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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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das Gesicht leuchtete in einem Lächeln auf, als er seinen Vater sah.
    Simon ließ sich vor dem Bett auf die Knie nieder, als er jedoch den kleinen Körper an sich ziehen wollte, packte Kristin ihn beim Arm.
    „Nein, nein, Simon, er schwitzt, und hier ist es kalt“, sie deckte Andres wärmer zu. „Leg dich lieber zu ihm ins Bett -dann will ich eine Frau zum Wachen holen. Ich gehe ins Wohnhaus hinüber und lege mich zu Ramborg.“
    Simon kroch unter die Decke. Er spürte eine warme Grube, in der sie gelegen hatte, einen schwachen süßen Duft von ihrem Haar auf dem Kopfkissen. Simon stöhnte einmal ganz leise auf - dann drückte er den kleinen Sohn an sich und preßte sein Gesicht an dessen feuchtes weiches Kinderhaar. Er war so klein geworden, der Andres, man hatte fast nichts im Arm, aber er lag doch ganz zufrieden da und sprach dann und wann ein kleines Wort.
    Dann fing er an, vorn am Hemd des Vaters herumzusuchen und zu tasten, geriet mit der kleinen, feuchten Hand auf seine bloße Brust und zog die Kapsel heraus.
    „Der Hahn“, sagte er befriedigt, „da ist er . ..“
    An dem Tag, an dem Kristin reisefertig war und wieder heimreiten wollte, trat Simon zu ihr in die Frauenstube und übergab ihr eine kleine Schachtel aus Holz.
    „Ich habe gedacht, du hättest dies vielleicht recht gern ...“
    Kristin erkannte an der Schnitzerei, daß es eine Arbeit ihres Vaters war. Drinnen lag, in ein Stück Handschuhleder eingehüllt, eine ganz kleine Goldspange, mit fünf Smaragden besetzt. Sie erkannte sie sofort - Lavrans hatte sie meist vorn am Hemd getragen, wenn er besonders geschmückt sein wollte.
    Sie dankte Simon, dann aber wurde sie blutrot, denn sie erinnerte sich plötzlich, daß sie diesen Schmuck nicht mehr am Vater gesehen hatte, seitdem sie vom Kloster in Oslo heimgekehrt war.
    „Wann gab dir mein Vater das?“ Sie bereute die Frage sofort.
    „Ich bekam es einmal zum Abschied, als ich wegreiten wollte...“
    „Dies dünkt mich ein allzu großes Geschenk“, sagte sie leise und blickte zu Boden.
    Simon lächelte und antwortete:
    „Du kannst viel von solchen Sachen brauchen, Kristin, wenn die Zeit einmal kommt, da du alle deine Söhne mit Brautgeschenken aussenden mußt.“
    Kristin sah ihn an und sagte:
    „Das weißt du, Simon, ich meine, die Dinge, die du von ihm bekommen hast - du weißt, ich habe dich so lieb, als wärest du sein eigener Sohn.“
    „Ist das wahr, du?“ Er legte seinen Handrücken flüchtig an ihre Wange und streichelte sie, und er lächelte, ein seltsames, kleines Lächeln, während er wie zu einem Kind redete: „Jaja, Kristin, ich habe es gemerkt..

4
    Einige Zeit später im Herbst hatte Simon Andressohn etwas bei seinem Bruder auf Dyfrin zu tun. Während seiner Anwesenheit dort bekam er einen Freier für seine Tochter Arngjerd.
    Die Sache wurde nicht fest abgemacht, und Simon war es ein wenig unruhig und ängstlich zumute, während er nach Norden zurückritt. Vielleicht hatten Gyrd und Helga recht - es war unverständig von ihm, daß er nicht mit beiden Händen Zugriff, wenn er ein solches Angebot für diese Tochter bekam. Eiken war ein größerer Hof als Formo, und Aasmund besaß mehr als den dritten Teil; er würde nie daran gedacht haben, für seinen Sohn um eine Jungfrau zu werben von der gleichen Herkunft wie Arngjerd, mütterlicherseits aus niedrigem Geschlecht und ohne Verwandte, wäre nicht ein Teil der Grundstücke an Simon verpfändet gewesen. Die Leute auf Eiken hatten einmal Geld leihen müssen, und zwar sowohl bei den Nonnen in Oslo als auch auf Dyfrin, damals, als Grunde Aasmundssohn zum zweitenmal einen Mann erschlagen hatte. Grunde wurde bösartig, wenn er betrunken war - im übrigen aber war er ein rechtschaffener und freundlicher Mann, sagte Gyrd, und sicher würde er sich von einer so verständigen und gutmütigen Frau wie Arngjerd leicht lenken lassen.
    Nun verhielt es sich aber so, daß Grunde nur um wenige Jahre jünger war als Simon selbst. Und Arngjerd war jung. Und die Leute auf Eiken wollten die Hochzeit schon in diesem Jahr feiern ...
    Es steckte wie eine böse Erinnerung in Simon - er dachte nicht daran, wenn er es nur irgendwie vermeiden konnte. Seit aber von Arngjerds Hochzeit die Rede gewesen war, tauchte es beständig auf. Ein unfroher Mann war er gewesen, an jenem ersten Morgen, da er an Ramborgs Seite erwachte. Er war wohl nicht verwirrter und übermütiger gewesen, als ein Bräutigam sein sollte, da er zu Bett ging - obwohl es ihn seltsam und

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