Kronhardt
Mann hatten die Sonne im Rücken.
Als der Stock das Ende der QuerstraÃe markierte und in Richtung Domshof tänzelte, überholten die Detektive. Sie drangen ein in den kühlen Nordschatten vom Kirchenschiff und beobachteten aus einer Nische heraus den belebten Platz.
Konetzke und die Engelsche gingen fest verbunden; beinah siamesisch, dabei plauderten sie, und wenn unverhofft jemand in den Weg kam, lavierten sie mit den sanften Zeichen der Frau.
In Höhe des Brunnens blieben sie stehen. Fontänen spritzten aus den Nüstern der Pferdeköpfe, und dann setzten sie sich auf die Einfriedung. Rings waren ein paar Kinder, ein Mann im Rollstuhl stand da, und die Engelsche holte ein Telefon vor, drückte eine Kombination und gab es Konetzke. Nachdem er telefoniert hatte, zog der Mann im Rollstuhl ab. Eine groÃe Frau mit Baskenmütze und Sonnenbrille kam an den Brunnen, setzte sich auf eine Zigarette hin und ging wieder; zwei Polizisten schlenderten vorüber, dann traten die Ramows aus dem Schatten.
Sie überrumpelten Eddi und die Engelsche mit dem intimen Wissen, das sie sich im Zuge ihrer Recherchen angeeignet hatten. Tatsächlich verblieben die beiden eine Zeitlang sprachlos, und erst als die Detektive auf den 17-Uhr-30-Termin beim Anwalt zu sprechen kamen, sagte Konetzke: Daà er mir Schnüffler aufgesetzt hat. Dafür soll er zahlen.
Die Ramows sagten, daà es wohl kaum noch ums Geld ginge. SchlieÃlich hätte der Fall Kronhardt ihm, Konetzke, bereits die Augen gekostet, und wie sie die Lage einschätzten, habe er damit noch Glück gehabt. Die groÃe Frau sei nämlich schon wieder ganz in seiner Nähe, und sie wäre nicht allein.
Konetzke versuchte zu lachen, doch der Schreck verzerrte sein Gesicht.
Zudem hätte es dieser Tage Friedhelm Lampe erwischt. Den Assistenzarzt, der damals die natürliche Todesursache angezweifelt hatte, und wenn er, Konetzke, die letzte Zeit nicht untergetaucht wäre, säÃe er jetzt womöglich gar nicht hier. Die Lage sei ernst; jeder, der über Wissen oder Material zum Tod von Richard Kronhardt verfüge, sei in Gefahr. Sie selber hätten sich mittlerweile viel tiefer in diesen Fall eingearbeitet als in Konetzkes Lebensgeschichte, so daà die sogenannten Familienpapiere, die er anböte, kaum noch von Belang wären. Dennoch schlügen sie eine Zusammenarbeit vor: Sie kauften seine Papiere, dafür beantworte er ihre Fragen. Sein Anwalt und ihr Klient säÃen dabei, und je offener Konetzkes Antworten sein würden, desto gröÃer die Chancen, alle aufzudecken, die in den Fall verwickelt seien. Auch die groÃe Frau und ihren Partner.
Konetzke saà da, und hinter ihm stieÃen die Fontänen aus den Nüstern.
Ich werds mir überlegen, sagte er schlieÃlich.
Tauben gurrten in den Rathausarkaden, manchmal brach der Schlag ihrer Flügel auf, und aus dem Schatten heraus konnten die Detektive sehen, wie Konetzke und die Engelsche den Marktplatz erreichten.
Der Roland stand da, als wäre er mit Himmel und ziehenden Wolken längst im Einklang. Zu seinen FüÃen hielt sich eine geführte Gruppe versammelt â Asiaten, wie die Ramows ausmachten, und ihre Köpfe bewegten sich ergeben zu den Händen einer blonden HosteÃ. Als sie in Richtung BöttcherstraÃe aufbrach, zerstreute sich ein Teil der Gruppe und photographierte. Ein- oder zweimal stieÃen sie in ihren quirligen Bewegungen gegen Konetzkes Stock, und die Asiaten verbeugten sich kurz, lächelten, dann zogen sie sich wieder zusammen, und unter der goldenen Pforte folgten ihre Köpfe den Händen der HosteÃ. Auch andere Menschen blieben stehen und lauschten der Touristenführerin. Die Ramows sahen eine holländische Familie, starkknochig und beinah riesig gegen die Asiaten; sie sahen den Mann im Rollstuhl, den sie bereits am Brunnen gesehen hatten, auch die groÃe Frau mit der Baskenmütze. Etwas abseits stand ein Mann mit Schlapphut und Bergsteigerweste; auch er riesig gegen die Asiaten.
Konetzke und die Engelsche warteten, bis die Touristengruppe einzog in die BöttcherstraÃe. Die Ramows schlenderten über den Marktplatz; ein paar Musiker hatten sich postiert, und bald stieg ein sehnsüchtiger Gesang auf zum Akkordeon und dazu die lerchenhaften Schläge einer Balalaika. Alles wirkte normal, die Sonne beschien den Roland, und voran führte die Hosteà ihre Gruppe vom
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