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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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lächelte er und nahm ihre Hand. Und wenn ich dir sage, daß ich jetzt keine Lust auf diese Art von Plänen habe, wirst du mir antworten, daß ich nie Lust darauf habe. Daß ich mich mit Zeitmaschinen oder der Naturwissenschaft vor aller Verantwortung drücke. Ich will nicht ins Geschäft, Barbara. Er nahm ihre Hand und küßte sie. Das ist dein Ding. Meine Zukunft liegt auf dem Sofa.
    Inéz lachte, und Barbara zog ihre Hand zurück.
    Sie trank einen Schluck. Dann rauchte sie. Dann sagte sie: Hat deine Mutter mit dir gesprochen?
    Worüber soll sie mit mir sprechen?
    Sie hat ein Grundstück für uns. Sie will, daß wir bauen.
    Willem winkte ab.
    Sie will, daß wir einen Stammhalter auf die Welt bringen.
    Na und.
    Bis wir mit dem Balg im neuen Haus sind, will sie mit dem Alten noch das Ruder halten. Danach sollen wir sukzessive übernehmen.
    Willem lachte. Trank und lachte. Darüber haben wir doch längst gesprochen. Scheiß drauf. Er ging an den Bartresen und ließ sich von Hector Luna eine Zigarre geben. In der Nische feuerte er das Ding an, und sein Kopf verschwand in einem Rauchball. Ich dachte, wir sind mit dem Thema durch, Barbara. Wenn es für die Alten selbstverständlich ist, daß wir uns so einbringen, wie sie es erwarten, dann scheiß drauf. Oder nicht!
    Willem, du unterschätzt die Lage.
    Quatsch. Die Lage war immer dramatisch. Damit bin ich aufgewachsen.
    Und jetzt hältst du dich aus allem raus.
    Willem sah die Zigarre an. Paffte. Ich denke, das ist so abgesprochen.
    So ist das nicht abgesprochen!
    Wir wollen keine Kinder. Ist das richtig?
    Barbara nickte.
    Wir wollen uns nicht von den Alten reinreden lassen.
    Barbara nickte. Und ich wünsche mir, daß du hinter mir stehst. Deine Mutter raubt mir eine Menge Energie.
    Was soll der Mist. Meiner Mutter ist nicht zu helfen. Alles, was jenseits ihrer eigenen Realität liegt, existiert entweder nicht oder ist entartet. Wenn du mit solchem Schwachsinn nicht umgehen kannst, laß die Finger davon. Steig aus der Stickerei aus und mach mit Inéz dein eigenes Ding. Und ich fang noch mal von vorn an. Paläontologie, Verhaltensforschung – die Naturwissenschaften sind ein weites Feld.
    Barbara sah Willem an und schwieg.
    Komm schon, sagte Willem.
    Komm schon was?
    Wir schreiben die Alten komplett ab.
    Ich möchte einfach nur, daß du mir ein bißchen den Rücken frei hältst.
    Wie soll das gehen, Barbara? Ich will mit dem Geschäft nichts zu tun haben und mit den Alten noch weniger. Wenn überhaupt, mache ich einen kleinen Halbtagsposten, und der Rest ist meine selbstbestimmte Zeit. So haben wir es abgemacht, oder?
    Ja.
    Siehst du. Du machst dein Ding, und ich komme dir nicht dazwischen. Wir lieben uns, und da ist es egal, ob deine Pläne sich mit meinen Veranlagungen ergänzen. Unsere Liebe findet nicht im Geschäft statt.
    Und wenn deine Mutter mir die Energie zum Lieben raubt?
    Willem paffte an seiner Zigarre und hob die Schultern. Schreib sie ab.
    Nein, verdammt.
    Warum nicht?
    Weil diese Stickerei der Schlüssel ist zu unserer Unabhängigkeit.
    Willem lachte laut. Wie definierst du denn unabhängig?
    Schön auf dem Sofa liegen. Lesen und um den Rest keine Sorgen machen. Sie lächelte und schloß die Augen.
    Auch Willem lächelte. Du bist gut zu mir.
    Inéz sagte: Zeig den Alten, daß du Eier hast!
    Eier?
    Mumm, sagte Barbara.
    Sí. Mumm! Die Spanierin beobachtete Willem. Wie er an der Zigarre qualmte und wie seine Augen durch den Rauch spähten; vielleicht nach einer Götterfigur mit Schlangennase, vielleicht hinter die grinsende Maske eines Hundes.
    Seine Stimme kam geschmeidig durch den Rauch. Die Alten können mir gestohlen bleiben. Ich setz meinen Mumm lieber für was anderes ein.
    Schön auf dem Sofa liegen.
    Warum nicht. Mit sich alleine sein zu können ist eine Disziplin, vor der sich die meisten fürchten. Emblem und Banner und Betriebswirtschaft. Den meisten ist alles recht, um sich von sich selber abzulenken.
    Ach, Willem. Und Barbara machte ein mildes Gesicht. Ich möchte doch nur, daß du mir ein bißchen den Rücken frei hältst.
    Du machst die Geschäfte. Ich reiß mein kleines Pensum ab, und mit den Alten habe ich nichts mehr am Hut. So wars doch abgemacht.
    Ja, sagte Barbara. So wars abgemacht. Dann beugte sie sich rüber und küßte ihn.
    Es war seltsam, aber mit einem Mann wie Willem an ihrer Seite war

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