Kristin Lavranstochter 1
Geld, sagte Didrek lachend. Sie kaufte ein Paar laubgrüne mit roten Absätzen - mußte sie auf Borg kaufen, aber Didrek kannte ja sie und ihre Leute.
Kristin verstand jedoch, daß Didrek dies nicht sehr gerne sah und daß er sich auch ärgerte, weil der große Herr im Reiseumhang weggegangen war - sie hatten sich zu lange mit der Anprobe aufgehalten. So wählte sie denn ein Paar absatzlose Schuhe aus leuchtend blauem dünnem Leder; sie waren mit Silber und rosenroten Steinen verziert. Aber sie mochte die grünen Seidenlitzen daran nicht. Da sagte Didrek, diese könne er umtauschen, und er zog sie mit sich in einen Winkel zuhinterst im Speicher. Dort hatte er einen Schrein mit Seidenbändern und kleinen Silberspangen; mit diesen Dingen durften die Schuhmacher eigentlich nicht handeln, die Bänder waren auch zu breit und die Spangen zu groß für Schuhwerk, wenigstens viele davon.
Sie mußten dies und jenes von den Kleinigkeiten kaufen, und als sie mit Didrek ein wenig süßen Wein getrunken und er ihre Einkäufe in ein Stück Fries eingeschlagen hatte, war es bereits ziemlich spät, und Kristins Beutel war sehr viel leichter geworden.
Als sie wieder auf die Straße gekommen waren, schien die Sonne ganz golden, und von all dem Verkehr in der Stadt stand der Staub wie ein heller Rauch über der Straße. Es war so warm und so schön, und die Leute kamen mit großen Sträußen jungen Laubes von Eikaberg herunter, um ihre Stuben für das Fest zu schmücken. Nun kam Ingebjörg auf den Gedanken, noch nach Gjeitabru zu gehen; es pflegte dort während des Marktes auf den Angern jenseits des Flusses soviel Lustiges zu geben, Gaukler und Spielleute - ja Ingebjörg hatte gehört, es sei ein Schiff voll ausländischer Tiere angekommen, die unten am Strand in Buden gezeigt würden.
Haakon hatte im Miklehof deutsches Bier bekommen und war sehr sanft und gut gelaunt, und als ihn nun die Mädchen unter den Arm nahmen und so schön bettelten, gab er nach, und so gingen die drei hinaus gegen Eikaberg.
Auf der anderen Seite des Flusses gab es nur wenige und kleine Höfe, die über die grünen Hügel zwischen dem Fluß und dem steilen Berghang verstreut waren. Sie gingen am Minoritenkloster vorbei, und Kristins Herz zog sich vor Scham zusammen, denn sie erinnerte sich, daß sie im Sinn gehabt hatte, den größten Teil ihres Silbers für Arnes Seele zu opfern. Sie hatte es dem Priester in Nonneseter nicht sagen wollen; sie fürchtete, ausgefragt zu werden - sie hatte gemeint, sie könnte vielleicht zu den Barfußbrüdern auf dem Anger hinauskommen, wenn Bruder Edvin jetzt wieder in seinem Kloster wäre. Sie hätte ihn so gerne getroffen - aber sie wußte nicht recht, wie sie es am schicklichsten anfangen sollte, mit einem Mönch ins Gespräch zu kommen, um ihr Anliegen vorzubringen. Und nun hatte sie nicht mehr soviel Geld und wußte nicht, ob sie eine Messe kaufen konnte - vielleicht mußte sie sich damit begnügen, ein dickes Wachslicht zu stiften.
Plötzlich hörten sie ein entsetzliches Gebrüll aus unzähligen Kehlen draußen von der Strandwiese. Es ging gleichsam ein Sturm über den zusammengedrängten Menschenhaufen dort unten hin - und jetzt kam die ganze Schar ihnen entgegengestürzt, schreiend und rufend. Alle waren von wildem Entsetzen erfüllt, und einige der Vorüberlaufenden schrien Haakon und den Mädchen zu, die Panther seien ausgebrochen.
Sie liefen eilig zur Brücke zurück und hörten, wie die Leute einander zuriefen, eine Bude sei eingestürzt und zwei Panther entkommen - einige sprachen auch von einer Schlange. Je näher sie der Brücke kamen, desto schlimmer wurde das Gedränge. Eine Frau verlor ein kleines Kind aus den Armen, dicht vor ihnen, Haakon stellte sich über das Kleine, um es zu beschützen, gleich darauf sahen sie nur noch einen Schimmer von ihm, sahen ihn mit dem Kind in den Armen weit von ihnen entfernt, und dann hatten sie ihn verloren.
An der schmalen Brücke drängte der Volkshaufen so ungestüm, daß die Mädchen auf einen Acker hinausgeschoben wurden. Sie sahen die Leute zum Ufer hinablaufen; junge Männer warfen sich ins Wasser und schwammen, aber ältere Leute sprangen in die dort liegenden Boote, die in einem Nu zum Sinken voll belastet waren.
Kristin versuchte Ingebjörg etwas zuzurufen - sie schrie, sie sollten zum Minoritenkloster hinüberlaufen, aus dem die Graukutten herauseilten und versuchten, die erschrockenen Menschen bei sich zu versammeln. Kristin war nicht so ängstlich wie
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