Kronjuwel (German Edition)
gerade sagen«, kam die erleichterte Antwort zurück.
»Wo sind Sie?«
»Irgendwo mitten im Wald. Derrick ist schwer verletzt und mir geht es auch nicht besonders.«
»Ich bin hier mit einer großen Gruppe. Dr. Goodwin und sieben andere sind bei mir. Wir glauben, dass wir sie abgeschüttelt haben. Wir hatten Kontakt mit dem Militär, Noah. Sobald die Sonne aufgeht, schicken sie uns Hubschrauber und holen uns hier raus.«
Eine Träne der Erleichterung lief an Noahs Wange herunter, als er das hörte.
»Können Sie uns orten?«, fragte er dann und holte tief Luft während er die Antwort erwartete.
»Ja! Ja, natürlich!«, kreischte Caine am anderen Ende, als ihr klar wurde, dass sie so die anderen finden konnte.
»Geben Sie mir eine Minute, Noah. Bleiben Sie in der Leitung.«
»Ich werde schon nicht auflegen«, sagte Noah und senkte dabei grinsend den Kopf. Im Hintergrund hörte er wie Caine mit jemand anderem sprach. Wenige Momente später meldete sie sich wieder.
»Hören Sie?«
»Und ob.«
»Sie können unser Signal nicht sehen, aber wir haben hier einen Computer, mit dem wir Sie sehen können. Ich kann Sie jetzt auf einer Karte sehen. Die einzige Möglichkeit besteht darin, dass Sie zu uns kommen, indem ich Ihnen den Weg durchgebe, denn wir haben hier selbst Verletzte, ohne die wir hier nicht weg können.«
Noah schloss die Augen. Es würde nicht leicht werden, Derrick erneut aufzurichten, doch es gab keine andere Wahl.
»Gut«, sagte er schließlich, »Wie weit ist es?«
»Eine gute Meile südlich von Ihnen.«
Noah hörte, wie jemand an ihrem Ende ihr etwas erklärte, als sie kurz unterbrach.
»In Ihrem Telefon ist ein Kompass. Damit können Sie den Weg finden.«
Noch während sie sprach stand Noah auf und beugte sich über Derrick.
»Willst du mir endlich sagen, was hier los ist?«, fragte Derrick, der von der vorangegangenen Unterhaltung nur die Hälfte mitbekommen hatte. Noah sah, dass sich das Blut, aus seiner Bauchverletzung immer weiter ausbreitete und jetzt schon die gesamte Vorderseite seines T-Shirts von seinem Blut klebte.
»Wir kommen hier wieder weg. Eine Meile von hier haben einige von den anderen eine sichere Stelle gefunden. Und wir werden jetzt dahin gehen.«
»Noah,« wollte Derrick ihn schon wieder abwimmeln, doch Noah ließ es nicht zu. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass Derricks Stimme zittriger, dass seine Worte immer unklarer wurden.
»Los jetzt«, sagte er entschlossen und packte Derrick unter den Achseln, um ihn anzuheben. Als er ihn erneut auf seinen Rücken gehoben hatte, legte er den Kopf zur Seite um das Telefon zwischen seiner Schulter und seinem Ohr einzuklemmen.
»Wir können«, sagte er, als er bereit war, zu gehen.
»Sie müssen ein paar hundert Meter weit nach Süden gehen, dann kommen Sie zu einem kleinen Bachlauf. Ab dort weiter nach Südwesten. Wir bleiben in Verbindung, wenn Sie irgendwo falsch abbiegen sehen wir das auf dem Computer und können korrigieren.«
»Danke«, sagte Noah und setzte sich erneut in Bewegung. Trotz der kurzen Pause hatte sein Körper sich noch nicht im geringsten von den vorangegangenen Strapazen erholt. Der Schmerz in seinem Oberarm pochte unaufhörlich weiter und seine Beine ächzten unter der Last der Anstrengung.
»Alles in Ordnung, Derrick?«, fragte er, während er langsam durch den Wald schritt.
»Ging mir schon besser«, erwiderte Derrick und klang dabei noch kraftloser als zuvor.
»Hey, das wird schon wieder. Aber du musst mir eine Sache versprechen, hörst du. Schlaf nicht ein.«
Derrick wollte zwar lachen, doch alles was er hervorbrachte war ein leises Keuchen.
»Es ist verlockend«, sagte er schließlich.
»Was?«
»Einfach die Augen zu schließen und darauf zu warten, dass es zu Ende geht.«
»Was soll daran verlockend sein?«
»Es ist der vernünftige Weg. Warum soll man sich für eine ungewisse Zukunft dermaßen anstrengen.«
»Nein, es ist der einfache Weg. Es ist das Wegrennen vor der Herausforderung«, gab Noah zurück und klang dabei noch bestimmter als zuvor, als hoffe er, dass ein Teil seines Kampfgeistes auf Derrick abfärben würde und ihn noch ein wenig länger durchhalten ließe.
»Erzähl mir was von dir«, fügte er nach einer kurzen Pause hinzu.
»Was soll ich dir erzählen?«
»Hast du Familie, wo bist du aufs College gegangen, aus welcher Stadt stammst du?«, versuchte Noah ihn zu beschäftigen.
»Geboren in New Orleans, Louisiana«, ging Derrick auf ihn ein. Nach der High School bin
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