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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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und Scheunen auf ihrem Hof zu sehen, und sie wurde nicht wenig erzürnt, wenn Gaute wegen einer ranzigen Butter die Nase rümpfte oder sich über den zehn Jahre alten Speck, den sie im Vorratshaus hängen hatte, lustig machte. Aber sie wollte das Bewußtsein haben, daß auf ihrem Hof niemals Mangel an Nahrung eintreten könne; kein armer Mann brauchte unbeschenkt von ihrem Hof wegzugehen, wenn das Tal von einem Mißjahr betroffen wurde. Und es sollte an nichts fehlen, wenn die Zeit einmal käme, da es hier auf dem alten Hof wieder Hochzeiten und Kindtaufen und Gastgelage gäbe.
    Ihre ehrgeizigen Pläne für die Söhne schrumpften ein. Sie wollte sich damit zufriedengeben, wenn die Kinder hier im Tal ihren Wohnsitz aufschlügen. Kristin konnte durch Tausch und Erbschaft ihren Besitz so sammeln, daß drei ihrer Söhne auf eigenen Höfen hätten leben können. Und Jörundhof mit jenem Teil von Laugarbru, der diesseits des Flusses lag, konnte drei Pächter ernähren. Wurde es auch nicht gerade ein Leben für Herren, so sollten sie doch auch keine armen Leute sein. Hier im Tal herrschte Frieden - von all dieser Unruhe unter den
    Vornehmen des Landes erfuhr man hier nur wenig. Mochte man eine solche Anordnung auch als Niedergang der Macht und des Ansehens der Sippe betrachten - Gott hatte es in seiner Hand, ihren Nachkommen besser vorwärtszuhelfen, wenn er darin einen Nutzen für sie sah. Aber für sie, Kristin, war es wohl eine vergebliche Hoffnung, ihre Söhne je in dieser Art um sich versammelt zu sehen - sie kamen wohl nicht so leicht zur Ruhe, diese ihre Kinder, die Erlend Nikulaussohn zum Vater hatten.
    Dies war die Zeit, in der ihre Seele Frieden und Trost fand, wenn sie ihre Gedanken zu den zwei kleinen Kindern schweifen ließ, die oben auf dem Friedhof ruhten.
    Zwar hatte sie in allen diesen Jahren jeden Tag an sie gedacht - hatte, wenn sie sah, wie andere gleichaltrige Kinder wuchsen und gediehen, sich gefragt, wie die ihren jetzt wohl wären...
    Jetzt, während sie in ihrer täglichen Arbeit dahinlebte, immer noch gleich tüchtig und fleißig, aber verschlossen und nachdenklich, waren die toten Kinder stets bei ihr. In ihren Träumen lebten und wuchsen sie heran und wurden in jeder Beziehung genau so, wie sie es wünschte: Munan war so getreu zu seinen Verwandten wie Naakkve, aber zu seiner Mutter war er ebenso heiter und mitteilsam wie Gaute und versetzte sie nie mit gewagten Einfällen in Angst, war sanft und besonnen wie Lavrans, aber alles Merkwürdige, worüber Munan im Gehen und Stehen nachgrübelte, besprach er mit seiner Mutter. Er war klug wie Björgulv, aber kein Mißgeschick beschattete seinen Lebensweg, so daß er klug war ohne Bitterkeit; er war selbständig, stark und kühn wie die Zwillinge, aber nicht so unlenksam und eigenmächtig.
    Und all der süßen, heiteren Erinnerungen an die Lieblichkeit der Kinder, da sie klein waren, entsann sie sich jetzt immer und immer wieder, wenn sie an den kleinen Erlend dachte. Er stand auf ihren Knien und sollte angekleidet werden: sie hielt mit ihren Händen seinen nackten, prallen Körper umfaßt, und er strebte mit seinen kleinen Händen und mit hocherhobenem Kopf und seinem ganzen so kostbaren Körper hinauf zu ihrem Gesicht und ihren Liebkosungen. Sie lehrte ihn gehen - hatte ihm ein zusammengefaltetes Tuch über die Brust gelegt und unter den Armen durch nach hinten geführt; in diesem Geschirr hing er nun schwer wie ein Sack und strampelte so entzückend verkehrt mit den Füßen, lachte selbst so herzlich, bis er sich vor Lachen wie ein Wurm wand. Sie trug ihn auf den Armen zur Weide hinauf zu den Kälbern und Lämmern, er schrie vor Freude über das Mutterschwein mit all den Ferkeln, legte den Kopf zurück und starrte zu den Tauben auf dem Stalldach hinauf. Er lief neben ihr durch das hohe Gras bei den Geröllhalden, schrie laut auf bei jeder Beere, die er sah, und aß sie so gierig aus ihrer Hand, daß der Speichel aus seinem kleinen gefräßigen Mund troff und ihre Handfläche ganz naß davon wurde.
    All ihrer Freude an den Kindern entsann sie sich und lebte in dem geträumten Leben mit den zwei Kleinen wieder auf. Alle Sorgen vergaß sie.
    Zum drittenmal wurde es Frühling, seitdem man Erlend zu Grabe getragen hatte. Kristin hörte nichts mehr über Tordis und Naakkve. Aber sie hörte auch nichts mehr vom Kloster. Und ihre Hoffnung nahm zu - sie konnte es nicht ändern: sie opferte ihren ältesten Sohn so ungern dem Klosterleben.
    Kurz vor der

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