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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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recht zu geben.“
    „Ja, es mag so sein, Verwandter“, sagte Jammaelt beschwichtigend, „du hast nicht ganz unrecht. Dein Vater dachte als erster von allen Männern an diesen Weg aus dem Sumpf - er dachte an zwei Brüder auf den Königsthronen hier und in Schweden. Ein überlegter, weiser und hochgesinnter Herr war Erlend Nikulaussohn, ich begreife das. Aber hüte dich nun mit dem, was du sagst, Nikulaus, es ist doch wohl nicht deine Absicht, Gerüchte über dich entstehen zu lassen, die Skule schaden könnten.“
    „Skule bat mich in seiner Sache nicht um Urlaub“, erwiderte Nikulaus scharf.
    „Nein, er dachte wohl nicht daran, daß du jetzt mündig bist“, entgegnete Jammaelt wie zuvor, „und auch ich entsann mich dessen nicht - es geschah also mit meinem Einverständnis und Willen, daß er den Eid auf Bjarnes Schwert leistete.“
    „Ich glaube, er dachte sehr wohl daran - aber der junge Bursche wußte, daß ich nie meine Einwilligung hierzu gegeben hätte. Und die Männer von Giske brauchten vielleicht diese Salbe für ihr schlechtes Gewissen.“
    Skule Erlendssohn hatte sich nun in den Dienst Bjarne Erlingssohns begeben. Er war mit dem jungen Ritter zusammengetroffen, als er zu Weihnachten bei seiner Muhme auf Aelin zu Besuch weilte, und Bjarne war es geglückt, dem Knaben zu schildern, wie es hauptsächlich Herrn Erlings und seinen eigenen Fürbitten zuzuschreiben sei, daß Erlend seinerzeit Gnade gewährt worden war - ohne ihre Unterstützung wäre es Simon Andressohn niemals geglückt, die Erfüllung seines Anliegens bei König Magnus durchzusetzen. - Ivar war noch bei Inge Fluga.
    Kristin wußte - was Bjarne Erlingssohn gesagt hatte, war nicht ganz unwahr, es stimmte ganz gut mit Simons eigener Schilderung seiner Fahrt nach Tunsberg überein. Trotzdem hatte sie in allen diesen Jahren mit großer Bitterkeit an Erling Vidkunssohn gedacht. Es dünkte sie, er hätte die Macht gehabt, ihrem Mann zu besseren Bedingungen zu verhelfen, wenn er gewollt hätte. Bjarne hatte damals wohl noch keinen großen Einfluß, so jung wie er war. Trotzdem sagte es ihr nicht sehr zu, daß Skule sich diesem jungen Manne angeschlossen hatte -und außerdem stockte ihr auch fast der Atem, als sie hörte, daß die Zwillinge so ganz auf eigene Faust gehandelt und sich so ins Weite hinausbegeben hatten - sie waren doch eigentlich noch Kinder, fand sie.
    Nach diesem Besuch Jammaelts nahm ihre Unruhe derartig zu, daß sie beinahe nicht mehr zu denken vermochte. Verhielt es sich wirklich so, wie die Männer meinten, sollte es wirklich die Wohlfahrt und Sicherheit des Landes so unsagbar erhöhen, wenn dieser kleine Knabe auf der Burg Tunsberg jetzt König von Norwegen hieß, so hätte das Volk diesen Vorteil ja schon seit zehn Jahren genießen können, wenn nicht Erlend ... Nein, sie wollte nicht an dieses denken, wenn sie an den Toten dachte. Dennoch konnte sie es nicht unterlassen, gerade weil sie merkte, daß der Vater in den Augen der Söhne so herrlich und vollkommen dastand, der hervorragendste Held und Anführer ohne Fehl und Tadel. Sie hatte ja selbst in allen diesen Jahren gemeint, Erlend sei von seinen Standesgenossen und reichen Verwandten im Stich gelassen worden; großes Unrecht hatte ihr Gemahl erlitten - aber Naakkve ging zu weit, wenn er sagte, jene anderen hätten ihn zu einem Fraß der Würmer gemacht. Auch sie trug wohl ihr schweres Teil an der Schuld, sicherlich -hauptsächlich aber waren es doch Erlends Unverstand und sein verzweifelter Eigensinn gewesen, die seinen elenden Tod verursacht hatten.
    Aber nein - trotzdem sah sie es nicht gerne, daß Skule jetzt bei Bjarne Erlingssohn war.
    Sollte sie denn niemals den Tag erleben, an dem sie nicht unablässig von Angst und Unruhe gequält sein würde? O Jesus! Gedenke der Angst und Sorge, die deine selige Mutter um deinetwillen erlitt, erbarme dich meiner, einer Mutter, und tröste mich...
    Selbst um Gaute durchlebte sie viel Angst. In dem Knaben steckte das Zeug zu einem tüchtigen Bauern, aber er war so verrannt in seinem Eifer, dem Geschlecht wieder zu Wohlstand zu verhelfen. Naakkve ließ ihm freie Hand in allem - und Gaute hatte den Kopf voll unzähliger Pläne. Jetzt hatte er zusammen mit einigen anderen Männern aus dem Tal angefangen, aus den Mooren drinnen im Gebirge wieder Eisen zu gewinnen. Und er verkaufte viel zuviel, nicht nur als Abgaben, sondern auch von dem wirklichen Ertrag des Hofes. Kristin war stets gewohnt gewesen, vollgepfropfte Vorratshäuser

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