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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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Fluß, querten die Brücke und standen kurz darauf vor Konetzkes Hauseingang. Sie hatten keine Zeit zu verlieren und mußten jederzeit mit dem Schlimmsten rechnen. Es gab eine moderne Sicherheitstür, eine Gegensprechanlage und fünf Klingeln. Sie entschieden sich für eine heimliche Vorgehensweise, und es dauerte etwas, bis sie die Tür mit ihrem kleinen Spezialbesteck geöffnet hatten. Das Treppenhaus war kühl und glatt und ließ jedes Geräusch zurückklingen. Sie hatten Überzieher dabei und Handschuhe und kamen gut durch die ersten zwei Geschosse. Dann schlug eine Wohnungsklingel an; ein Summer wurde gedrückt, die Haustür sprang auf, Schritte hallten, und dann das Geräusch des Fahrstuhls. Er hielt gleich im ersten Stock, und von unten hörten die Detektive, wie eine Frau einen Mann begrüßte. Sie warteten noch etwas, bis sie die letzte Treppe nahmen.
    Konetzkes Tür erschien solide, und als sie das Stethoskop ansetzten, konnten sie dahinter keine Geräusche vernehmen. Sie gaben seine Telefonnummer ein, und bald fing sich ein gedämpftes Klingeln in der Membran. Ansonsten blieb es still in der Wohnung, und niemand nahm das Telefon ab. Sie unterbrachen die Verbindung, lauschten und wählten erneut. Dann schoben sie das Besteck in den Zylinder, und der Elektromotor schnurrte im Takt des Klingelns; es dauerte, bis Federn und Stifte den Zylinder freigaben, doch dann sprang die Tür geräuschlos auf.
    Der Empfangsraum war mit bordeauxrotem Samt tapeziert, und auf den geriffelten, matt blinkenden Stahlplatten führte ein bordeauxroter Läufer in den großzügigen Wohnbereich. Die Dachterrasse hinter dem Panoramafenster erweiterte den Eindruck noch; im gekräuselten Fluß spiegelten die Altstadtsilhouette und der Himmel.
    Die Detektive schlossen die Tür und gingen behutsam vor. An der Garderobe hingen die Jacken, die die beiden vorhin getragen hatten, und auf einem Tischchen lag der Stock mit dem Jadeknauf. Gegenüber im Gästeklo entdeckten sie niemanden. Auch nicht, als sie weiter vordrangen.
    Der geriffelte Fußboden zog über in den Wohnbereich und machte den Raum noch lichter. Westlich war eine offen integrierte Küche, an die zum Fenster hin eine kleine Bar anschloß. Auf dem Tresen stand ein Tablett mit drei Tassen und einer Kaffeekanne. Die großen Fenster ließen sich mit Jalousetten abdunkeln, die Schiebetüren waren geschlossen. Nach Osten überzog ein Teppich in weichem Rot den Boden und bildete einen angenehmen Kontrast zu den elfenbeinfarbenen Möbeln. Die Stücke wirkten modern und teuer und waren anscheinend nach einem Prinzip angeordnet, das Konetzke jederzeit Orientierung gab. Es gab zwei Sofas, und neben dem größeren lagen die Kleidungsstücke verstreut, die Konetzke und die Engelsche vorhin noch getragen hatten. Auf einem lackierten Tisch Reste eines weißen Pulvers. An der Wand dahinter, eingefaßt von einem eleganten Sims, führten Stufen aufwärts. Von einem runden Flur mit rundem Oberlicht gingen drei Türen ab. Hinter der ersten öffnete sich den Detektiven ein glattes, kühl gehaltenes Bad. Das Bad war leer und auch das nächste Zimmer mit begehbarem Kleiderschrank und großen Spiegeln. Die Detektive fanden sie im Schlafzimmer, und sie waren alleine.
    Es gab durchaus Parallelen zu den beiden Toten aus Köterende. Wie Lampe und seine Bäuerin lagen auch Konetzke und die Engelsche wie im Beischlaf vereint. Und wie in Köterende lag der Mann oben, und als die Detektive herangingen, schienen beide noch so warm wie eh. Konetzkes Herz schien sogar noch einmal zu flattern, doch die Detektive wußten, daß auch Stromstöße ihn nicht mehr aufbäumen würden. Auch hier würden die Ärzte hochreine Potenz und Überdosis konstatieren, die Polizei würde in der Wohnung Geld finden, Drogen, und der Fall wäre erledigt. Ichthyologen oder Kryptozoologen würden erst gar nicht befragt werden, und wenn irgendein Assistenzarzt in der Gerichtsmedizin auf Anomalien stoßen und die Diagnose bezweifeln sollte, würden von irgendwoher Berichte aus Fachzeitschriften auftauchen und die Anomalien einweichen in eine Regel. Willems Vater war gestorben. Lampe und seine Bäuerin. Der Serbe. Und als Edgar Konetzke erblindet war, wußte niemand, weshalb. Und jetzt war auch er tot. Und mit ihm die Engelsche, und so lagen sie friedlich vereint und beinah, als würden sie

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