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Kristin Lavranstochter 2

Titel: Kristin Lavranstochter 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sigrid Undset
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unbändig, aber Kristin wurde böse. Dies dünkten sie leichtfertige Reden, so jungen Knaben gegenüber. Auch erinnerte sie sich, daß Sunniva Olavstochter rotes Haar gehabt hatte, obgleich ihre Freunde es golden nannten. Da sagte Gaute: „Sei du nur froh, daß ich nichts sage, ich wage es nicht der Sünde wegen. In der Nacht zum Weißen Sonntag saßest du die ganze Zeit, während wir auf dem Kirchenhügel tanzten, mit Aasta in der Zehentscheune - du mußt sie also doch gut leiden können ..."
    Naakkve wollte auf den Bruder losgehen - in dem Augenblick kam Kristin dazu. Als Gaute gegangen war, fragte die Mutter den anderen Sohn:
    „Was sagte doch Gaute von dir und Aasta Audunstochter?“ „Ich glaube nicht, daß hier etwas gesagt wurde, was Ihr nicht gehört hättet , antwortete der Knabe, er wurde rot und runzelte zornig die Stirn.
    Ärgerlich sagte Kristin:
    „Eine Unsitte ist es, daß ihr jungen Leute nicht eine Vigiliennacht feiern könnt, ohne zwischen den Gottesdiensten zu tanzen und herumzutollen. Wir pflegten das nicht zu tun, als ich noch ein Mädchen war.“
    „Ihr habt doch selbst gesagt, Mutter, daß Euer Vater, zu der Zeit, als Ihr noch ein Kind wart, immer vorzusingen pflegte, wenn die Leute auf dem Kirchenhügel tanzten.“
    „Ja, aber das waren keine solchen Weisen und keine solch wilden Tänze“, entgegnete die Mutter, „und wir Kinder hielten uns immer schön bei unseren Vätern - wir gingen nicht zu zweit allein weg und setzten uns in die Scheune ..."
    Naakkve wollte schon eine zornige Antwort geben. Da fiel Kristins Blick auf Erlend. Der lächelte still vor sich hin, während er mit einem Auge die Planke abschätzte, die er gerade zurechthauen wollte. Ärgerlich und betrübt ging sie wieder ins Brauhaus zurück.
    Aber sie dachte über das nach, was sie gehört hatte. Aasta Audunstochter war keine so schlechte Heirat - es herrschte Wohlstand auf Loptshof, und es waren nur drei Töchter da, aber keine Söhne, und Ingebjörg, Aastas Mutter, stammte aus sehr gutem Geschlecht.
    Kristin hatte wohl nie daran gedacht, daß man auf Jörundhof Audun Torbergssohn jemals einen Verwandten nennen würde. Aber im Winter hatte ihn der Schlag getroffen, und die Leute glaubten nicht, daß er noch lange leben würde. Und die Tochter war anmutig und von gewinnendem Wesen, tüchtig nach allem, was Kristin gehört hatte. Wenn Naakkve das Mädchen sehr gut leiden konnte, so war es nicht richtig, sich dieser Heirat zu widersetzen. Mit der Hochzeit mußten sie freilich noch zwei Jahre warten - so jung, wie Aasta und Naakkve noch waren -, dann jedoch würde sie Aasta gern als Frau ihres Sohnes umarmen.
    Aber eines schönen Tages mitten im Sommer kam Sira Solmunds Schwester zu Kristin, um etwas zu leihen. Die beiden Frauen standen vor dem Vorratshaus und nahmen voneinander Abschied, da sagte die Schwester des Priesters: Nein, diese Eyvor Haakonstochter! Ihr Vater habe sie von Haus und Hof gejagt, denn sie sei in der Hoffnung - nun habe sie auf Uldsvolden Zuflucht gesucht.
    Naakkve hatte oben im Dachraum des Vorratshauses etwas zu tun gehabt - er war auf der untersten Treppenstufe stehengeblieben. Als die Mutter einen Schimmer seines Gesichtes sah, wurde ihr selbst so elend zumute, daß sie ihre Beine kaum mehr spürte. Der Junge war bis hinter die Ohren rot geworden, als er zum Wohnhaus hinüberging.
    Aber Kristin hörte bald aus dem Gerede der anderen heraus, daß es um Eyvor schon lange, ehe sie in diesem Frühjahr zum erstenmal ins Tal hierherkam, so gestanden haben mußte. Mein armer unschuldiger Junge, dachte Kristin und atmete auf - er schämte sich jetzt wohl, weil er von dem Mädchen so Gutes geglaubt hatte.
    Ein paar Nächte später lag Kristin allein in ihrem Bett, denn Erlend war zum Fischen weggegangen. Sie dachte nicht anders, als daß auch Naakkve und Gaute mit ihm gegangen seien. Da wachte sie davon auf, daß Naakkve sie anrührte und ihr zuflüsterte, er müsse mit ihr sprechen. Er stieg vollends ins Bett und kauerte sich am Fußende hin.
    „Mutter - ich war dort und habe mit diesem armen Weibe gesprochen, mit Eyvor, heute nacht, ich wußte, daß es Lüge war, was man über sie sagte, ich war meiner Sache so gewiß, ich hätte sofort ein glühendes Eisen in die Hand genommen, zum Zeichen dafür, daß sie lügt, diese Elster von Romundhof.“
    Die Mutter lag still da und wartete. Naakkve bemühte sich, mit fester Stimme zu sprechen, doch immer wieder schlug sie ihm vor Empörung und Erregung

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