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Kronjuwel (German Edition)

Kronjuwel (German Edition)

Titel: Kronjuwel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Mann
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hätte er Noahs Blicke auf sich gespürt öffnete Derrick die Augen und drehte, soweit es ihm auf seiner Liege möglich war, den Kopf um ihn anzusehen. Er nickte kaum wahrnehmbar und Noah erwiderte das Nicken.
    Endlich hoben sie richtig ab und waren schnell mehrere duzend Meter über der Erde. Noah warf einen Blick aus dem Militärhubschrauber, der zu einer Seite hin geöffnet war und so einen breiten Ausblick auf die Umgebung preisgab. Rings um sie herum ächzten die Palmen unter dem Druck, den die Luftwirbel des Hubschraubers auf sie ausübten und neigten sich von ihnen weg. Dann, als sie eine ausreichende Höhe erreicht hatten zog der Pilot die Maschine endgültig nach oben und zur Seite, sodass sie sich in leichter Schieflage und mit nach oben gezogener Schnauze immer weiter vom Boden entfernten. Die Sonne hatte sich gerade erst vom Horizont getrennt und fiel durch die offene Seite des Hubschraubers in den Innenraum. Doch anstatt wegzuschauen blickte Noah weiter nach draußen, direkt in das gleißende Licht der Sonne. Auf seinem Schoß lag, von ihm fest umklammert, sein Leinenrucksack. Wie durch ein Wunder hatte niemand ihn angerührt, seit Noah in der Nacht zuvor damit bei den anderen angekommen war und ihn an Ort und Stelle fallen gelassen hatte. Unter dem dünnen Stoff spürte er, wie das schwere Gewicht der Steinplatte auf seine Oberschenkel drückte. Er wusste nicht, was ihm nun bevorstand. Er war sich nicht sicher, was er tun würde, und noch weniger konnte er sagen, was er tun sollte. Er ging seine Möglichkeiten durch, dachte daran, sobald sie wieder zuhause waren die Platte hervorzuzaubern und sich von den anderen bewundernd ansehen zu lassen, sich wie einen Helden feiern zu lassen, dafür, dass er selbst in der gefährlichsten Situation einen kühlen Kopf bewahrt hatte. Doch insgeheim segelte noch ein anderer Gedanke durch das Meer aus Emotionen und Erinnerungen in seinem Kopf und immer wenn er gerade darüber nachdachte, wie wunderbar die Anerkennung seines Fundes sein würde, drängte er sich wieder in den Vordergrund. Er schämte sich für diesen Gedanken und bemerkte, wie seine Ohren leicht zu glühen begannen, jedes Mal wenn er ihn dachte, aber seit Ricardo von einem unbekannten Hehler gesprochen hatte, der daran interessiert sein könnte, diese uralte Steinplatte zu kaufen, ließ ihn diese Vorstellung nicht mehr los. Was wäre wenn? Könnte er damit tatsächlich Geld verdienen? Müsste er sich dafür nicht mit unheimlichen Typen einlassen, Verbrechern und Kriminellen? Er schüttelte diese Gedanken ab und lehnte seinen Kopf gegen die harte Wand hinter seinem Rücken. Zwar kannte er den Weg nicht, der vor ihm lag, doch nach den Strapazen der vergangenen Nacht gab es kaum ein wärmeres Gefühl, als sein Schicksal buchstäblich in den eigenen Händen zu halten.
    Sie flogen den ganzen Tag lang. Noch vor ihrem Abflug, als zwei Notretter sich aus dem Hubschrauber auf den Waldboden abgeseilt hatten, war seine Wunde am Arm erneut notdürftig versorgt worden. Die Schmerzmittel, die er bekommen hatte, ließen ihn völlig entspannt werden, doch trotzdem sprach er nicht ein Wort mit den anderen, sondern ließ sich von seinen Gedanken ausfüllen, die genauso frei wie der Hubschrauber am Himmel durch seinen Kopf strömten.
    Die Sonne ging unter, als der Pilot zum zweiten Mal über die in die Kopfhörer eingebaute Sprechanlage das Wort an seine Passagiere richtete.
    »Wir überqueren in fünf Minuten die US-Grenze. Bitte halten Sie ihre Reisepässe bereit und melden sie steuerpflichtige Einkäufe beim Zoll an. Scherz beiseite. Willkommen daheim, Leute.«
    Noah beugte sich breit grinsend in seinem Sitz vor und blickte nach draußen. Ihm war kalt von dem heftigen Luftzug. Doch als er direkt vor ihnen ein Meer von hell erleuchteten Straßenzügen sah, die sich in ordentlichem Quadratmuster durch die schwarze Landschaft zogen und die Stadt San Diego bildeten, vergaß er alles andere und ließ es zu, dass ein Gefühl von tiefer Erleichterung ihn durchströmte. Sie waren wieder in Sicherheit.
    Der Hubschrauber flog ohne Umschweife einen Militärstützpunkt an, der direkt am Pazifik etwas außerhalb der Stadt lag. Unter ihnen schwenkten Landehelfer helle Leuchtstäbe, als sie sich dem Boden näherten. Eine kleine Kolonne von schwarzen SUVs wartete bereits mit eingeschaltetem Blaulicht auf sie, ebenso wie ein Krankentransporter. Es kam Noah vor als würde der Hubschrauber wie im Zeitraffer auf dem Militärlandeplatz

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