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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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liebe Frau“, erwiderte Erlend lächelnd, „daß ich merke, du willst mich zurechtweisen. Als ich in Naakkves Alter war, fuhr ich zum erstenmal nördlich nach Vargöy. - Wäre Frau Ingebjörg mir hold und treu geblieben“, brach er heftig aus, „dann hätte ich ihr Naakkve und Gaute an den Hof gesandt - dort in Dänemark stehen heute die Wege offen für zwei waffentüchtige und unverfrorene Wagehälse.“
    „Als ich diese Kinder gebar“, sagte Kristin bitter, „dachte ich nicht, daß unsere Söhne ihr Brot einmal in fremden Landen suchen müßten.“
    „Du weißt, daß auch ich das nicht dachte“, entgegnete Erlend. „Aber der Mensch denkt und Gott lenkt.. .“
    Kristin sagte sich selbst, ihr Herz sei nicht allein deshalb verwundet, weil sie merkte, daß Erlend und die Söhne, jetzt, da diese heranwuchsen, sich so betrugen, als gingen ihre Angelegenheiten über das Fassungsvermögen einer Frau. Sondern sie war voller Angst wegen Erlends unvorsichtiger Zunge - er dachte nie daran, daß die Söhne noch kaum viel mehr als Kinder waren.
    Dazu kam auch noch, daß die drei ältesten Söhne, so jung sie waren - Nikulaus war jetzt siebzehn Winter alt, Björgulv füllte im Herbst das sechzehnte und Gaute das fünfzehnte Jahr -, doch bereits eine Art im Umgang mit Frauen hatten, die die Mutter beunruhigte.
    Freilich war noch nichts geschehen, worüber sie hätte sprechen können. Sie liefen dem Weibervolk nicht nach, sie waren niemals roh noch unhöfisch in ihrer Sprache und mochten es nicht leiden, wenn die Taglöhner derbe Scherze oder schmutzige Geschichten auf dem Hof erzählten. Aber auch Erlend war in dieser Art stets höfisch und sittsam gewesen - sie hatte ihn erröten sehen bei Geschichten, über die sowohl ihr Vater als auch Simon herzlich lachten. Dabei aber hatte sie unklar gefühlt, die beiden anderen lachten, wie Bauern über Geschichten vom dummen Teufel lachen - während gelehrte Männer, die seine böse List besser kennen, solche Späße nicht lieben.
    Auch Erlend konnte sich gewiß von der Sünde freisprechen, den Frauen nachgelaufen zu sein - nur Leute, die ihren Mann nicht kannten, konnten meinen, er sei insofern leichtsinnig, als er Frauen an sich gelockt und sie mit Absicht verführt hatte. Vor sich selber leugnete sie es nie, daß Erlend seinen Willen bei ihr ohne Verführungskünste bekommen hatte, ohne Betrug oder Gewalt zu üben. Und sie glaubte bestimmt daran, daß die beiden verheirateten Frauen, mit denen Erlend gesündigt hatte, nicht von ihm verführt worden waren. Wenn er aber leichtfertigen Frauen mit übermütigem und aufreizendem Gebaren begegnete, wurde er neugierig wie ein junger Fuchs - es stand dann gleichsam ein ganzer Dunstkreis von verborgenem und unbesonnenem Leichtsinn um ihn.
    Und voller Angst glaubte sie zu sehen, daß die Erlendssöhne darin ihrem Vater glichen; sie vergaßen stets, an das Urteil der Leute zu denken, ehe sie handelten - hinterher ließen sie sich die Reden der Leute wohl nahegehen. Und wenn die Frauen ihnen mit Lächeln und Sanftmut begegneten, wurden sie nicht verschämt oder störrisch und scheu, wie die Burschen meist in diesem Alter - sie gaben das Lächeln zurück, redeten und bewegten sich so frei und leicht, als seien sie am Hof des Königs gewesen und hätten die Sitten der Hofleute gelernt. Kristin fürchtete, sie könnten sich vor lauter Treuherzigkeit in Unglück oder in Schwierigkeiten bringen - sowohl reiche Frauen und Töchter wohlhabender Leute als auch arme Dienstmägde kamen, so schien es der Mutter, diesen schönen jungen Knaben allzu freundlich entgegen. - Aber die Burschen wurden sehr zornig, genau wie andere junge Leute, wenn man sie hinterher mit einem Frauennamen neckte. Frida Styrkaarstochter tat dies oft - sie war ein dummes Ding, so alt sie war, nicht viele Jahre jünger als die Hausfrau selbst, und sie hatte zwei Buhlenkinder; zu dem zweiten war es ihr überdies schwergefallen, den Vater wiederzufinden. Aber Kristin hatte ihre Hand über dem armen Wurm gehalten, und weil Frida ihren Björgulv und Skule mit Sorgfalt und Liebe aufgezogen hatte, war die Herrin sehr nachsichtig mit dieser Magd - obgleich sie sich sehr darüber ärgerte, daß das alte Frauenzimmer den Burschen immer etwas von jungen Mädchen erzählen mußte.
    Kristin dachte jetzt, das beste wäre es, wenn sie ihre Söhne noch in jungen Jahren verheiraten könnte. Aber sie wußte, daß dies nicht leicht war - die Männer, deren Töchter an Geburt und Blut ihren

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