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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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Badgeräusche hören.
    Als sie runterkommt, schlägt ihr Kaffeeduft entgegen. Sie sieht frisch aus und trägt ein sommerliches Kleid.
    Willem sagt: Ich hab Katja erreicht. Sie war bereits auf dem Sprung. Ihr Mann fährt zu einer Session nach Hamburg, und sie bringt ihn zum Bahnhof. Sie klang ausgeschlafen, und im Hintergrund konnte ich Boris Stimme hören: du-dum-tschaka-dum. Er scheint sich auf die Session zu freuen.
    Das ist gut.
    Willem frühstückt im Bademantel.
    Hinter den Scheiben ist der Himmel blau, und wenn der Wind durch die Blätter zieht, schlägt das Licht zurück wie aus einem Fischschwarm. Manchmal treibt er auch Blütenstaub übers Land, gelbe Wolken, die bald wie kleine Dünen über den Asphalt wandern oder einwärts die rissigen Krusten der Feldwege überziehen. Die Frühlingsfarben verblassen schnell in der trockenen Hitze, und Willem verspricht, wenigstens dem Flieder etwas Wasser zu geben. Dann sagt Barbara: Werden deine Detektive dabeisein?
    Mal sehen.
    Was für ein Gefühl hast du?
    Entweder hat Konetzke was, oder er hat nichts. Danach sehen wir weiter.
    Und was ist dieser Anwalt für einer?
    Einer wie alle.
    Ruf mich an, wenn du da raus bist.
    Ja.
    Was wirst du bis dahin machen?
    Bißchen in die Welt kucken.
    Als er sie zum Jaguar begleitet, trägt er noch immer den Bademantel. Sie streift die Handschuhe über, die Zylinder puckern sonor, und während der Kies unter den Rädern knirscht, wirft sie ihm einen Kuß durch die offene Scheibe.
    Er zieht auf schmalen Wegen durch den Morgen. Aus einem Kieferngehölz steigt frischer Duft; die Stämme schimmern bernsteinfarben, und die Kronen leuchten gegen den Himmel. Einwärts sucht er einen Waldameisenhaufen auf, danach den alten Dachsbau, wo er auf Reste einer Hohltaube stößt.
    Weiter voran öffnet sich das Land und zieht in sanften Wellen gegen den Horizont. Wälle mit Buschwerk unterteilen die Wiesen; gelegentlich werfen stattliche Eichen ihre Schatten, oder Löwenzahn überzieht eine Kuppe goldfarben gegen den Himmel. Er nimmt einen Weg, der von Birken gesäumt ist. Die Stämme im Licht wie handgeschöpftes Papier, ein Fasan ruft, und dann erstreckt sich linker Hand ein Acker mit Schößlingen. Die langen Saatfurchen sind noch gut zu sehen, und Trockenheit hat die Erde hart gemacht, die Farbe ist mehlig und stumpf. Ein Hase steht auf dem Acker, die Lauscher sind aufgerichtet, doch dann taucht der Hase plötzlich ab. Verschmilzt mit den Furchen, stößt ebenso plötzlich wieder vor, läuft, hält inne und läuft wieder an. Bald entdeckt Willem den zweiten Hasen, und bald erscheinen die Tiere in ihren Bewegungen wunderbar abgestimmt – ducken ab, tauchen auf und laufen mühelos in großen Kreisen über den Acker. Sie suchen sich, sie kriegen sich, und dann sieht Willem, wie einer der Hasen hochschnellt. Ein gerader Sprung in die Höhe, und die Läufe scheinen in Lebensfreude zu zappeln.
    Als er gegen den Auwald stößt, umgeht er die modrige Senke. Ein Kuckuck ruft, und etwas weiter, wo der Bach Steilufer ins weiche Land geschnitten hat, entdeckt er Kotspuren unter der Eisvogelhöhle. Aus den Buchen über ihm dringt Blätterrauschen; zarte, frische Töne, die sich zu endlos neuen Melodien verdichten, bald den Raum durchziehen und dann für einen Augenblick die ganze Welt ausfüllen. Und als der Wind plötzlich nachläßt, ist Stille in der Welt, und Willem kann spüren, wie auch dieser Augenblick ihn ganz erfüllt.
    Zum Mittag hin kehrt er ein. Ein Landgasthof mit Sommergarten, und er nimmt Platz unter einer Linde. Der Kellner ist ein alter Mann mit Hakennase und streng gescheiteltem Haar. Er trägt schwarzweiße Kleidung, und Willem bestellt Spargel. Nach dem Essen nimmt er einen Espresso, und dann führt ihn der Kellner zum Telefon. Es ist ein alter Apparat, der auf dem Tresen einer kleinen Rezeption steht, und Willem sieht, daß hier auch Zimmer vermietet werden.
    Das Rufzeichen ertönt zweimal, dann melden sich die Ramows. Es ist etwas passiert, sagen sie. Willem legt auf und wählt erneut. Das Taxi steht nach einer Viertelstunde vor dem Sommergarten.
    Auf dem Schreibtisch steht ein Fäßchen. Es scheint solides Handwerk, die Dauben glatt und mit ebenmäßiger Wölbung, die Ringe gewalzt und fest über die Eichenmaserung getrieben. Ein Brandstempel zeigt, daß das Faß dem

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