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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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geführt hat, viel härter sein, wenn du ein einziges Mal gesehen hättest, daß dieser Mann aus kalter Überlegung heraus zu handeln imstande war. Und ich glaube, es war vor allem um deiner Treue willen - in Zorn und Härte als auch in Liebe -, daß du Erlend festzuhalten vermochtest, solange ihr beide lebtet - handelte es sich nicht um dich, galt bei ihm immer das Wort: Aus den Augen, aus dem Sinn. Gott stehe Erlend bei, ich fürchte, er war nie verständig genug, Reue über seine Sünden zu empfinden - aber all das, was dein Gemahl gegen dich sündigte, bereute er doch wohl und war auch traurig darüber. Diese Lehre, dürfen wir wohl glauben, gereicht Erlend noch nach seinem Tode zum Nutzen.“
    Kristin stand still und schweigend da, und auch Sira Eiliv sagte weiter nichts mehr. Er löste die Zügel, grüßte Kristin mit einem „Friede sei mit dir“, stieg zu Pferde und ritt weg.
    Als sie ein wenig später zum Kloster hinaufkam, trat Schwester Ingrid ihr unter der Türe mit der Nachricht entgegen, daß einer ihrer Söhne gekommen sei, um sie zu begrüßen - Skule nenne er sich, er sei im Sprechzimmer.
    Skule saß im Gespräch mit seinen Bootsleuten, er sprang sogleich auf, als die Mutter in die Türe trat. Ah, sie erkannte die Ihren an der raschen Bewegung - ein kleiner Kopf auf breiten Schultern hoch erhoben, die langen Glieder schlank gestalten. Strahlend ging sie ihm entgegen - aber sie schrak zurück und hielt den Atem an, als sie sein Gesicht sah: oh, wer war so mit ihrem schönen Skule umgegangen
    Die Oberlippe war wie zerquetscht - ein Schlag mußte sie zerfetzt haben, und später war sie wieder flach und breit und häßlich zugewachsen, von weißglänzenden Narben gestreift; der Mund wurde dadurch schiefgezogen, so daß er scheinbar immer ein wenig höhnisch lächelte - und das Nasenbein war gebrochen und dann schief zusammengewachsen. Er lispelte ein wenig, als er sprach - es fehlte ihm ein Vorderzahn, und ein anderer war blauschwarz und tot.
    Skule errötete unter dem Blick der Mutter.
    „Ich glaube fast, Ihr erkennt mich nicht wieder, Mutter?“ Er lachte ein wenig und fuhr sich mit einem Finger über die Lippe -dies mußte nicht ein Hinweis auf seinen Mangel sein, sondern konnte ebensogut als eine zufällige Bewegung angesehen werden.
    „So lange sind wir nun doch nicht voneinander getrennt gewesen, mein Sohn, daß deine Mutter dich nicht wiedererkennen sollte“, antwortete Kristin ruhig und lächelte unbefangen.
    Skule Erlendssohn war zwei Tage zuvor auf einem Schiff von Björgvin nach Nidaros gekommen, er hatte dem Erzbischof und dem Schatzmeister Briefe von Bjarne Erlingssohn überbracht. - Im Lauf des Tages gingen Mutter und Sohn im Garten unter den Apfelbäumen auf und ab, und jetzt, da sie unter vier Augen miteinander reden konnten, erzählte er der Mutter von seinen Brüdern.
    Lavrans war noch auf Island - die Mutter wußte nicht einmal, daß er dorthin gezogen war. Doch, sagte Skule, er hatte den jüngsten Bruder im vergangenen Winter bei einer Versammlung der Vornehmen in Oslo getroffen, als dieser mit Jammaelt Halvardssohn dort war. Aber der Knabe hatte ja stets Lust gezeigt, hinauszukommen und sich in der Welt umzusehen, und so nahm er bei dem Bischof von Skaalholt Dienste an und fuhr hinaus.
    Ja, er selbst war mit Herrn Bjarne nach Schweden gezogen und von dort mit dem Heereszug nach Rußland. Die Mutter schüttelte still den Kopf - auch das hatte sie nicht gewußt! Es hatte ihm dort gefallen, erzählte er lachend, so konnte er doch die alten Freunde begrüßen, von denen der Vater so viel erzählt hatte: die Karelen, Ingren und Russen. Nein, die schöne ehrenvolle Wunde habe er sich nicht im Krieg zugezogen - er lachte ein wenig -, die rühre von einem Streit her. Aber der Bursche, der ihm die versetzte, würde nicht mehr um sein Brot betteln müssen. Im übrigen hatte Skule nicht viel Lust, noch mehr zu erzählen, weder über diese Sache noch über den Heereszug. Jetzt war er Herrn Bjarnes Reiterhauptmann in Björgvin, und der Ritter hatte versprochen, ihm wieder einige der Höfe zu verschaffen, die sein Vater in Orkedal besessen hatte und die jetzt der Krone gehörten - aber Kristin sah, daß Skules stahlgraue Augen sich so merkwürdig verfinsterten, als er dies sagte.
    „Du meinst, man könne sich auf ein solches Versprechen nicht allzusehr verlassen?“ fragte die Mutter.
    „Nein, nein“, Skule schüttelte den Kopf. „Die Urkunden werden in diesen Tagen aufgesetzt. Herr Bjarne

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