv und ihren Kindern und mit großem Gefolge zur Feier auf dem Vatsberg oben.
    Von da an war Gaute rasch gesund geworden, hatte gehen und reden gelernt und war jetzt wie andere Kinder seines Alters. Erlend streckte sich aus - es war wohl das größte Glück, das ihnen widerfahren konnte, daß Gaute jetzt gesund war. Er wollte der Kirche ein Stück Land schenken. Gaute war blond, sagte Gunnulv, und schön von Angesicht - wie die Mutter. Da hätte er jetzt nur ein kleines Mädchen sein sollen, und dann hätte er Magnhild heißen müssen. Ja - er sehnte sich jetzt auch nach seinen schönen Söhnen.
    Gunnulv Nikulaussohn lag da und dachte an jenen Frühlingstag vor drei Jahren, da er nach Husaby hinaufritt. Auf dem Weg dorthin begegnete er einem Manne vom Hof; die Hausfrau sei nicht daheim, sagte der, sie sei bei einer kranken Frau.
    Er ritt auf einem schmalen, grasüberwucherten Weg zwischen alten Zäunen dahin; an den Hängen über und unter ihm stand junger Laubwald bis hinunter zum Fluß, der frühlingshaft in der Talsenke dahinbrauste. Gunnulv ritt der Sonne entgegen, und die zarten grünen Blätter glänzten wie goldene Flammen an den Ästen, aber drinnen im Wald fiel bereits der Schatten kühl und tief auf den Grasgrund.
    Als er ein Stück weiterkam, sah er einen Schimmer vom See, der dunkel das andere Ufer und den blauen Himmel spiegelte und das Bild der großen Sommerwolken trug, das in den Wirbeln der Oberfläche zusammenschmolz und wieder zerbrach.
    , Weit, weit unter dem Reitpfad lag auf grünen, blumenbunten Wiesen ein kleiner Hof. Eine Schar Frauen mit weißen Kopftüchern stand draußen auf dem Hofplatz - aber Kristin war nicht unter ihnen.
    Ein wenig weiter entfernt sah er ihr Pferd; es ging mit einigen anderen auf der Weide. Vor ihm tauchte der Weg in eine Höhle aus grünem Schatten. Und dort, wo er sich an der nächsten Hangwelle emporwand, stand sie am Zaun unter dem Laub und lauschte dem Vogelgesang. Er sah, wie ihre schmale schwarze Gestalt sich über den Zaun in den Wald hineinneigte; das
    Kopftuch und der weiße Arm leuchteten auf. Er nahm die Zügel kürzer, ritt ihr Schritt für Schritt entgegen.

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