Kroenung der Liebe
geweckt. So blieb Allegra keine Zeit, zu sich zu kommen und ihre Gedanken zu ordnen, bevor sie sich meldete.
„Ich bin’s, Angel. Sag mir sofort, was da vor sich geht!“
„Angel? Einen Moment, es ist noch jemand in der Leitung …“ Allegra blinzelte verschlafen und fixierte das Display ihres Telefons. Offenbar versuchte ihr Bruder Leo ebenfalls, sie zu erreichen. Als ihr Blick auf den schweren Smaragdring an ihrem Finger fiel, runzelte sie die Stirn, und dann klingelte es zu allem Überfluss auch noch an der Haustür.
Lieber Himmel!
„Angel …“ Wie sollte sie ihrer Stiefschwester erklären, was sie selbst noch nicht fassen konnte. „Da ist jemand an der Tür. Ich rufe dich später zurück.“
Sie hatte das Handy noch nicht aus der Hand gelegt, da meldete es sich schon wieder. Diesmal war es ihr Vater. Allegra nahm den Anruf nicht entgegen und versuchte auch, das Klingeln an der Tür zu ignorieren. Sie brauchte dringend einen Moment Ruhe, um sich zu sammeln.
Ein starker heißer Kaffee würde ihr dabei helfen. Doch wer immer auch vor der Tür Einlass begehrte, er musste mit der Hand oder Schulter am Klingelknopf lehnen. Irgendwie glaubte Allegra nicht an einen Klingelstreich. Also schaltete sie die Kamera an, um den Störenfried zu identifizieren. Auf dem Bildschirm erschien Alex’ blasses, unrasiertes Gesicht.
Ihr Frischverlobter wirkte alles andere als glücklich.
Gut, ich werde ihm seinen Ring zurückgeben, entschied Allegra spontan. Es war ohnehin eine Schnapsidee.
„Es ist offen!“, informierte sie ihn über Lautsprecher, zog ihren Bademantel über und lief in die Küche, um den Wasserkessel aufzusetzen. Dann kehrte sie zur Apartmenttür zurück, da Alex inzwischen das Obergeschoss erreicht haben musste. Während sie öffnete, atmete sie tief durch. Irgendwie schaffte er es, umwerfend attraktiv und grauenhaft zur gleichen Zeit auszusehen. Sein bronzefarbener Teint war jetzt aschgrau, die dunklen Augen blutunterlaufen.
„Kaffee!“ Allegra ertrug es nur schwer, den attraktiven Mann von gestern derart aufgelöst zu sehen, darum wandte sie sich ab und eilte zurück in die Küche. „Bevor wir reden, brauche ich unbedingt einen starken Kaffee. Und so, wie du aussiehst, kannst du auch einen vertragen.“ Da ihr Handy immer noch keine Ruhe gab, schaltete sie es kurzerhand aus, stellte zwei Becher auf den kleinen Küchentresen und schüttete Instantkaffeepulver hinein, das sie mit kochendem Wasser aufgoss.
„Du kannst den Ring wiederhaben.“
„Nein … auf keinen Fall!“ Es klang verärgert und fast wie eine Warnung. Erstaunt drehte sie sich um und sah, dass Alex eine Zeitung hochhielt. „Du kannst da jetzt nicht mehr raus. Ich nehme an, du hast heute Morgen weder Nachrichten gesehen noch die Zeitung gelesen?“
Ihr wurde eiskalt, als sie das Foto auf der Titelseite sah. Alex und sie dicht beieinander, während er zärtlich ihre Hand hielt und den Smaragd bewunderte, der in diesem Moment wie Feuer auf ihrer Haut brannte.
Sie schluckte trocken. „Zum Glück haben sie uns nicht noch später erwischt, als wir … als du mich geküsst hast“, versuchte sie der schrecklichen Situation wenigstens einen positiven Aspekt abzuringen.
Er lachte rau. „Das wäre der Presse wohl kaum eine Nachricht wert gewesen! Aber der Kronprinz von Santina, der seiner Begleiterin einen Ring kauft …“
„Es war ein Fehler!“ Allegras Hirn arbeitete auf Hochtouren. „Wir könnten sagen, dass wir nur befreundet sind und ich dir meinen Lieblingsring zeigen wollte und …“
„Ich habe gerade mit Anna telefoniert.“ Alex zog es vor, lieber nicht ins Detail zu gehen. Es war ein nervenaufreibendes Gespräch gewesen, an das er höchst ungern zurückdachte. Als Allegra sich anteilnehmend nach dem Befinden seiner Ex-Braut erkundigte, schüttelte er heftig den Kopf. „Ich glaube kaum, dass Anna dein Mitleid will oder deine Besorgnis auch nur zu schätzen wüsste.“
Es traf sie wie ein Schlag ins Gesicht. Wie konnte ich nur vergessen, wo mein Platz ist? fragte Allegra sich in bitterer Selbstironie. Ob der einzige unbesonnene Tag in meinem Leben wohl noch weitere unangenehme Überraschungen bereithält? Sie musste nicht lange auf die Antwort warten.
„Mit meinen Eltern habe ich auch gesprochen“, fuhr Alex fort.
„Haben sie das Foto etwa gesehen?“
„Sie waren es, die mich darauf aufmerksam gemacht haben! Im Königshaus von Santina gibt es extra dafür abgestellte Berater, die kontinuierlich sämtliche
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