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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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sie daran zu hindern. Als sie das Licht hochhob, glitzerte das goldene Kreuz auf ihrer Brust. Sie stand auf ihren Stab gestützt und leuchtete langsam die ganze Reihe ab, nickte ein wenig bei jedem Mann, den sie betrachtete. Dann gab sie Kristin ein Zeichen, daß sie reden solle. Kristin sagte:
    „Geht schön ruhig heim, liebe Brüder - vertraut darauf, daß diese würdige Mutter und diese guten Schwestern so viel Barmherzigkeit haben werden, wie sie vor Gott und seiner Kirche verantworten können. Aber macht jetzt Platz, damit wir mit diesem Kind wegkommen - und geht dann nach Hause.“
    Unentschlossen standen die Männer da. Da schrie einer auf wie in äußerster Not:
    „Ist es nicht besser, einer wird geopfert, als daß wir alle vernichtet werden! Dieser Knabe hier, der niemand gehört...“
    „Er gehört Christus. Besser, jeder einzelne von uns wird vernichtet, als daß wir an einem seiner Kinder Gewalt üben ..."
    Aber der Mann, der zuerst gesprochen hatte, rief wiederum: „Halt den Mund und sprich nicht solche Worte, oder ich stopfe sie dir mit dem da wieder hinein.“ Er zückte sein Messer in der Luft. „Geht heim, legt euch schlafen und bittet den Priester, er möge euch trösten, und schweigt von diesem hier -oder ihr sollt erleben, das sage ich euch im Namen des Satans, daß ihr nichts Schlimmeres tun konntet, als euch in unsere Sachen zu mischen!“
    „Du brauchst nicht so laut zu rufen, damit der dich hören kann, den du nennst, Arntor - du kannst dir denken, daß er nicht weit von hier ist“, erwiderte Kristin ruhig, und einige der
    Männer schienen zu erschrecken und rückten unwillkürlich näher zur Äbtissin, die das Licht hielt. „Für uns wie auch für euch wäre es das schlimmste gewesen, wenn wir daheim geblieben wären, während ihr im Begriff standet, euch in der heißesten Hölle einen Platz zu sichern.“
    Aber der Mann fluchte und tobte. Kristin wußte, daß er die Nonnen haßte, denn sein Vater hatte ihnen seinen Hof verpfänden müssen, als er wegen Totschlags und Blutschande mit dem Geschwisterkind seines Weibes büßen mußte. Nun fuhr er fort, die gehässigsten Lügen über die Schwestern auszuspeien, beschuldigte sie so schwarzer und unnatürlicher Sünden, daß nur der Teufel selber einem Mann solche Gedanken eingeben konnte.
    Die armen Nonnen beugten sich entsetzt und weinend unter seinen höhnischen Worten, aber sie hielten standhaft aus rings um die alte Mutter, die das Licht hochhob und den Mann beleuchtete, ihm ruhig ins Gesicht sah, während er tobte.
    Aber in Kristin brach der Zorn aus wie loderndes Feuer. „Schweig! Hast du den Verstand verloren, oder hat Gott dich mit Blindheit geschlagen! Sollten wir wagen, unter seiner Zuchtrute aufzumucken, wir - nachdem wir gesehen haben, wie seine geweihten Bräute dem Schwert entgegengingen, das um der Sünde der Welt willen gezogen wurde. Sie wachten und beteten, während wir jeden Tag sündigten und unseren Schöpfer vergaßen - sie schlossen sich in die Burg der Gebete ein, während wir in der Welt umherstreiften, gejagt von der Gier nach großem und kleinem Reichtum, nach unserer eigenen Lust und unserem eigenen Zorn. Sie aber kamen zu uns heraus, als uns der Todesengel gesandt wurde, sammelten die Kranken und die Schutzlosen und die Hungrigen - zwölf unserer Schwestern starben an dieser Seuche, das wißt ihr alle, nicht eine wich zurück, und nicht eine ließ ab, mit schwesterlicher Liebe für uns alle zu beten, bis ihnen die Zunge im Munde verdorrte und das Herzblut gerann ...“
    „Schön sprichst du von dir selbst und deinesgleichen ...“
    „Ich bin deinesgleichen“, schrie sie außer sich, „ich bin nicht eine der frommen Schwestern - ich bin eine von euch!“
    „Wie weich du geworden bist, Weib“, sagte Arntor höhnisch. „Du hast Angst, das merke ich. Wenn es aufs Ende geht, so wirst du auch die Mutter dieses Knaben hier noch deinesgleichen nennen.“ „Darüber mag Gott urteilen - er starb für sie wie auch für mich, und er kennt uns beide. - Wo ist Steinunn?“
    „Geh in ihre Höhle, so wirst du sie wohl finden“, antwortete Arntor.
    „Ja, man muß der armen Frau wohl Nachricht geben, daß wir ihren Knaben haben“, sagte Kristin zu den Männern. „Wir müssen uns morgen nach ihr umsehen.“
    Arntor grinste, aber ein anderer Mann rief unwillig:
    „Nein, nein. Sie ist tot“, sagte er zu Kristin. „Es sind vierzehn Tage her, seit Bjarne von ihr wegging und den Riegel vor die Türe schob. Damals lag

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