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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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Geländewagen vom Hinterhof; Dragan Srezcovic saß hinterm Steuer und kutschierte die beiden ins Penthouse.
    Die Detektive setzten sich auf eine Bank nahe der Brücke und hielten die Insel im Auge. Noch von dieser Flußseite war klar zu erkennen, daß der Teerhof Arroganz bediente und materiellen Separatismus. Eine urbane Oberschicht, die die eigene Persönlichkeit zur Maxime erhoben hatte und Tradition nur noch global verstand. Anstelle stadtverbundener Kaufmannschaft oder menschlicher Wurzeln pflegte sie eine rationelle Kaltblütigkeit, die sie mit ihrem Erfolg sanktionierte. Im Feldstecher sahen die Detektive die teure Politur; nicht mal Gräser oder Moose konnten dort drüben noch Fuß fassen, und so schoß der bullige Geländewagen auf die Insel. Zog über die Fußwege und hielt mitten auf einer marmorierten Ellipse. Sie stiegen aus und nahmen zu dritt den Fahrstuhl.
    Nach einer Zeit öffneten sich die Türen zur Dachterrasse, und Konetzke und der Serbe setzten sich um den Pool. Die Engelsche spannte die Sonnensegel, dann brachte sie Kaffee. Sie saßen eine ganze Weile, und aus der Distanz erschien das Gespräch ernst. Der Serbe telefonierte zwischendurch, und einmal ging Konetzke rein; danach legte er ein rotes Datenspeicherungsgerät auf den Tisch. Srezcovic verabschiedete sich auf der Terrasse. Er steckte das rote Ding in die Hosentasche, sah auf seine Uhr und verschwand durchs Penthouse. Bald erschien er wieder im Feldstecher, und die Detektive sahen, wie der Geländewagen von der Ellipse stieß.
    Die Sonne hielt auf Mittag zu, und die hellgrauen Wolken waren eine endlose Herde. Edgar Konetzke stand am Geländer seiner Dachterrasse; das Gesicht gegen den Fluß und dahinter die historische Front der Schlachte. Am Martinianleger machte ein Ausflugsschiff die Leinen los, und eine kleine Schwerölwolke verwehte in der lauen Brise. Diesseits stiegen die Gerüche aus der Brauerei, und im Feldstecher ahnten die Ramows, wie Konetzke Gespür für die Dinge jenseits seiner Augen entwickelt hatte. So stand er, und unter der Haut verwandelte sich die Welt in Bilder. Als die Engelsche von hinten kam und sich sanft gegen ihn drückte, schien ein Strom durch ihn zu gehen. Als würden warme Wellen von innen ausschlagen, und er suchte ihre Lippen, und sie küßten sich. Dann legte sie ihren Kopf auf seine Schulter, und so standen sie da. Mit glücklichen Gesichtern; im Fluß die dahinziehenden Wolken und jenseits die Stadt.
    Die Schwäne kamen aus Südost. Sie folgten dem Flußlauf, und im Feldstecher sahen die Ramows, wie Konetzke den Schlag ihrer Flügel bereits aus der Entfernung wahrnahm. Als er etwas sagte, sah die Engelsche auf, dann legte sie ihren Kopf wieder auf seine Schulter und schloß die Augen. So zogen die Schwäne an der Dachterrasse vorbei; ihre leuchtenden Schnäbel, die Wellen durch die ausgelegten Hälse, und die Detektive ahnten, wie die weißen Schwingen eine Melodie in die Luft wirbelten. Wie Konetzke und die Engelsche gemeinsam von dieser Melodie erfaßt wurden, wie sie sie durchströmte, innerlich verschmolz und eine große Geborgenheit hervorbrachte. So standen die beiden mit geschlossenen Augen am Geländer.
    Ihr Gang ins Penthouse erschien langsam und still.
    Hinter den Scheiben war es dunkel, im Feldstecher keine Bewegungen zu sehen.
    Von der Schlachte zum Studio war es nur ein Katzensprung. Die Ramows nahmen die in den Deich geschlagenen Stufen, zogen ein Stück durch den Bar- und Restaurantbetrieb und stießen durch einen schmalen Gang Richtung Martinistraße. Doch sie erreichten den Serben nicht mehr. Sein bulliger Geländewagen stand korrekt geparkt in einer Reihe, ringsherum kreisten die Lichter von Notarzt und Polizei. Der Serbe lag auf einer Trage, und der Arzt hatte seinen Oberkörper freigelegt. Er setzte eine Spritze, horchte und ließ sich eine zweite geben. Danach setzte er Stromstöße, doch der kräftige Körper des Serben bäumte kaum noch auf.
    Von dem Arzt konnten sie nichts erfahren und auch nichts von der Polizei. Aber ein Schaulustiger hatte etwas von Dosis gehört und viel zu reinem Stoff, und in den Taschen des Toten hätten sie ein Tütchen gefunden. Geld noch, sagte der Schaulustige, jede Menge Scheine, aber mehr hätten sie nicht aus den Taschen gezogen. Nein, auch kein kleines rotes Ding.
    Sie nahmen den schnellsten Weg; liefen wieder runter zum

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