Kronjuwel (German Edition)
ich mit einem Stipendium an die Universität in San Francisco gegangen.«
»Stipendium? So gut warst du?«
»Nein, Basketball. Eine Zeit lang hatte ich sogar Hoffnungen auf die Profi Liga, aber dann hab ich mir bei einem Trainingsspiel einen Halswirbel gebrochen. Ich hatte ziemliches Glück.«
»Und danach?«, hakte Noah weiter, denn das zunehmende Lallen in Derricks Stimme machte ihn unruhig.
»Habe ich mich auf meine Ausbildung konzentriert und obwohl ich mein Sportstipendium verloren hatte, gab man mir wenig später ein Stipendium wegen ausgezeichneter Leistungen in meinen Kernfächern.«
»Kein schlechter Lebenslauf«, meinte Noah anerkennend.
Sie erreichten den kleinen Bach, von dem Caine gesprochen hatte und mit einem Mal wurde Noah wieder bewusst, dass Caine die ganze Zeit in der Leitung gewesen war und ihr Gespräch mitgehört hatte.
»Sind Sie noch da«, sagte er in den Hörer.
»Ja, Noah, das bin ich. Jetzt nach Südwesten. Eine halbe Meile noch. Einer von uns kommt Ihnen gleich entgegen.«
Er setzte seinen mühsamen Weg durch den immer noch tiefschwarzen Wald fort.
Schließlich erblickte er etwa zweihundert Meter weiter vorne einen hellen Lichtfleck.
»Hat ihr Mann eine Taschenlampe dabei?«, fragte er Caine.
»Ja, ja das ist er!«, erwiderte sie euphorisch und Noah fiel es schwer nicht augenblicklich vor Freude in Tränen auszubrechen. Der kleine Lichtkegel kam immer näher. Die Gestalt in der Ferne hatte sie ebenfalls erspäht und kam eilig auf sie zugelaufen.
»Benjamin«, sagte Noah zur Begrüßung, als er den blonden Mann erkannte.
»Wie geht es ihm?«, fragte der ohne Umschweife und half Noah dabei, Derrick von seinem Rücken zu laden.
»Nicht gut«, sagte Noah kurz angebunden und zusammen trugen sie Derrick weiter in Richtung des Rests der Gruppe.
»Wie seid ihr entkommen?«, fragte Noah und bemerkte dabei, dass er sich jetzt selbst nur unter enormer Anstrengung wach halten konnte.
»Ich weiß es nicht mehr genau«, gab der junge Mann zurück, »Als der Angriff anfing bin ich mit einigen anderen einfach losgerannt. Wir haben alles da gelassen, bis auf einen Rucksack mit technischer Ausrüstung und einer Tasche voller Proviant.«
»Gute Auswahl«, musste Noah die Besonnenheit des anderen anerkennen. Zwar war er ihm bereits vorher über den Weg gelaufen, besonders aufgefallen war der Wissenschaftler aus Dr. Goodwins Team ihm aber noch nicht.
Mit gemeinsamen Kräften legten sie auch die letzten Meter zu der Stelle zurück, an der die Gruppe um Caine und Dr. Goodwin sich gesammelt hatte. Es war eine völlig ungeschützte Stelle, mitten im Wald und Noah konnte keinen Grund sehen, warum die Angreifer sie nicht auch hier finden würden, wenn sie immer noch hinter ihnen her waren. Doch als er erleichtert und völlig entkräftet auf die kleine Lichtung stolperte, auf der im Kreis die sieben anderen Expeditionsteilnehmer saßen, als seien sie jeden Moment bereit dazu, ihre Flucht fortzusetzen, merkte er, wie er sich kaum noch um die Gefahr scherte, die ihnen drohte.
»Noah«, rief Caine aus, als sie auf ihn zustürmte und ihn fest an sich drückte, doch sie ließ sofort wieder von ihm ab, als der Schmerz in seinem Oberarm ihm ein leises Winseln entlockte.
»Oh mein Gott, Noah«, sagte sie mit blankem Entsetzen in ihrem Gesicht, als sie sah, wie stark die Wunde an seinem Arm noch immer blutete.
»Kümmern Sie sich nicht um mich, Derrick hat es viel schlimmer erwischt«, sagte Noah nur und versuchte dabei beschwichtigend zu klingen, doch wollte es ihm mit seiner vor Anstrengung zitternden Stimme nicht so recht gelingen, die Ruhe rüberzubringen, die er ausstrahlen wollte.
Caine warf Derrick einen Blick zu, den Benjamin mittlerweile auf einer Decke abgelegt hatte. Drei Leute beugten sich zu ihm herunter, deren Gesichter Noah nicht genau erkennen konnte. Einer von ihnen hielt einen Rucksack im Schoß und kramte darin nach etwas, um Derricks wunden wenn auch nur notdürftig zu versorgen.
»Ich glaube, das kriegen die anderen schon hin«, meinte Caine und wandte sich wieder Noah zu.
Er hatte das Gefühl, langsam rückwärts zu gleiten, auch wenn er fest mit dem Rücken auf dem erdigen Waldboden lag. Als würde jemand ihn an seinem Gürtel in die Erde hineinziehen zog er sich weiter in sich zurück, bis ihm schließlich, ohne dass er sich dagegen wehre konnte, die Augen zufielen. Das letzte was er sah, bevor er in eine Mischung aus Schlaf und Bewusstlosigkeit glitt war ein fast liebevoller
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