Kroenung der Liebe
es immer schwerer, sein Temperament im Zaum zu halten. „Aber darüber reden wir später“, entschied er spontan, da ihm auffiel, dass Allegra trotz ihrer sichtlichen Erschöpfung jeden Moment zu explodieren drohte. Warum das so war, konnte er sich allerdings nicht erklären. Immerhin war es ihre Familie, die sich vor aller Welt produziert und lächerlich gemacht hatte. Angefangen von ihrer betrunkenen Schwester, die sich als Sängerin versuchte, bis zur alkoholgeschwängerten Rede ihres peinlichen Vaters!
„Lass uns nach oben gehen.“
Aber sie wollte nicht nach oben gehen und sich wie Rapunzel im Turm in dieser Suite eingesperrt fühlen, in der sie seit ihrer Ankunft in Santina vor wenigen Wochen nichts anderes tun konnte, als wie ein Tier im Käfig auf und ab zu laufen. Alex – oder Alessandro , wie sie ihn jetzt nennen musste – hatte sie kaum zu Gesicht bekommen. Dieser Moment war quasi die erste Gelegenheit, um allein mit ihm zu sein. Und was passierte? Sie stritten sich!
„Ich habe noch nie so eine steife Gesellschaft erlebt.“ Auf keinen Fall wollte sie sich von Alex’ sengendem Blick einschüchtern lassen. „Mein Vater hat uns wenigstens Glück gewünscht.“
„Er war betrunken“, wurde sie brutal erinnert. „Und er hat vor allem betont, wie sehr er davon angetan ist, wie gut du es verstehst, für dich zu sorgen!“
„Er hat versucht …“
„Ins Hotel zu kommen, wolltest du sagen? Geschafft hat er es jedenfalls nicht, und jetzt schläft er seinen Rausch in einem der Gästezimmer aus.“
Wo ist der Mann geblieben, der mich in London bezaubert hat? „Du hast dich verändert“, warf sie ihm vor.
„Natürlich habe ich das! Hier bin ich Kronprinz.“
Endlich zeigte er sein wahres Gesicht. Alessandro Santina war genauso kalt und hart wie sein Vater. Als sie sich heute schüchtern und mit klopfendem Herzen König Eduardo präsentiert hatte, hatte dieser ihre festliche Aufmachung kaum eines Blickes gewürdigt. Trotz der tiefroten Abendrobe und der eleganten Frisur konnte sie vor seinen Augen nicht bestehen. Wären sie ein echtes Paar, das sich liebte, hätte Allegra das allerdings noch schwerer hinnehmen können.
Sie beeilte sich, zu ihrem Verlobten aufzuschließen, der bereits die breite Marmortreppe hochstürmte. „Jetzt hast du ja, was du wolltest!“
Wie von einer Faust gestoppt blieb Alex stehen. Dabei beeilte er sich nicht ohne Grund, endlich eine privatere Umgebung zu erreichen. Denn er hatte Allegra etwas zu sagen, das ihr nicht gefallen und das sie ganz sicher nicht gleichmütig und ohne Widerspruch aufnehmen würde. Doch ihre letzten Worte trafen bei ihm auf einen empfindlichen Nerv. „Wie meinst du das?“
„Du hast es genauso geplant und erwartet, wie es gekommen ist, stimmt’s?“
So etwas konnte man nicht auf dem Flur diskutieren, darum stieß Alex gereizt die nächstbeste Tür auf und wollte Allegra hineindrängen. Erst im letzten Moment bemerkte er, dass der Raum bereits besetzt war. Und zwar von einem Paar, oder besser einem Knäuel ineinander verschlungener Arme und Beine auf dem flachen Sofa vor dem Kamin. Wer immer sich dahinter verbarg, war schon viel zu weit gegangen, um die Störung überhaupt zu bemerken.
„Grundgütiger!“ Alex schloss die Tür und drehte sich um, in Erwartung, Allegra völlig verstört zu sehen. Stattdessen rollte sie nur mit den Augen und lachte leise. „Findest du das etwa lustig?“, fragte er empört.
„Na, wenigstens haben die beiden Spaß, oder?“
„Stößt dich so etwas nicht ab?“
„Im Gegenteil …“ Das stimmte zwar nicht, aber der Drang, Alex zu schocken, war einfach unwiderstehlich.
Doch so leicht ließ er sich nicht von dem ursprünglichen Thema abbringen. „Also, was soll das heißen, ich hätte alles geplant?“
„Hast du die Fotografen bestellt oder nicht?“
„Natürlich, um zu dokumentieren, wie verliebt wir beide sind.“ Erst verspätet merkte er, wie zynisch sich das anhörte, doch Allegra schnaubte nur.
„Du hast dir vorgenommen, meine Familie zu blamieren, damit morgen jeder sehen und nachlesen kann, wie wenig ich in den Palast von Santina gehöre!“
„Das haben deine Leute ganz allein geschafft“, brummte Alex, aber keineswegs mit reinem Gewissen. „Und jetzt komm.“
„Ich will mit dir reden, Alex.“
„Wir werden reden.“
„Aber ich will damit nicht bis morgen warten.“
„Das musst du auch nicht.“ Er griff nach ihrem Arm und platzte nun doch damit heraus, was er ihr
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