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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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unter das weiße Fell glitt, während er die Merkmale der Frau ertastete, sprang ihre Entrücktheit nahtlos auf ihn über.
    Danach verknotete er das Säckchen, zog die Hosen hoch und verließ die Kabine.
    Doktor Blask legte das Säckchen in eine Box und klopfte Willem auf die Schulter.
    In zwei Wochen, sagte er. Und dann: Haben Sie die Magazine gebraucht?
    Nein.
    Ehrlich gesagt, ich komm mit diesen Dingern auch nicht zurecht.
    Haben Sie eine Ahnung, was es auf dem Sektor noch nicht gibt?
    Und Blask lachte. Angst und Trieb und Geist. Das ist eine unglaublich dynamische Kombination, und was heute nicht vorstellbar ist, ist morgen kalter Kaffee. Aber um Ihre Frage zu beantworten: eine Art Cerebrophilie, meine ich. Da sind noch nicht mal die Härtesten draufgekommen.
    Sie meinen via Trepanation?
    Wie auch immer. Aber den Schädel aufbohren, rein und raus – das wär schon eine Variante. Sein Kopf hackte, Licht spiegelte sich in den Brillengläsern. Dann stand er auf. In zwei Wochen wissen wir mehr über die Vermehrungsleistung Ihres Materials.
    Barbara war im Bademantel und bügelte. Ihr Haar hatte sie auf große Lockenwickler gedreht, auf einem Beistelltisch standen Sherry und Zigaretten.
    Willem lag in der Nähe und trank Rotwein. Er hatte das f-Moll-Konzert von Bach aufgelegt und erzählte von den Magazinen. Der alte Naturtrieb, meinte er, würde durch den Kopf gewalkt und produziere ein beängstigendes Ausmaß an neuer Realität. Zuweilen dirigierte er Flöten oder Cembalo, und der Wein war ein klassischer Franzose. Manchmal sah er seiner Frau zu, wie sie über dem Bügelbrett stand, das Haar noch feucht und kastanienfarben, und wenn sie nach dem Sherry langte, schlug ihr Bademantel auseinander, und er konnte ein Schimmern aus der Verborgenheit sehen. Diese Magazine, meinte er, keimten aus der Fähigkeit zur Perversion, und das Hirn treibe daraus ständig neue Metastasen, die noch Liebe und Erotik zerwucherten.
    Barbara fand seine Sichtweise verzerrt. Naturwissenschaftlich übertrieben, sagte sie, und dann ritt sie extra darauf herum und rechtfertigte schließlich die Magazine. Sie nannte das ständige Schaffen neuer Phantasien den Lebenstrieb des modernen Gesellschaftssystems an sich, und aus ihrer Sicht war das System gesund, solange aus dem Brennpunkt dieser Phantasien Inspiration und Fortschritt entstehen konnten. Nein, sie könne kein krankhaftes Wuchern erkennen, höchstens ein paar Abweichungen, und solange jeder vom System profitieren könne, betrachte sie alle Abweichungen als notwendigen Teil eines gesunden Ganzen.
    Sie lächelte milde, dämpfte ein Oberhemd.
    Willem wußte, daß sie absichtlich alles gut machte, was sich rentierte. Daß sie ihn damit locken wollte, damit er in einem unbedachten Moment etwas sagte, worauf sie ihn festnageln konnte – seine Stellung im System, seine Inkonsequenz, was auch immer. Aber er lasse sich nicht locken, sagte er. Der Mensch sei drauf und dran, alle sublimen Fähigkeiten in seinen maßlosen Wucherungen zu verlieren, und so lag er auf dem Sofa und trank seinen Poilly-sur-Loire, und wenn Barbaras Bademantel auseinanderschlug, grinste er schamlos.
    Er hielt die Augen geschlossen. Aus den Boxen Bachmusik, vom Bügelbrett hörte er ihre Handgriffe; letzte Wölkchen verdampften, und wenn Barbara am Sofa vorbeischritt, zog sie eine frisch gebadete Spur, und er ahnte unter dem bauschenden Frottee ihre Merkmale.
    Ich bin glücklich mit dir, sagte er. Und dann fragte er, ob der Geist während einer Kopulation den Spermienkampf beeinflussen könne. Beziehungsweise die Lockwirkung der Eizelle. Ob es also einen geistigen Einfluß auf die mikroskopischen Vorgänge der Fortpflanzung gebe, meinte er.
    Barbara setzte sich zu ihm.
    Seine Beine lagen auf ihrem Schoß. Womöglich eine Art Fernwirkung, die demjenigen Spermium zum Erfolg verhelfe, das am lebhaftesten auf den Zustand des Geistes reagiere. Womöglich ein Geist, der das Milieu einer Frau beeinflusse und einen chemischen Schnellweg schaffe.
    Barbara sah ihn an und lächelte still. Seine Stimme war wohltuend und ruhig, und die Lider bedeckten friedlich die Augäpfel.
    Ein Geist, der Einfluß nehme, um über den Körpertod hinaus seine Eigenschaften in der Zukunft zu installieren.
    Ein Fuß von Willem drang unter ihr Frottee, und Barbara begann, die Wickler aus dem Haar zu drehen.
    Geistig formierte Eizellen und

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