Kronhardt
beendet.
Die Detektive stehen um einen Tisch und grinsen. Auch der Koch grinst; er wetzt ein langes Messer, dann fängt er an zu säbeln. Mit allem Drum und Dran? Und die Ramows nicken.
Willem sagt: Konetzke ist wieder aufgetaucht.
Das gibts doch nicht.
Er rief mich vorhin an.
Tatsächlich scheinen die Ramows überrascht. Sie sehen sich an, heben die Arme und lassen sie schlieÃlich wieder fallen. Zum Koch sagen sie: Hast du kalten Ouzo?
Der Koch ruft etwas in den Hinterraum, und kurz darauf tritt ein zweiter Mann durch einen Perlenvorhang und kommt mit einem Tablett an den Tisch. Die kleinen Gläser sind mit Frost beschlagen, und als wäre es nichts, deckt er auch für sich selber auf. Es dauert, bis Willem sich an ihn erinnert. Sie sind Polykarp, oder? Und der andere wischt seine Hand in der Schürze und reicht sie Willem.
Als die Männer getrunken haben, sagen die Detektive: Konetzke ist aufgetaucht.
Und Polykarp sagt: So was passiert immer wieder.
Hast du nichts mitgekriegt?
Nein.
Wann warst du das letzte Mal unterwegs?
Ich bin immer unterwegs.
Seltsam, daà er uns entwischen konnte.
Polykarp sagt: Manche Menschen haben diese Fähigkeit. Einmal sind sie weg, und dann sind sie wieder da.
Kannst du dich noch mal umhören?
Immer.
Und zu Willem sagen sie: Haben Sie ein Treffen vereinbart?
Morgen. 17 Uhr 30.
Wo?
Kanzlei Schröder.
Aha. Und dann: Wie gesagt, wir würden Konetzke gern vorher aufspüren, um ihn zur Zusammenarbeit zu überreden. Der Handel sollte ein paar für uns wichtige Details beinhalten.
Soll mir recht sein. Aber Sie halten mich informiert.
Na klar.
Dann sagt Willem: Die groÃe Frau. Konnten Sie ein Bild von ihr auftreiben?
Nein.
Und während ich in England war, war diese Dagmar Margulis in Bremen?
Die Chefsekretärin in der Reederei an der Schlachte?
Ja.
Das wissen wir nicht. Könnten wir aber überprüfen. Gibts Anla�
Na ja. In England lief sie mir zwei-, dreimal über den Weg.
Tatsächlich?
Ein Frau wie sie.
Sie sollten sich da nicht reinsteigern. Wie gesagt, nach unserer Einschätzung sind Sie auÃer Gefahr. Und zu Polykarp sagen sie: Hast du was über die Frau oder den Mann gehört?
Nicht in letzter Zeit. Dann schnappt er das Tablett und verschwindet durch den Perlenvorhang.
Willem sagt: Im Grunde steigere ich mich da nicht rein. Es ist anders â verstehen Sie: als ob das Wissen, daà es diese groÃe Frau gibt, gewissermaÃen Felder in mir erzeugt, die groÃe Frauen anziehen.
Und die Ramows lachen.
Dann serviert Polykarp das Essen, und eine Zeitlang kauen sie schweigend. Ein Mann im Rollstuhl bleibt drauÃen stehen und sieht durch die Scheibe. Eine StraÃenbahn zieht vorbei, dann verwickelt eine offensichtlich drogensüchtige Frau den Rollstuhlfahrer in ein Gespräch. Als die beiden verschwinden, sagen die Detektive: Wir waren drüben in der Wesermarsch. Und wir haben Friedhelm Lampe aufgestöbert.
Das gefällt mir.
Er ist tot.
Oh.
Das Dorf heiÃt Köterende. Original aus Zeiten, die es gar nicht mehr gibt. Ringsherum Kühe und Marschenland und der Deich voller Schafe. Lampe hatte dort eine Liebschaft, eine ehedem ganz betuchte Bauersfrau, die seit dem Tod ihres Mannes den Hof versoff. Wenn Lampe auf Touren ging, hauste er bei ihr, und für jeden Zyklus hatten sie ausreichend Rotwein, eine volle Tiefkühltruhe und im Schlafzimmer stapelweise Wildwestfilmvideos. Sie verlieÃen den Hof nicht, bekamen keinen Besuch, und in der Regel zog Lampe nach einer Zeit wieder ab. Doch dieses Mal lief es anders, und vor einigen Tagen schlug der Nachbarhund an und hörte nicht mehr auf. Und bald wuÃte ganz Köterende Bescheid: Ãber dem rustikalen Doppelbett hing ein riesiger Spiegel, und irgendwo aus der erschlagenden Unordnung wurden Western an die Wand geworfen. Auch wenn das Liebespaar bereits alt war, scheinen sie noch alles gegeben zu haben. Der Landarzt war zurechtgemacht wie ein Marshal, die Witwe als Barfrau, und wie es aussieht, hat es beide mittendrin erwischt. Die erste Rekonstruktion der hiesigen Polizei wurde auch von einem Arzt bestätigt; darüber hinaus machte man sich kaum die Arbeit, die ineinander hineinverwesenden Leichen groà zu untersuchen. Beide wurden mittlerweile beigesetzt.
Die Detektive machen eine Geste. Dann sagen sie: Womöglich wünschen sich viele Menschen, auf diese Art zu sterben. Doch uns überzeugt das
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