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Kronhardt

Titel: Kronhardt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralph Dohrmann
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Becker-Modersohn-Haus rüber zum Giebel der Sieben Faulen, und rings die Köpfe folgten ihren Ausführungen. Manchmal lachten die Asiaten, und es klang scheu und seltsam verzerrt zwischen der eigenwilligen Architektur. Die holländische Familie stellte eine Frage, und der Mann mit der Bergsteigerweste hielt eine winzige Kamera mit einem erstaunlichen Objektiv. Konetzke und die Engelsche blieben in der schmalen Straße hinter der Gruppe, schlenderten unter den Arkaden oder blieben vor den Fenstern der Ateliers stehen. Einmal, als der Rollstuhlfahrer hupte, ließen sie ihn passieren.
    Auch die Detektive nutzten die diskrete Atmosphäre unter den Arkaden. Sie betrachteten die Auslagen einer Goldschmiede und einer Buchhandlung, sie zogen weiter und bestaunten die Effekte eines mit Glasmalerei überzogenen Lichthofs, und als die Hosteß die Gruppe zum Glockenspiel führte, diskutierten die Detektive über die expressionistische Treppenkonstruktion im Atlantis-Haus. Voran erklang bald das Glockenspiel, die Töne aus dem Meißner Porzellan schienen die Asiaten zu verzücken, und sie reckten ihre Hälse. Eine Zeitlang verdichtete sich eine Melodie zwischen den Giebeln, dann stiegen die klaren Töne über und wurden mit den dahinziehenden Wolken zertragen. Als das Spiel verstummte, klatschten die Asiaten. Auf den breiten Gesichtern der Holländer stand ein Grinsen, der Mann mit der Bergsteigerweste photographierte. Die große Frau mit der Baskenmütze hatte ihre Hände tief im Mantel, ihre Augen blieben hinter der Sonnenbrille verborgen.
    Von hinten schlug der geschmeidige Takt von Konetzkes Stock. Die Engelsche hielt sich nah an ihn gedrückt, manchmal legte sie ihren Kopf an seine Schulter, doch auch dann blieben sie in ihrem Gleichschritt verschmolzen. Als sie zum Ende der Böttcherstraße erneut auf die Gruppe stießen, blieben sie gelassen. Die Asiaten bestaunten das Robinson-Crusoe-Haus, photographierten die Bronzeskulpturen und das Aquarium und steigerten noch mit der fremden Sprache alle Begeisterung; aus den kehligen, bald abgehackten Tonfolgen erstieg eine andere Welt, doch Konetzke und die Engelsche lavierten mühelos durch das Gewimmel.
    Und dann brachen sie plötzlich weg. Als wäre alle tragende Kraft durchschnitten worden, sackten sie zu Boden und lagen wie ein Bündel vor dem Crusoe-Haus. Die Asiaten handelten sofort. Sie hockten über dem Bündel, ihre kehligen Laute stießen auf, ihre Hände, und die Hosteß und die anderen konnten den Drill dieser kleinen Menschen sehen, ihre Fähigkeit, Gefühle einer notwendigen Handlung unterzuordnen.
    Die Detektive sahen den Rollstuhl am Ende der Böttcherstraße auf die Martinistraße biegen. Auch der Mann mit der Bergsteigerweste hatte die Richtung eingeschlagen; den Schlapphut tief ins Gesicht gezogen, hielt er nun auf die Weser zu. Die große Frau mit der Baskenmütze stand noch im Gewimmel. Sie hatte ihre Hände im Mantel, und ihre Augen blieben verborgen hinter den dunklen Gläsern.
    Die Asiaten hatten einem ihrer Landsleute eine Maske übergezogen, die mit einer kleinen Sauerstoffflasche verbunden war. Ein alter Mann, der unter dem leise zischenden Gas bald wieder zu sich kam. Sein Kopf lag im Schoß der Engelschen, insektenartig mit der Maske und der runzligen Haut. Nach kurzer Zeit stand der Alte wieder, und rings die Asiaten verbeugten sich vor Konetzke und der Engelschen. Obwohl sie lächelten, schien es ihnen sehr peinlich, daß der Alte die beiden in seiner Ohnmacht zu Boden gerissen hatte.
    Nahe dem Martinianleger schlossen die Detektive auf. Der Stock geriet aus dem Rhythmus, und schließlich blieb Konetzke stehen. Was habe ich Ihnen gesagt? Und was machen Sie? Dann schlug er die Zunge gegen den Gaumen. So läuft das nicht.
    Ramows klappten den Laptop auf und zeigten der Engelschen einige Bilder. Anfangs war sie schnippisch, doch dann verstummte sie und drückte schließlich Konetzkes Arm. Das sind sie, Eddi. Sie sind wieder da.
    Doch Konetzke schien wenig beeindruckt. Es bleibt dabei, sagte er. 17 Uhr 30 in der Kanzlei Schröder.
    Konetzke und die Engelsche waren ganz offensichtlich auf dem Weg nach Hause gewesen. Die Brücke zum Teerhof war nicht mehr weit, doch dann schlugen sie eine andere Richtung ein und stiegen von der Weserpromenade hoch zur Martinistraße. Sie gingen direkt ins Studio.
    Eine halbe Stunde später kam ein bulliger

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