Kronhardt
noch die vorbeiziehenden Schwäne hören.
Einer der Ramows bedient das FäÃchen, der andere schlägt den Globus an; sie genieÃen den Abgang mit geschlossenen Augen, und danach sehen sie die Galaxien aufleuchten und das Band der MilchstraÃe.
Anfangs hat Willem das Gefühl, als würde er von der unsichtbaren Rotation erfaÃt, und in seinem Bauch erscheint das sanfte Feuer des Whiskys wie ein Zentrum, um das sich die Bilder von Konetzke drehen; von der groÃen Frau, von Lampe und von seinem Vater. Doch schon bald dringt eine groÃe Ruhe aus der Kugel; als gerieten seine Gedanken und noch die ganze Innenwelt sanft in ihre Anziehung, und er spürt einen Frieden in sich; Raum scheint in Raum aufzugehen, Formen und Gedanken lösen sich auf. So sitzt er da; sanft erfaÃt und in eins gekehrt mit allem. Und nach einer Zeit sagt er: So haben wir damals auf der Wurt gesessen. Ich könnte ewig so sitzen.
Es ist eine Sache, sagen die Detektive, die Wohnung zweier Menschen zu durchsuchen, die noch warm daliegen. Und es ist eine andere Sache, keine verräterischen Spuren zu hinterlassen und zugleich die möglichen Spuren anderer aufzudecken.
Wir haben nichts gefunden, was mit unserem Fall irgendwie in Zusammenhang zu bringen wäre. Keine Papiere oder Datenträger zum Tod Ihres Vaters, keine verdächtigen Namen, Notizen, Nummern. Absolut nichts, auch keine Spuren davon, daà die anderen vor uns fündig geworden sind. Doch das muà nichts heiÃen. Das Arrangement, das wir in Konetzkes Wohnung vorfanden, spricht für sich. Diejenigen, die dahinterstecken, haben sich womöglich einer Idee untergeordnet und womöglich allen Respekt vor dem Leben anderer verloren. Sie passen sich ihren Opfern an, scheinen unsichtbar in deren Welt, schlagen urplötzlich zu, hinterlassen einen falschen Eindruck und lösen sich auf, als würde es sie nicht geben.
Konetzkes Wohnung zu durchsuchen war natürlich etwas anderes, als einen Australo mit Pinsel und Nadel wieder hervorzuholen. Dennoch konnten wir uns etwas Zeit nehmen für eine vage Rekonstruktion: die Frau mit der Baskenmütze und der Rollstuhlfahrer.
Nach dem Vorfall mit den Asiaten rollte der Mann davon und war bereits in der Wohnung, als Konetzke, die Engelsche und der Serbe unterm Sonnensegel Kaffee tranken. Die Frau blieb drauÃen, und gut möglich, daà sie die Dachterrasse beobachtete und obendrein uns, wie wir die Dachterrasse beobachteten. Zu diesem Zeitpunkt muà sie aber näher am Teerhof gewesen sein als wir, und sie muà den Serben bald erwischt haben, nachdem er von der Ellipse gestartet war. Vielleicht war sie auch schon im Wagen, und man muà ihr auf jeden Fall zutrauen, daà sie eine Situation in den Griff kriegt. Egal, ob sies mit einem wie Srezcovic zu tun kriegt oder mit einem Blinden. Sie arrangierte den Tod des Serben, holte sich von ihm, was sie haben wollte, und löste sich auf, als wäre sie nie dagewesen. Und der Mann aus dem Rollstuhl machte es auf die gleiche Art mit Konetzke und der Engelschen. Mit den gleichen Fähigkeiten, derselben Ausrichtung aufs Ziel: perfekt und kaltblütig, daà nicht mal einer wie Eddi ihn in seiner eigenen Wohnung wahrnehmen konnte. Einer wie Eddi, der seine verbliebenen Sinne so weit verfeinert hatte, daà er die Schwingungen anfliegender Schwäne aufnehmen konnte, noch bevor andere das Weià gegen den Himmel sahen. Einer, der sich für schlau hielt und sich immer schwer damit tat zu glauben, daà es mehr als die eigene Schlauheit gab. Aber auch einer, der liebte und geliebt wurde. Doch zuletzt wurden Konetzke und die Engelsche ermordet, und wie der Mann das gemacht hat, ist eigentlich egal. Er hat es so sauber hingekriegt, daà im nachhinein alles friedlich wirkte; die gemeinsame Nase vom lackierten Tisch, die gemeinsame Libido auf dem elfenbeinfarbenen Sofa, der finale Akt im Bett. Und wenn es in der Wohnung etwas zu holen gab, hat er es mitgenommen.
Die Ramows sehen Willem an.
Nach einer Zeit sagt er: Was sind das für Menschen?
Homo sapiens, vermuten wir. Welche, die mit ihrem Gehirn in der Lage sind, Ideen über alles zu stellen. Oder anders, deren Gehirne sich so konzipiert haben, daà sie für die Macht der Ideen empfänglicher sind als für alles andere. Welche, die sich noch über die Liebe der anderen stellen; die Liebe eines Vaters für seinen Sohn, eines Landarztes für eine Bäuerin, Konetzkes
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