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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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hierherkommen darf“, sagte der Priester. „Denn das ist es wohl, was du befürchtest?“
    „Mehr als das, Sira Eiliv. Ich fürchte, Naakkve war nie zum Priester geeignet.“
    „Glaubst du diese Dinge beurteilen zu dürfen?“ fragte der Priester. Er runzelte die Brauen. Dann stieg er vom Pferd, band es fest und stützte sich auf den Zaun, während er die Frau bestimmt und forschend ansah. Kristin sagte:
    „Ich fürchte, es fällt Naakkve schwer, sich unter eine Ordenszucht zu beugen - und er war so jung, als er eintrat, wußte nicht, wem er entsagte, und kannte sein eigenes Innere nicht. Aber all das, was sich während seines Heranwachsens zutrug -daß er das väterliche Erbe verlor, und der Unfrieden, den er zwischen seinem Vater und seiner Mutter sah und der mit Erlends Tod endete, war die Ursache, daß er die Lust verlor, in der Welt zu leben. Aber ich konnte nie bemerken, daß er fromm dadurch wurde.“
    „Du konntest das nicht? - Sich unter die Ordenszucht zu beugen mag Nikulaus wohl ebenso schwergefallen sein wie gar manchem andern guten Mönch, heftigen Gemüts, wie er ist, und ein junger Mann - zu jung vielleicht, um, noch ehe er sich von der Welt abwandte, zu begreifen, daß die Welt ein ebenso harter Zuchtmeister ist wie irgendein anderer Herr und schließlich und endlich ein Herr ohne Erbarmen. Darum denke ich, du selbst könntest beurteilen, Schwester ...
    Und verhält es sich wirklich so, daß Naakkve mehr um seines Bruders willen als aus Liebe zu seinem Schöpfer ins Kloster ging, so glaube ich doch, Gott wird es nicht unbelohnt lassen, daß Naakkve das Kreuz seinem Bruder zuliebe auf sich nahm.
    Gottes Mutter, Maria, die Naakkve schon von früher Jugend an verehrte und liebte, wie ich weiß, wird ihm wohl eines Tages deutlich zeigen, daß ihr Sohn in diese Welt hier kam, um sein Bruder zu werden und das Kreuz für ihn zu tragen.
    Nein ..Das Pferd schnupperte an der Brust des Priesters, er streichelte es, während er halb vor sich hin sagte: „Schon von Kindesbeinen an besaß mein Nikulaus eine merkwürdige Gabe, zu lieben und zu leiden - ich dächte, er wäre doch recht wohl zum Mönch geeignet.
    Aber du, Kristin“, sagte er und wandte sich der Frau zu, „du solltest jetzt doch so viel gesehen haben, dünkt mich, daß du dich ein wenig getroster auf Gott den Allmächtigen verlassen könntest. Hast du noch nicht bemerkt, daß er jede Seele aufrecht hält, solange die Seele ihn nicht losläßt? Denkst du denn, so kindlich, wie du in deinem Alter noch bist, Weib, Gott strafe die Sünde, wenn du Kummer und Demütigung erntest, weil du deiner Lust und deinem Übermut auf Wegen folgtest, die Gott seinen Kindern verboten hat: Willst du sagen, du straftest deine Kinder, wenn sie sich verbrühten, weil sie die Hand in den Kessel voll kochenden Wassers steckten, dem nahe zu kommen du ihnen verboten hattest, oder wenn das schwache Eis unter ihnen zerbrach, vor dem du sie gewarnt hattest? Hast du nicht begriffen, wenn das dünne Eis unter dir zersplitterte - daß du jedesmal, wenn du Gottes Hand losließest, versankst und du jedesmal, wenn du ihn anriefst, aus der Tiefe gerettet wurdest? Bedeutete nicht die Liebe, die dich und deinen leiblichen Vater verband, selbst als du ihm deinen Trotz und deinen eigenen Willen entgegenstelltest, dennoch Trost und Linderung, wenn du auch die Frucht deines Ungehorsams gegen ihn ernten mußtest?
    Hast du noch nicht begriffen, Schwester: Gott hat dir jedesmal geholfen, wenn du darum batest, obgleich du nur mit halbem und unaufrichtigem Herzen batest, und er gab dir viel mehr, als du erwartetest. Du liebtest Gott so, wie du deinen Vater liebtest, nicht so hoch, wie du deinen eigenen Willen liebtest, aber immerhin doch so, daß du wohl stets traurig warst, wenn du dich von ihm trenntest - und dir wurde die Gnade zuteil, daß zwischen dem Bösen, das du aus dem Samen deines trotzigen Willens ernten mußtest, Gutes gedieh.
    Deine Söhne - zwei von ihnen nahm er zu sich, noch als unschuldige Kinder; um sie brauchst du niemals Furcht zu hegen.
    Und die anderen haben sich gut entwickelt - wenn auch nicht gerade so, wie du wolltest. Das gleiche meinte wohl Lavrans von dir.
    Und dein Mann, Kristin - Gott sei seiner Seele hold -, ich weiß, daß du ihm in deinem Herzen früh und spät seine Unbesonnenheit zum Vorwurf machtest. Mich dünkt, für dich als eine stolze Frau müßte die Erkenntnis, daß Erlend Nikulaussohn dich durch Schmach und Verrat und Blutschuld hindurch mit sich

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